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Schrei in der Nacht

Schrei in der Nacht

Titel: Schrei in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Füße. In diesem
Moment gab die Wolke den Mond wieder frei.
    Rogan war knapp vierzig Meter entfernt und stand einige
    Meter tiefer als Fallon; sein Wagen parkte am Rande der
Straße. Fallons Hand zitterte. Er zwang sich zur Ruhe, holte tief
Atem, legte den Revolver auf den angewinkelten Arm und zielte
sorgfältig. Dann drückte er ab. Rogan schien
zusammenzuzucken; er schlug einen Purzelbaum und lag dann strampelnd
auf dem Boden. Fallon stieß einen Triumphschrei aus, doch als er
vorwärtsrennen wollte, erhob sie Rogan wieder und schleppte sich
zum Wagen hin. Dabei zog er ein Bein nach. Wieder hob Fallon den
Revolver und drückte ab, aber es gab nur ein harmloses Klicken.
Rogan hatte unterdessen den Wagen erreicht; er riß die Tür
auf, wenige Augenblicke später sprang der Motor an, und der Wagen
fuhr davon. Fallon heulte vor Wut und Enttäuschung und schleuderte
den leeren Revolver dem fliehenden Fahrzeug nach. Der Wagen holperte
den Hügel hinauf und verschwand dann auf der anderen Seite; das
Motorengeräusch erstarb in der Ferne.
      Fallon drehte sich um und humpelte zurück zum
Haus. Er versuchte flach zu atmen, da er herausgefunden hatte,
daß ihm dies weniger Schmerzen bereitete. Als er das Tor
erreichte, mußte er verschnaufen und sich festhalten, weil ein
brennender Schmerz durch seinen Körper fuhr. Niemals vorher hatte
er solch eine Qual empfunden. Mehrere Minuten lang hing er dort am
Zaun, bis der Schmerz endlich nachließ und er wieder etwas freier
atmen konnte. Mit einem Taschentuch wischte er sich den Schweiß
vom Gesicht. Seine Hände zitterten. Irgend etwas stimmte nicht mit
ihm. Natürlich kam das von der Wunde – eine andere Ursache
gab es nicht. Aber im Augenblick interessierte ihn einzig und allein,
was mit Murphy geschehen war.
    Er öffnete die Tür und trat in
die Küche. Anne stand mit dem Rücken zu ihm; ihre Arme waren
nackt bis zu den Ellenbogen und mit Blut bespritzt. Auf dem Tisch lag
Johnny Murphy und starrte mit aufgerissenen Augen zur Decke. Hannah
wischte ihm mit einem feuchten Tuch den Schweiß von der Stirn.
Dann und wann verdrehte er die Augen und unterdrückte einen Schrei
in seiner Kehle. Fallon trat an den Tisch heran und schaute auf den
Jungen hinunter. Dessen Leib glich einem Stück rohen Fleisches;
noch niemals vorher hatte Fallon so viel Blut gesehen. Er schloß
die Augen, wandte sich ab und stöhnte: »Heilige Mutter
Gottes!«
      Anne war dabei, die schlimmsten Wunden mit
großen Stücken Leinen und Baumwollstoff zu verbinden.
»Wir müssen ihn in ein Krankenhaus bringen!« sagte sie
zurückgewandt.
    »Das nächstgelegene ist das von Stramore«, warf Hannah ein.
      Einen Augenblick war es völlig still,
während Anne sich aufrichtete. Dann stöhnte der Junge
schmerzlich auf, und Anne begann wieder zu verbinden. »Wir
müssen es versuchen!« meinte sie.
      Fallon atmete tief und schwer, trat wieder neben den
Tisch und schaute hinab auf den Jungen. Als Murphy einmal die Augen
öffnete, stand bereits der Tod in ihnen. Der Junge rang nach
Worten, aber Fallon beruhigte ihn: »Du darfst nicht sprechen! Wir
werden dich zu einem Arzt bringen, und du wirst bald wieder
gesund!«
      Murphy schüttelte schwach den Kopf, und ein kaum
merkliches Lächeln erschien um seine Mundwinkel. »Was
für ein schrecklicher Lügner Sie sind, Mr. Fallon!« Er
schloß die Augen, öffnete sie aber noch einmal und fragte
mit Anstrengung: »Haben Sie ihn erwischt?«
      Fallon zögerte einen Augenblick, dann
lächelte er und nahm den Jungen bei der Hand. »Ja, ich habe
ihn erwischt!«
    Ein Lächeln tiefer Befriedigung trat
auf Murphys Gesicht, und er schloß wieder die Augen. »Es
lebe die Republik, Mr. Fallon!« flüsterte er. Seine Finger
verkrampften sich für einen winzigen Moment um Fallons Hand und
wurden dann kraftlos; sein Kopf sank zur Seite…
      In der Ecke wimmerte Charlie leise vor sich hin.
Fallon starrte noch eine Weile auf den toten Körper, drehte sich
dann um und ging schwerfällig zum Fenster.
    »Haben Sie ihn wirklich erwischt?« fragte Hannah ruhig.
      Kopfschüttelnd mußte er bekennen:
»Nein, ich habe ihn zwar angeschossen, aber er konnte zu seinem
Wagen entkommen und ist jetzt bestimmt schon zehn Meilen weit
weg.«
      Er ließ sich auf einen Stuhl fallen und
stützte den Kopf in die Hände. Hannah trat zu ihm und
streichelte ihm die Schulter. »Machen Sie sich keine
Vorwürfe! Es sollte so kommen, Martin. Keiner von uns kann gegen
das Schicksal an!«
      Er

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