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Schrei in der Nacht

Titel: Schrei in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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viele Bilder. Aber nicht von ihm.
    Caroline hat sie gemalt.«
    »Mrs. Krueger…«
    An ihm konnte sie ihren Zorn ablassen. Sie ahmte seine dumpfe Stimme nach. »Wollen Sie nicht vielleicht etwas sagen, Mrs. Krueger? Ist Ihnen plötzlich etwas eingefallen?« Aber dann begann sie hilflos zu schluchzen.
    »Jenny«, sagte Mark flehend. »Der Sheriff hat keine Schuld. Ich hätte gleich drauf kommen müssen. Dad hatte angefangen zu vermuten…«
    Der Sheriff betrachtete das Bild. Sein Gesicht wirkte auf einmal zusammengesunken, die schweren Falten schlaff. Sein Blick war auf die obere rechte Ecke gerichtet, das Bettchen, das vom Himmel herunterhing, und die groteske, Caroline ähnelnde Gestalt, die sich darüber beugte. »Mrs. Krueger, Erich ist zu mir gekommen. Er sagte, er könne verstehen, daß man über den Tod des Babys geredet hat. Er forderte mich auf, eine Autopsie zu beantragen.«
    Die Tür wurde aufgestoßen. Erich, dachte sie. O Gott, Erich. Aber es war Clyde, der hereingestürzt kam. Mit mißbilligendem und zugleich besorgtem Gesicht sagte er:
    »Was zum Teufel ist hier los?« Er sah auf das Bild.
    Jenny beobachtete, wie seine ledrige Haut eine fahlgraue Färbung annahm.
    »Clyde, wer ist da?« rief Rooney. Ihre Schritte näherten sich, der vereiste Schnee knackte.
    »Verstecken Sie das Ding«, bat Clyde. »Um Himmels willen, sie darf es nicht sehen. Da —« Er warf es hastig in den Vorratsschrank.
    Rooney erschien auf der Türschwelle. Sie wirkte etwas voller im Gesicht als früher, und ihre Augen blickten klar und ruhig. Jenny fühlte, wie die mageren Arme sich um ihre Schultern legten. »Jenny, Sie haben mir gefehlt.«
    Mit Lippen, die leblos schienen, antwortete sie mühsam: »Sie mir auch.« Sie hatte angefangen, Rooney die Schuld an allem zu geben, was passiert war. Sie hatte alles, was Rooney ihr erzählt hatte, als Produkt einer kranken Phantasie abgetan.
    »Jenny, wo sind die Mädchen? Kann ich sie sehen?«
    Die Frage war wie eine Ohrfeige. »Erich ist weg mit ihnen.« Sie war sich bewußt, daß ihre Stimme unnatürlich bebte.
    »Komm, Rooney. Du kannst morgen wieder herkommen. Du mußt jetzt nach Hause. Der Arzt hat gesagt, du sollst dich sofort hinlegen«, drängte Clyde.
    Er nahm ihren Arm, führte sie zur Tür, sah sich um.
    »Ich bin gleich wieder da.«
    Während sie warteten, brachte sie es fertig, Mark und dem Sheriff zu erzählen, wie sie die Hütte gesucht hatte.

    »Sie haben den letzten Anstoß gegeben, Mark. Gestern abend. Ich sagte, die Kinder würden es bei Erich gut haben, und Sie haben kein Wort geantwortet. Später, als ich im Bett lag, wußte ich auf einmal, daß Sie sich Sorgen um die beiden machen.
    Und ich fing an zu überlegen. Wenn nicht Rooney, wenn nicht Elsa, wenn nicht ich selbst… Und ich sagte mir in einem fort, Mark hat Angst um die Kinder. Dann fiel es mir ein. Erich. Es mußte Erich sein.«
    »An jenem ersten Abend hat er mich gezwungen, Carolines Nachthemd anzuziehen… Er wollte, daß ich Caroline war. Er schlief sogar in seinem alten Bett. Und die Fichtennadelseife, die er den Kindern aufs Kopfkissen legte. Ich wußte, daß er es gewesen war. Und Kevin. Er muß geschrieben haben, daß er nach Minnesota käme… Oder er hat angerufen und es gesagt…
    Erich hat die ganze Zeit mit mir Katz und Maus gespielt.
    Er muß gewußt haben, daß ich mich mit Kevin getroffen hatte. Er sagte, jemand sei mit dem Auto gefahren — er hatte natürlich vorher den Tacho abgelesen. Sicher ist ihm der Tratsch von der Frau aus der Kirche zu Ohren gekommen.«
    »Jenny.«
    »Nein, ich will alles sagen. Er hat mich danach in dasselbe Restaurant eingeladen. Als Kevin drohte, die Adoption aufzuhalten, hat er ihn gebeten, hierherzukommen. Das ist die einzige Erklärung dafür, daß der Anruf von unserem Anschluß kam. Wenn ich Schuhe mit hohen Absätzen anhabe, bin ich ungefähr so groß wie er. Mit meinem Mantel… und mit der schwarzen Perücke sah er mir so ähnlich, daß er ins Auto steigen konnte, ehe Kevin etwas merkte. Er muß Kevin geschlagen haben. Und Joe. Er war eifersüchtig auf Joe.

    Es ist gut möglich, daß er an jenem Tag früher nach Haus kam, als er mir gesagt hatte. Und er wußte das mit dem Rattengift. Aber mein Kind. Er hat mein Kind gehaßt.
    Vielleicht wegen der rötlichen Haare. Er muß von Anfang an vorgehabt haben, das Baby umzubringen, von dem Moment an, als er ihm Kevins Namen gab.«
    War sie es, die so hart und trocken schluchzte? Sie konnte jetzt nicht aufhören

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