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Schrei der Nachtigall

Schrei der Nachtigall

Titel: Schrei der Nachtigall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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reichte Dr. Bakakis die Hand.
    »Wofür?«
    »Nur so. Und kümmern Sie sich weiter so gut um Allegra. Ich wünsche mir auch, dass sie wieder aufwacht.« Und an Allegra gewandt: »Und du kommst jetzt mal allmählich aus deinem Schneckenhaus hervor. Du kannst das doch deiner Umwelt nicht antun. Es gibt so viele Menschen,die dich lieben«, sagte er und erschrak selber über seine Worte. Er schaute Dr. Bakakis entschuldigend an. »Tut mir leid …«
    »Braucht es nicht, jede Ansprache ist gut. Kommen Sie wieder. Tschüs.«
    Brandt nahm diesmal die Treppe, lief mit schnellen Schritten zu seinem Auto und machte sich auf den Weg nach Hause. Das Bild von Allegra ging ihm nicht aus dem Kopf. Im Radio lief gerade Werbung, und er schaltete es aus. Wie gut geht es mir doch, dachte er während der Fahrt. Wie verdammt gut!

Mittwoch, 19.15 Uhr
    Andrea war bereits da und hatte schon den Tisch gedeckt, doch von Sarah und Michelle war nichts zu sehen oder zu hören, keine laute Musik aus ihren Zimmern, der Fernseher war aus. Sie wollten die letzten Tage der Sommerferien wohl noch einmal richtig genießen, zudem es mit Sicherheit genügend Gesprächsstoff gab, den vor allem Sarah mit ihrer besten Freundin zu teilen hatte. Ein Freund, ein Spanier, ein Don Juan! Und er war natürlich wieder einmal der letzte, der es erfahren hatte, und auch das nur über Umwege. Wenn er heute am Frühstückstisch Andrea nicht so beharrlich auf Sarahs seltsames Verhalten angesprochen hätte, wüsste er noch immer nichts. Doch mitten in diese Gedanken tauchte sein Besuch bei Allegra vor seinen Augen auf, und er dachte, wie dumm erdoch war, sich über die Geheimniskrämerei seiner Frauen aufzuregen, schließlich waren sie alle gesund und lebten. »Idiot«, sagte er leise zu sich selbst, ging zu Andrea und gab ihr einen Kuss. Er merkte erst jetzt die Anstrengung des Tages, der noch längst nicht vorüber war. Zudem war er durchgeschwitzt, alles klebte an ihm, er würde noch vor dem Abendessen duschen und sich frische Sachen anziehen. Andrea sah ihn nur schweigend an und sagte dann ohne eine Begrüßung, doch in einem merkwürdig kühlen Ton, den er von ihr nicht gewohnt war: »Was macht dein Mordfall?«
    »Keine Ahnung, ob’s überhaupt einer ist. Aber warum guckst du mich so an?«
    »Ach, nichts weiter«, antwortete sie und holte Brot aus dem Schrank.
    »Für nichts weiter verhältst du dich aber ganz schön komisch. Sag bloß, es ist wegen der Klein?«
    »Sag bloß, es ist wegen der Klein«, äffte sie ihn nach. »Warum bist du überhaupt drauf eingegangen? Oder gehört das auch zu euren kleinen neckischen Spielchen?«
    »Jetzt mach aber mal halblang! Irgendwer hat es ihr gesteckt, und wenn sie ohnehin schon Bescheid weiß, warum sollte ich dann so tun, als wüsste ich selbst von nichts?! Und außerdem ist mir jetzt ein ganzes Stück wohler, wenn das verdammte Versteckspiel endlich vorbei ist …«
    »Aber doch nicht so …«
    »Sie hat selbst gesagt, dass du ihre beste Freundin bist. Warum hast du es ihr nicht längst erzählt? Ihr kennt euch länger und seht euch auch öfter. Schieb mir jetzt also bittenicht den schwarzen Peter zu, dafür bin ich nämlich ganz und gar nicht in der Stimmung.«
    Andrea schürzte die Lippen. Ihr Blick sagte mehr, als tausend Worte es vermocht hätten. Sie ließ sich auf die Couch fallen und drückte ein Kissen fest an ihre Brust. Brandt setzte sich neben sie und wollte sie umarmen, doch sie wandte sich ab.
    »Was ist das jetzt? Wollen wir uns deswegen streiten? Ändert das irgendetwas an unserer Beziehung? Ich hoffe nicht.«
    »Ich bin einfach nur sauer«, stieß sie hervor und machte dabei ein Gesicht wie ein störrisches Kind.
    »Auf wen?«, fragte Brandt und vermied es tunlichst zu grinsen, obwohl ihm danach war. »Auf mich oder auf dich?«
    Sie antwortete nicht gleich, nahm nur blitzschnell das Kissen und schlug damit mehrfach auf ihn ein. »Auf dich, auf mich, auf alle! Und weißt du eigentlich, wie spät es ist? Na, klingelt’s jetzt?«
    »Nee, aber du wirst mir bestimmt gleich sagen, warum es klingeln sollte.«
    »Das ist wieder mal typisch. Hatten wir heute morgen nicht ausgemacht, ins Kino zu gehen? Aber so was vergisst der werte Herr ja geflissentlich!«
    »Uups, das hab ich wirklich ganz vergessen«, sagte er mit entschuldigender Miene. »Und daraus wird auch leider nichts, weil ich nachher noch bei einer Exhumierung dabei sein muss. Du wirst morgen eine Leiche auf den Tisch kriegen, die seit knapp vier Wochen

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