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Schrei in der Nacht

Titel: Schrei in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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einsam sein, vier Tage allein.« Sie seufzte unwillkürlich.
    In beinahe drei Wochen hatte sie nur mit einer Handvoll Menschen gesprochen: Clyde, Joe, Elsa, Rooney und Mark.
    Elsa gab so selten etwas von sich, daß Jenny manchmal den Eindruck hatte, eine Stumme sei im Haus.
    Rooney, Clyde und Joe waren nicht unbedingt das, was sie gute Bekannte nennen konnte. Mit Mark hatte sie seit jenem Abend nur einmal kurz geplaudert, obgleich er, wie sie von Joe wußte, wenigstens ein halbes dutzendmal nach Baron geschaut hatte.
    Erst nach einer Woche auf der Farm war ihr bewußt geworden, daß das Telefon nie klingelte. »Hat man in eurem County noch nichts von der Ruf-doch-mal-an-Kampagne gehört?« scherzte sie.
    »Der Hauptanschluß ist im Büro«, erläuterte Erich.
    »Und ich stelle Anrufe nur dann durch, wenn ich einen besonders wichtigen erwarte. Sonst würde mich jeder behelligen, der gerade im Büro ist.«
    »Aber wenn niemand da ist?«
    »Dann zeichnet der Anrufbeantworter Mitteilungen auf.«
    »Aber warum?«
    »Liebling, wenn ich etwas nicht ausstehen kann, dann ein aufdringliches Telefon, das einen immerzu stört.

    Wenn ich fort bin, wird Clyde natürlich abends zum Haus durchstellen, damit ich dich erreichen kann.«
    Jenny wollte protestieren, ließ es aber dann bleiben.
    Später, wenn sie erst einmal Freunde in der Nachbarschaft hatte, würde sie noch Zeit genug haben, Erich zu einem normalen Telefonverkehr zu bewegen.
    Er hatte die Bilder zu Ende sortiert. »Übrigens, ich habe nachgedacht. Es wird langsam Zeit, daß ich dich ein bißchen herumzeige. Hättest du Lust, Sonntag zur Kirche zu gehen?«
    »Ich schwöre, du kannst Gedanken lesen« antwortete sie lachend. »Ich habe mir gerade gewünscht, ein paar von deinen Freunden kennenzulernen.«
    »Ich mache mir eigentlich nichts aus Gottesdiensten, aber dafür stifte ich dann und wann etwas. Und du?«
    »Ich habe früher keine einzige Messe versäumt. Als Kev und ich heirateten, bin ich dann ziemlich nachlässig geworden. Aber da der Apfel nicht weit vom Stamm fällt, wie Nana immer sagte, werde ich bestimmt früher oder später wieder regelmäßig gehen.«
    Am folgenden Sonntag besuchten sie den Gottesdienst der Kirche ›Luther-Zion‹. Die Kirche war alt und nicht sehr groß, praktisch eine Kapelle. Die kunstvollen bleiverglasten Fenster verteilten das Winterlicht so, daß es blau und grün und golden auf den Altar schien. Sie konnte die Inschriften auf einigen der Fenster lesen.
    Gestiftet von Erich und Gretchen Krueger, 1906…
    Gestiftet von Erich und Olga Krueger, 1930.
    Das Fenster über dem Altar, eine Anbetung der drei Könige, war besonders schön. Verblüfft las sie: In liebevollem Gedenken an Caroline Bonardi-Krueger, gestiftet von Erich Krueger. Sie zupfte ihn am Arm.
    »Wann hast du das Fenster gestiftet?«

    »Letztes Jahr, als die Kirche renoviert wurde.«
    Tina und Beth saßen zwischen ihnen, und es war schwer zu entscheiden, woran es lag, daß sie so mucksmäuschenstill waren, an der feierlichen Atmosphäre oder aber an ihren nagelneuen blauen Mänteln und dazu passenden Mützen. Die Leute betrachteten die beiden den ganzen Gottesdienst lang. Sie wußte, daß Erich sich der Blicke ebenfalls bewußt war.
    Er lächelte zufrieden und schob bei der Predigt seine Hand unter ihre.
    Mitten beim Gottesdienst flüsterte er plötzlich. »Du bist so schön, Jenny. Alle haben nur Augen für dich und die Kinder.«
    Später machte er sie bekannt mit Pastor Barstrom, einem schmächtigen Herrn mit einem gütigen Gesicht, ungefähr Ende sechzig. »Wir freuen uns, Sie hier zu haben, Jenny«, sagte er herzlich. Er blickte auf die Mädchen hinunter. »Wer von euch ist nun Beth, und wer ist Tina?«
    »Sie wissen ja ihre Namen«, sagte Jenny erfreut.
    »Aber ja. Erich hat mir alles von Ihnen erzählt, als er am Pfarrhaus vorbeikam. Ich hoffe, Sie sind sich darüber klar, was für einen außerordentlich großzügigen Mann Sie haben. Wir haben es ihm zu verdanken, daß die neue Begegnungsstätte für unsere Senioren sehr komfortabel und modern ausgestattet sein wird. Ich habe Erich schon als Jungen gekannt, und wir freuen uns jetzt alle für ihn.«
    »Ich bin auch sehr glücklich«, sagte Jenny und lächelte.
    »Donnerstag abend haben wir eine
    Frauenveranstaltung im Gemeindezentrum. Möchten Sie nicht auch kommen? Wir würden Sie gern näher kennenlernen.«

    »Ich werde sehen, ob ich es einrichten kann«, antwortete Jenny.
    »Liebling, laß uns gehen«, sagte

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