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Schrei in der Nacht

Titel: Schrei in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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trösten. Es hätte auch keinen Sinn gehabt.

    Sheriff Gunderson lief als erstes zum Telefon. »Es besteht immer noch die Möglichkeit, daß er sich nur eingebildet hat, die Dinge zu tun, die wir ihm jetzt unterstellen. Es gibt nur einen Weg, uns Gewißheit zu verschaffen, und wir dürfen keine Zeit verlieren.«
    Wieder wurde der Friede eines Grabs gestört.
    Scheinwerfer tauchten die Steine in unnatürliche nächtliche Helligkeit. Bohrer fraßen sich in den gefrorenen Boden von Carolines letzter Ruhestätte.
    Rooney, die inzwischen überraschend ruhig war, sah aufmerksam zu.
    Alle Blicke waren auf das Grab gerichtet, als sich plötzlich blaue Wollfetzen in die aufgebohrte Erde mischten.
    Einer der Arbeiter rief aus dem Grab: »Sie ist da. Um Gottes willen, schafft die Mutter fort.«
    Clyde nahm Rooney in die Arme und wandte sich mit ihr zum Gehen. »Jetzt wissen wir es wenigstens«, sagte er.
    Als sie wieder im Haus waren, brach draußen der Tag an.
    Mark machte Kaffee. Wann war er wohl auf den Verdacht gekommen, die Kinder könnten bei Erich in Gefahr sein? Sie fragte ihn danach.
    »Jenny, als ich gestern abend zurückkam, habe ich Dad angerufen. Ich wußte, daß Tinas Geschichte von der Frau auf dem Bild und dem Baby ihn schrecklich mitgenommen hatte. Er gab zu, daß er tatsächlich wußte, daß Erich als Junge psychisch gestört war. Caroline hatte Luke anvertraut, Erich habe eine geradezu krankhafte Bindung an sie und scheine sich mit ihr zu identifizieren.
    Sie hatte ihn dabei ertappt, wie er sie im Schlaf beobachtete, wie er heimlich eins von ihren Nachthemden unter sein Kopfkissen legte, wie er ihr Cape anzog.
    Sie ging mit ihm zu einem Arzt, aber John Krueger wollte nichts von einer Behandlung wissen. John behauptete, ein Krueger hätte keine psychischen Probleme, und es liege nur daran, daß Caroline ihn zu sehr verwöhne und zu viel Zeit mit ihm verbringe. Das sei das eigentliche Problem.
    Caroline war inzwischen einem Nervenzusammenbruch nahe. Sie tat das einzige, was sie konnte. Sie verzichtete auf das Sorgerecht, nachdem John ihr versprochen hatte, Erich auf ein Internat zu schicken. Sie hoffte, eine andere Umgebung würde ihm helfen. Aber nach ihrem Tod brach John sein Versprechen. Erich bekam nie Hilfe.
    Als Dad hörte, was Tina über die Frau auf dem Bild sagte, und als er hörte, wie Rooney behauptete, Caroline öfters gesehen zu haben, begann er zu vermuten, was los war. Ich glaube, dieser Schock war die Hauptursache für seinen Herzanfall. Hätte er sich mir doch nur anvertraut!
    Natürlich hatte er nicht den Schatten eines Beweises.
    Aber er sagte immerhin, ich solle alles tun, um Erich zu überreden, Sie und die Kinder nach Florida kommen zu lassen.«
    »Mrs. Krueger.« Die Stimme des Sheriffs war stockend. Hatte er Angst, sie würde ihm weitere Vorwürfe machen? »Dr. Philstrom ist da. Wir haben ihn zu der Hütte gebracht, und er hat sich die … Bilder angesehen. Er möchte mit Ihnen sprechen.«
    »Jenny, können Sie mir sagen, was Erich bei seinem letzten Anruf gesagt hat?« fragte Philstrom.
    »Er war wütend, weil ich versuchte, ihm beizubringen, daß all das, was er über mich glaubte, vielleicht nicht stimmte.«
    »Hat er die Mädchen erwähnt?«
    »Er sagte, daß es ihnen gutgeht.«
    »Wie lange ist es her, seit er die Kinder zuletzt mit Ihnen sprechen ließ?«
    »Neun Tage.«
    »Ich verstehe. Jenny, ich will aufrichtig sein. Es sieht nicht sehr gut aus, aber Erich scheint das letzte Bild gemalt zu haben, ehe er mit den Mädchen verschwand.
    Es sind viele Einzelheiten darauf. Er war später allerdings mindestens noch einmal in der Hütte, das wissen wir, weil wir eine Schere mit Nerzhaaren gefunden haben. Trotzdem dürfte er das Bild gemalt haben, ehe er mit den Kindern weggefahren ist.«
    Sie wagte kaum aufzuatmen. »Sie meinen, sie sind vielleicht noch nicht tot?«
    »Ich möchte keine falschen Hoffnungen wecken. Aber denken Sie einmal nach. Er wünscht sich immer noch, mit Ihnen zusammenzuleben und Sie vollkommen in seiner Gewalt zu haben, sobald er jenes Geständnis in der Hand hat. Solange er also noch an ein Zusammenleben glaubt, besteht eine Chance, eine gewisse Chance…«
    Jenny stand auf. Tina, Beth. Wenn ihr tot wäret, würde ich es wissen. Genau wie ich gewußt habe, daß Nana jene letzte Nacht nicht überleben würde. Genauso wie ich wußte, daß dem Baby etwas passieren würde.
    Aber Rooney hatte es nicht gewußt. Sie hatte seit nunmehr zehn Jahren darauf gewartet, daß

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