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Schrei in der Nacht

Titel: Schrei in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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gegessen. Tun Sie mir den Gefallen und kommen Sie mit. Es gibt aber nur kalten Braten und Salat.«
    Sie bemerkte Erichs Stirnrunzeln, doch zu ihrer Erleichterung verschwand es so schnell, wie es gekommen war. »Bitte, Mark«, drängte er.
    Beim Lunch wurde Jenny sich bewußt, daß sie immerfort an Feuermaid denken mußte. Zuletzt sagte Erich: »Liebling, du strahlst wie ein Kind. Ist es meinetwegen oder wegen der Stute?«
    »Ich muß gestehen, ich freue mich so wahnsinnig über das Pferd, daß ich noch nicht mal daran gedacht habe, dir zu danken.«
    »Hatten Sie je ein Haustier, Jenny?« fragte Mark.
    Er war von einer natürlichen Ungezwungenheit, die ihr das Gefühl gab, sie kenne ihn schon seit hundert Jahren.
    »Ich habe beinahe mal eins gehabt«, antwortete sie lachend. »Einer unserer Nachbarn in New York hatte einen Zwergpudel, ein Weibchen. Jedesmal wenn sie warf, besuchte ich sie nachmittags, wenn ich von der Schule kam, um nach den Jungen zu sehen. Ich war damals elf oder zwölf. Aber wir durften in unserer Wohnung keine Tiere halten.«
    »Also ist Ihnen immer was abgegangen«, vermutete Mark.
    »O ja. Ich glaube, ich sehnte mich zumindest unbewußt danach, ein lebendes Wesen heranwachsen zu sehen.«
    Sie tranken den Kaffee aus, und Mark schob seinen Stuhl zurück. »Vielen Dank, Jenny. Es war sehr gemütlich.«
    »Kommen Sie doch bitte zum Dinner, wenn Erich aus Atlanta zurück ist. Und bringen Sie eine Bekannte oder Freundin mit.«
    »Eine gute Idee«, stimmte Erich zu, und sie hatte den Eindruck, daß er meinte, was er sagte. »Wie wär’s mit Emily? Sie hat schon immer ein Auge auf dich gehabt.«
    »Sie hat ein Auge auf dich gehabt«, verbesserte Mark.
    »Aber ich kann sie ja fragen, ob sie Lust hat.«
    Bevor Erich fuhr, umarmte er sie und drückte sie fest an sich. »Du wirst mir sehr fehlen, Jenny. Vergiß bitte nicht, abends alles abzuschließen.«
    »Ich denke daran. Wir schaffen es schon allein.«
    »Die Straßen sind vereist. Wenn du etwas aus dem Supermarkt brauchst, laß dich von Joe fahren.«
    »Erich, ich bin ein großes Mädchen«, protestierte sie.
    »Mach dir um mich keine Sorgen.«
    »Ich kann nicht anders. Ich ruf dich heute abend an, Liebling.«
    Als Jenny abends gemütlich im Bett lag und ein Buch las, wurde sie sich schuldbewußt darüber klar, daß sie ein köstliches Gefühl der Freiheit empfand. Bis auf das Summen der ab und zu anspringenden Heizanlage war alles still. Sie konnte hören, wie Tina auf der anderen Seite des Flurs dann und wann im Schlaf redete. Sie lächelte und dachte daran, daß Tina neuerdings nie mehr aufwachte und schrie.
    Erich müßte jetzt schon in Atlanta sein. Er würde sicher bald anrufen. Sie blickte sich im Zimmer um. Die Tür des Wandschranks war halb geöffnet, und sie hatte ihren Morgenrock auf dem kleinen Sessel davor liegengelassen. Erich hätte ihn sicher sofort auf einen Bügel gehängt, aber heute konnte sie es so machen wie früher.

    Sie wandte sich wieder ihrem Buch zu. Eine Stunde später klingelte das Telefon. Sie griff sofort zum Hörer.
    »Hallo, Liebling«, sagte sie.
    »Was für eine nette Begrüßung!«
    Es war Kevin.
    »Kevin.« Jenny setzte sich so unvermittelt auf, daß das Buch vom Bett hinunter auf den Boden fiel. »Wo bist du?«
    »In Minneapolis. Guthrie Theater. Zum Vorsprechen!«
    Jenny empfand akutes Unbehagen. »Kevin, wie schön für dich.« Sie bemühte sich, aufrichtig zu klingen.
    »Wir werden sehen. Wie kommst du zurecht, Jen?«
    »Sehr gut, danke.«
    »Und die Kinder?«
    »Sie finden es herrlich hier.«
    »Ich komme runter, um sie zu besuchen. Bist du morgen zu Haus?« Seine Worte waren barsch, sein Ton beinahe aggressiv.
    »Nein, Kevin.«
    »Ich möchte meine Kinder sehen. Wo ist Krueger?«
    Irgend etwas hielt Jenny davon ab, ihm zu sagen, daß Erich vier Tage fort sein würde.
    »Er ist im Moment nicht da. Ich dachte eben, daß er am Telefon ist.«
    »Sag mir, wie ich zu euch komme. Ich nehme mir einen Leihwagen.«
    »Kevin, das kannst du nicht machen, Erich wäre absolut wütend. Du hast kein Recht, hierherzukommen.«
    »Ich habe jedes Recht, meine Kinder zu sehen. Die Adoption ist noch nicht endgültig. Ich brauche nur mit dem Finger zu schnippen, um alles wieder rückgängig zu machen. Ich möchte mich vergewissern, daß Beth und Tina glücklich sind, das mußt du doch verstehen.

    Vielleicht haben wir beide einen Fehler gemacht.
    Vielleicht sollten wir darüber reden. Also, wie komme ich zu euch?«
    »Du kommst

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