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Schrei in der Nacht

Titel: Schrei in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Ihren geschiedenen Mann nicht am neunten März angerufen, um ein Treffen mit ihm zu vereinbaren, und er ist an jenem Abend nicht hierhergekommen?«
    »So ist es.«
    »Warum hätte er seinen Kollegen sagen sollen, daß Sie es waren, die anrief? Was für eine Absicht hätte er mit solch einer Lüge verfolgen sollen?«
    »Ich weiß nur, daß Kevin manchmal behauptet hat, er müsse mich und die Kinder besuchen, wenn er irgendwelche Situationen abbiegen wollte, die peinlich zu werden drohten. Er benutzte es zum Beispiel oft als Vorwand, wenn er mit einer Freundin Schluß machen wollte, weil er eine andere kennengelernt hatte.«
    »Darf ich dann fragen, warum Sie über sein Verschwinden so außer Fassung sind? Ich meine, wenn Sie glauben, er habe nur eine neue Affäre?«
    Ihre Lippen waren so steif, daß es schwer war, Worte zu formen. Sie redete ganz langsam, wie eine Lehrerin vor einer Klasse Abc-Schützen. »Sie müssen verstehen, daß irgend etwas Schreckliches passiert sein muß. Kevin war
    doch ins Ensemble des Guthrie-Theaters aufgenommen worden. Das stimmt doch, oder?«
    »Ja.«
    »Sie müssen ihn suchen«, sagte sie eindringlich. »Er würde eine solche Stelle niemals gefährden. Sein Beruf ist ihm das Wichtigste überhaupt.«
    Einige Minuten später brachen sie auf. Sie bestand darauf, sie zur Tür zu bringen. Sie konnte sich das Gespräch vorstellen, das stattfinden würde, wenn Emily wieder zu Hause war: »Stell dir vor, sie ist gar keine Witwe … der Mann, den sie im Restaurant geküßt hat, war ihr Geschiedener … Und jetzt ist er verschwunden …
    Der Sheriff denkt offensichtlich, daß sie lügt… Der arme Erich …«
    »Ich werde dies wie eine Vermißtenmeldung behandeln, die Presse alarmieren und das Übliche… Wir melden uns wieder bei Ihnen, Mrs. Krueger.«
    »Danke, Sheriff.«
    Er war fort. Mark zog seinen Mantel an. »Jenny, Sie sollten sich jetzt hinlegen. Sie sehen noch recht mitgenommen aus.«
    »Danke, daß ihr gekommen seid«, sagte Erich. »Tut mir leid, daß der Abend so endete.« Er hatte Jenny umfaßt. Er küßte sie auf die Wange. »Das zeigt wieder mal, was geschieht, wenn man eine Frau mit Vergangenheit heiratet, nicht wahr?«
    Sein Ton war amüsiert. Emily lachte. Marks Gesicht zeigte keinerlei Regung. Als die Tür hinter ihm zugegangen war, schritt Jenny wortlos zur Treppe. Sie wollte nur noch eines, zu Bett.
    Erichs überraschte Stimme ließ sie innehalten. »Jenny, du willst doch nicht mitten in der Nacht in diesem Zustand fort?«

20
    Rooney kam durch den Hintereingang in die Küche, als Jenny nach dem Frühstück eine zweite Tasse Tee trank.
    Jenny fuhr herum, als sie das Klicken der ins Schloß fallenden Tür hörte. »Oh!«
    »Habe ich Sie erschreckt?« Es klang, als ob Rooney sich darüber freute. Ihr Blick war ins Leere gerichtet, dünne Strähnen ihres vom Wind zerzausten Haars fielen ihr ins Gesicht.
    »Rooney, die Tür war abgeschlossen. Ich dachte, Sie sagten, Sie dürften keinen Schlüssel mehr haben.«
    »Ich muß einen gefunden haben.«
    »Wo? Meiner ist nämlich nicht mehr da.«
    »Habe ich Ihren gefunden!«
    Natürlich, dachte Jenny. Der Steppmantel, den ich ihr geschenkt habe. Er war in der Tasche. Gott sei Dank habe ich Erich nicht erzählt, daß ich ihn nicht mehr fand.
    »Darf ich ihn bitte wiederhaben?« Sie streckte die Hand aus.
    Rooney sah sie verwirrt an. »Ich habe nicht gewußt, daß in dem Mantel ein Schlüssel war. Wir haben Ihnen den Mantel zurückgegeben.«
    »Ich glaube nicht.«
    »Doch, Clyde hat es so gewollt. Er hat ihn selbst zurückgebracht. Ich habe Sie in dem Mantel gesehen.«
    »Er ist nicht im Schrank«, sagte Jenny. Aber was für eine Rolle spielt das schon? überlegte sie. Sie versuchte es auf einem anderen Weg. »Zeigen Sie mir doch mal Ihren Schlüssel, Rooney.«
    Rooney zog ein dickes Schlüsselbund aus der Tasche.
    Die großen Schlüssel waren alle mit einem beschrifteten Anhänger versehen: Haus, Scheune, Büro, Kornspeicher…
    »Rooney, sind das nicht Clydes Schlüssel?«
    »Ich glaube, ja.«
    »Sie müssen sie zurückbringen. Er wird böse sein, wenn er merkt, daß Sie seine Schlüssel nehmen.«
    »Er sagt, ich darf sie nicht nehmen.«
    So kam Rooney also ins Haus. Ich werde Clyde sagen müssen, daß er seine Schlüssel verstecken soll, dachte Jenny. Erich bekam bestimmt einen Wutanfall, wenn er herausfand, daß sie Zugang zu den Schlüsseln hatte.
    Jenny sah Rooney mitfühlend an. Sie hatte sie in den drei Wochen, seit der Sheriff

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