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Schrei in der Nacht

Schrei in der Nacht

Titel: Schrei in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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lächerlich mache.«
      Er schüttelte den Kopf und sagte ruhig: »Das sind Sie niemals.«
      Sie lächelte ihn unter Tränen an, doch dann
legte sie eine Hand gegen seine Brust und stieß ihn leicht von
sich. »Gehen Sie«, sagte sie dabei weich, »gehen Sie
schlafen.« Er blieb noch einen Moment stehen und versuchte in
ihrem Gesicht zu lesen, dann drehte er sich um und ging zur Tür.
Als er sie öffnete, erklang hinter ihm ihre Stimme im normalen
Tonfall: »Sie schlafen in dem Raum, der zwei Türen hinter
meinem Zimmer liegt. Passen Sie auf, daß Sie sich nicht
während der Nacht verlaufen!«
      Um seine Mundwinkel spielte ein schwaches
Lächeln. »Wenn mir das geschähe, so wäre das der
netteste Irrtum meines Lebens.« Eine Blutwelle schoß ihr
ins Gesicht, und er schloß schnell die Tür, bevor sie etwas
erwidern konnte.
    Als er durch den Flur zum Fuß der
Treppe ging, bemerkte er plötzlich Rogan, der sich über einen
kleinen Tisch in der Ecke beugte. Einen Augenblick lang beobachtete
Fallon ihn schweigend; dann trat er näher und sagte
gefährlich ruhig: »Habe ich dir nicht befohlen, im Zimmer zu
bleiben?« Rogan fuhr erschrocken herum. Er hielt ein Telefonbuch
in der Hand, das er schnell auf den Tisch fallen ließ, und
antwortete mit falschem Lachen: »Entschuldigung, Mr. Fallon. Ich
habe nur die Adresse eines Freundes gesucht.«
    »Wolltest du Besuche machen?« fragte Fallon sarkastisch.
      Rogan schüttelte den Kopf und begann die Treppe
emporzusteigen. »Ein Kamerad hier in der Stadt, den ich kannte.
Ich glaubte, er könnte uns helfen; aber er steht nicht mehr im
Buch. Ist anscheinend weggezogen.«
      Gemeinsam stiegen sie zum ersten Stock empor und
gingen den Gang entlang. Am Fuß der Treppe, die zum
Dachgeschoß emporführte, blieben sie stehen, und Fallon
mahnte: »Versuch in Zukunft das zu tun, was ich befohlen habe.
Die Lage ist schon schlimm genug; auch ohne, daß du noch etwas
Dummes anstellst.«
      Rogan drehte sich mit geballten Fäusten um und
zischte haßerfüllt: »Treiben Sie es nicht zu weit mit
mir, Fallon! Sie mögen einmal ein großer Mann gewesen sein,
aber Ihre Zeit ist vorbei!«
      Fallon trat nah an ihn heran und drängte ihn
gegen die Wand. »Willst du einen Kampf haben?« fragte er
wild. »Ich würde nämlich nichts lieber tun, als dich zu
Brei schlagen.« Rogan starrte ihn an und ließ
schließlich den Blick sinken. Fallons Stimme wurde eiskalt, und
seine Worte prasselten auf Rogan nieder wie Peitschenhiebe: »Ich
habe deine dreckige Haut gerettet, weil deine Mutter mich darum gebeten
hat. Daß sie das tat, finde ich heute merkwürdig, denn
soviel ich sehe, ist sie weit besser ohne dich dran. Auf jeden Fall
möchte ich dir klarmachen, daß du für mich nicht mehr
bist als die elendste Ratte, die mir je über den Weg gelaufen
ist!« Einen Augenblick stand er noch und schaute auf den kleinen
Mann herunter; dann setzte er ruhig hinzu: »Und jetzt los –
geh schlafen.«
      Rogan hob langsam seinen Kopf, und in seinen Augen
stand rasender Haß. »Gute Nacht wünsche ich Ihnen, Mr.
Fallon«, zischte er, dann wandte er sich um und stieg die Treppe
hinauf.
    Fallon schaute ihm nach, bis Rogan fast
oben angelangt war; dann rief er ihm noch nach: »Bei der
Gelegenheit, Rogan, möchte ich dir noch raten, mich nicht von
hinten niederzuknallen! Das könnte für dich höchst
ungesund werden! In der Tat, fast möchte ich, daß du es
einmal versuchst.« Rogan blieb auf der obersten Stufe stehen,
drehte sich aber nicht um, sondern ging schnell weiter und verschwand
in der Dunkelheit des oberen Ganges.
      Als er in sein Bett kroch, schaute Fallon auf die Uhr
und stellte fest, daß es erst neun war. Das Bett war kühl
und mit sauberen Leinentüchern bezogen, die einen schwachen Duft
nach Lavendel verbreiteten. Fallon stellte sich vor, daß das
Mädchen die Wäsche für ihn besonders auspacken
mußte, und er lächelte in der Dunkelheit leicht vor sich
hin. Dann steckte er sich eine Zigarette an, rauchte genußvoll
und dachte dabei an Anne. Sie wurde langsam zu einem Problem für
ihn. Er rief sich die Erinnerung an jenes Gefühl wach, das er
hatte, als sie in seinem Arm lag und an seiner Schulter weinte, und
eine Welle von Zärtlichkeit durchlief ihn. Eine Weile schwelgte er
in angenehmen Vorstellungen: Wie alles hätte sein
können…! Doch dann riß er sich zusammen, fluchte
leise und zwang seine Gedanken, zur Wirklichkeit zurück zu kehren.
Alles andere war unerreichbare

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