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Schrei in der Nacht

Schrei in der Nacht

Titel: Schrei in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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sein Gesicht zu einem bitteren
Lächeln. »Ja, ich weiß«, knurrte er. »Es
gibt noch eine Chance, die wir ergreifen müssen.« Er wandte
sich zum Gehen, zögerte aber und sagte leise zu Murphy: »Ich
glaube, es ist ganz gut, wenn du im Vorderzimmer Beobachtungsposten
beziehst. Bei der kleinsten Bewegung schreie sofort los. Ich bin im
Badezimmer, wenn du mich brauchst.«
    Er füllte das Waschbecken mit kaltem
Wasser und tauchte seinen Kopf einige Male unter. Dann drehte er den
Hahn mit heißem Wasser auf und wusch Gesicht und Schultern
eingehend. In einem Badezimmerschrank fand er einen Rasierapparat,
dessen Klinge noch leidlich scharf war. Er rieb sein Gesicht mit Seife
ein und fiel über die harten Borsten seines Bartes her. Dabei
mußte er an Rogan denken und fragte sich, was der kleine Mann
wohl vorhabe. Fallon fühlte sich unbehaglich. Irgend etwas war
faul mit Rogan; einiges an ihm war nicht gesund. Dieser Bursche war
einfach nicht ganz normal. Fallon rieb sein Gesicht trocken, zog sein
Hemd über den Kopf und seufzte. Was für eine Schweinerei das
alles! Was für eine verdammte Schweinerei! Er betrachtete sich im
Spiegel und schüttelte dann den Kopf. »Du wirst niemals
schlau werden«, sagte er leise zu sich, »du lernst niemals
aus!«
      Er trat auf den Treppenabsatz hinaus und wollte gerade
die Treppe hinuntergehen, als das Mädchen in der Küche
plötzlich aufschrie, grell und anhaltend. Es war ein Schrei
furchtbarer Qual. Fallon erstarrte für eine Sekunde, dann sprang
er die Treppe hinunter und lief in die Küche. Murphy tauchte
voller Angst mit erschrecktem Gesicht aus dem Vorderzimmer auf.
»Mein Gott«, rief er, »was ist los?«
      Fallon war nicht imstande zu antworten. Er strebte auf
die Küchentür zu und riß sie auf. Anne Murray hatte
sich über den Tisch geworfen, ihr Körper wurde von Schluchzen
geschüttelt. Fallon schaute sich wild um. Ein Eindringling war
nicht zu sehen. Das Radio lief, eine kühle Stimme verkündete
gerade das Ende der Nachrichten, und Fallon drehte es ab. Dann beugte
er sich über das Mädchen und legte eine Hand auf ihre
Schulter. »Anne«, brachte er zart hervor, »was gibt
es? Was ist geschehen?«
    Langsam drehte sie ihm den Kopf zu und
sah ihn an. Tränen liefen ihr über die Wangen, und ein
Ausdruck von Abscheu lag auf ihrem Gesicht. »Die
Nachrichten«, stammelte sie gebrochen, »die
Sieben-Uhr-Nachrichten…! Ihr hattet euch gestern im Gewölbe
von St. Nicholas versteckt, stimmt es? Pater Maguire fand euch. Er
befahl euch zu verschwinden und rief die Polizei an!« Fallon
nickte stumm, eine schreckliche Ahnung zerrte an seinem Herzen. Sie
fuhr fort: »Die Polizei kam dann zum Gewölbe, ein junger
Kriminalbeamter öffnete die Tür. Jemand hatte dort eine
Handgranate mit einer Schnur angebracht. Sie explodierte, und die
Ladung ging dem Beamten ins Gesicht.« Fallon starrte voller
Entsetzen auf sie. Anne stand auf und reckte ihr Gesicht dem seinen
entgegen.
      »Er ist tot!« schrie sie, »er war einundzwanzig Jahre alt, und Sie haben ihn getötet!«
      Fallon schüttelte den Kopf. Er war völlig
empfindungslos. Er konnte sich nur an eines klar erinnern –
Rogans seltsame Verzögerung, als sie das Gewölbe
verließen und zum Wagen eilten. Fallon befeuchtete die Lippen und
versuchte zu sprechen. »Es war Rogan«, kam es dann heraus,
»Rogan tat es!«
      Annes ganzer Körper wurde von Weinen
geschüttelt. »Sie waren es!« rief sie aus, »Sie
haben ihn befreit, damit er anständige Leute umbringen
kann!«
      Fallon wandte sich ab; Murphy aber packte ihn zitternd
vor Erregung am Ärmel. »Es war nicht unsere Schuld, Mr.
Fallon, nicht wahr?« In seiner jungen Stimme lag furchtbare
Verzweiflung und Angst.
      Fallon versuchte zu sprechen, aber es gab darauf
nichts zu sagen, und Murphy blieb ohne Antwort. Plötzlich erklang
die Türglocke. Für einen Moment wurde es still, und alle drei
schauten einander an. Das Mädchen hörte zu weinen auf und
stand da, mit der einen Hand ihren Mund zuhaltend und die
furchterfüllten Augen weit geöffnet. Murphy eilte auf den
Flur hinaus und starrte aus dem Seitenfenster, als die Glocke zum
zweitenmal erscholl. – Dann wandte er sich hastig zurück,
sein Gesicht war weiß und verzerrt, und er rief heiser: »Es
ist Rogan!«
      Fallon zögerte einen Moment, ging ihm dann aber
langsam entgegen und zischte: »Öffne die Tür und
laß ihn herein.«
    Bevor Murphy dies tun konnte, klingelte
es erneut. Als die Tür aufging,

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