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Schrei in der Nacht

Titel: Schrei in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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der Veranda kam, ging irgendwie anders. Und sie ging vorgebeugt, so daß ihre Haare ihr Gesicht bedeckten. Sie halten sich immer so gerade…«

    »Joe, wäre es möglich, daß Sie an jenem Abend Rooney mit meinem Mantel gesehen haben?«
    Joe sah sie verwirrt an. »Nein. Ich habe doch nur deswegen da gestanden, weil ich Rooney auf dem Weg zum Haus gesehen hatte und ihr nicht in die Arme laufen wollte. Sicher, Rooney war da, aber die Frau, die in das Auto gestiegen ist, war eine andere.«
    Jenny rieb sich die Stirn. Sie war in den letzten Tagen beinahe zu der Überzeugung gelangt, daß Rooney der Schlüssel zu all den rätselhaften Geschehnissen sei.
    Rooney hatte die Möglichkeit gehabt, das Haus praktisch geräuschlos zu betreten und wieder zu verlassen. Rooney konnte sogar mitgehört haben, wie sie und Erich über Kevin sprachen. Rooney konnte im Guthrie-Theater angerufen haben. Rooney wußte von der Schiebetür zwischen den beiden Schlafzimmern. Alles paßte zusammen, wenn Rooney an jenem Abend ihren Mantel angehabt und Kevin getroffen hatte.
    Wer sonst hatte den Mantel angehabt? Wer hatte Kevin aufgefordert zu kommen? Es war ein Rätsel.
    Aber Joe hatte wenigstens gesagt, daß er sie, Jenny, nicht mehr für die betreffende Person hielt.
    Sie stand auf, um zu gehen. Es hatte keinen Sinn, hier zu sein, wenn Maude nach Hause kam. Maude würde entsetzt sein. Jenny versuchte zu lächeln. »Joe, ich bin so froh, daß ich Sie wieder einmal gesehen habe. Wir haben Sie vermißt. Es ist eine gute Nachricht, daß Sie wieder bei uns arbeiten wollen.«
    »Ich war auch froh, als Mr. Krueger mir die Stelle angeboten hat. Und wie gesagt, ich habe ihm erzählt, was ich Ihnen eben gesagt habe.«
    »Was hat er geantwortet?«
    »Er hat gesagt, ich soll den Mund halten, es würde nur wieder Probleme geben, wenn ich die Geschichte aufrühre. Und ich habe geschworen, nie wieder davon zu sprechen. Aber er hat natürlich nicht gemeint, daß ich es auch Ihnen nicht erzählen darf.«
    Sie konzentrierte sich darauf, ihre Handschuhe anzuziehen. Er durfte nicht sehen, daß sie total fertig war.
    Erich hatte von ihr verlangt, jenes Geständnis zu schreiben, in dem sie sagt, sie sei zu Kevin ins Auto gestiegen, obgleich Joe ihm vorher gesagt hatte, jemand anders habe ihren Mantel angehabt.
    Sie mußte gründlich darüber nachdenken.
    »Jenny, ich — ich war schrecklich in Sie verliebt. Ich glaube, sie hatten meinetwegen großen Ärger mit Mr.
    Krueger.«
    »Schon gut, Joe.«
    »Aber ich muß Ihnen sagen, wie es war. Wie ich meiner Ma erklärt habe, sind Sie genau der Typ, den ich finden möchte, wenn ich mal heirate. Ich habe es Ma ganz genau erklärt. Sie machte sich Sorgen und sagte, Onkel Josh hätte ein ganz anderes Leben gehabt, wenn Caroline nicht gewesen wäre. Aber er scheint es zu schaffen. Er hat keinen Tropfen mehr angerührt, seitdem das mit Baron passiert ist, und sie gehen jetzt wieder zusammen.«
    »Wer geht wieder zusammen?«
    »Onkel Josh war verlobt, als der Unfall passierte. Als John Krueger überall erzählte, er sei so unvorsichtig gewesen, weil er nur Augen für Caroline gehabt hätte, war seine Verlobte so wütend, daß sie Schluß gemacht hat. Und dann fing Josh an zu trinken. Aber jetzt, nach all den Jahren, treffen sie sich wieder.«
    »Joe, mit wem trifft dein Onkel sich?«
    »Mit dem Mädchen, mit dem er damals verlobt war, das heißt, jetzt ist sie natürlich kein Mädchen mehr.
    Wissen Sie denn nicht, Jenny? Mit Elsa, Ihrer Haushälterin.«
34
    Elsa war also mit Josh Brothers verlobt gewesen. Sie hatte nie geheiratet. Wieviel Bitterkeit gegen die Kruegers mochte sich in all den Jahren in ihr angestaut haben? Warum hatte sie die Stelle auf der Farm angenommen? Die Art, wie Erich sie behandelte, war so demütigend, fast unmenschlich. Elsa hätte den Mantel aus dem Wandschrank nehmen können. Elsa hätte hören können, wie sie mit Erich über Kevin sprach. Elsa hätte die Mädchen über Kevin aushorchen können. Aber warum?
    Sie mußte mit jemandem sprechen; sie mußte sich jemandem anvertrauen.
    Jenny blieb stehen. Der Wind peitschte ihr ins Gesicht.
    Es gab einen Menschen, dem sie vertrauen konnte, einen, dessen Gesicht sie nun vor sich sah.
    Es war Mark, und er mußte inzwischen aus Florida zurück sein.
    Sobald sie das Haus erreicht hatte, suchte sie die Nummer der Tierklinik heraus und rief an. Dr. Garrett werde jeden Augenblick erwartet; wer am Apparat sei?
    Sie wollte ihren Namen nicht hinterlassen. »Um

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