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Schrei in der Nacht

Titel: Schrei in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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gekommen war, nicht mehr besucht, und sie hatte es sogar vermieden, ihr über den Weg zu laufen.
    »Setzen Sie sich und trinken Sie eine Tasse Tee«, sagte sie eindringlich. Erst jetzt sah sie, daß Rooney ein Päckchen unter dem Arm hatte. »Was haben Sie denn da?«
    »Sie haben gesagt, ich darf Jumper für die Mädchen machen. Sie haben es erlaubt.«
    »Ja, natürlich. Zeigen Sie mal.«
    Zögernd entfernte Rooney das braune Packpapier und schüttelte zwei veilchenblaue Cordjumper aus einer weiteren Papierhülle. Die Nähte waren sauber, die Taschen in Erdbeerform waren rot und grün bestickt.
    Jenny sah, daß sie genau passen würden.
    »Rooney, sie sind wunderschön«, sagte sie aufrichtig.
    »Sie können wunderbar nähen.«
    »Ich freue mich, daß Sie Ihnen gefallen. Ich hatte Arden einen Rock aus diesem Stoff gemacht und behielt etwas übrig. Ich wollte ihr noch eine Jacke machen, aber dann ist sie fortgelaufen. Finden Sie nicht, daß es ein schönes Blau ist?«

    »O ja. Es wird den Kindern sehr gut zu ihrem Haar stehen.«
    »Ich wollte Ihnen den Stoff zeigen, ehe ich anfing, aber als ich an dem Abend kam, sind Sie gerade weggegangen, und ich wollte Sie nicht aufhalten.«
    Ich soll an irgendeinem Abend weggegangen sein?
    Wohl kaum, dachte Jenny, aber es hat sicher keinen Zweck, Rooney zu fragen, was sie meint. Sie merkte, wie froh sie über Rooneys Gesellschaft war. Die beiden letzten Wochen waren schrecklich lang gewesen. Sie hatte in einem fort an Kevin denken müssen. Was mochte passiert sein? Er fuhr gern sehr schnell. Er fuhr an jenem Tag ein fremdes Auto, und die Straßen waren vereist.
    War es möglich, daß er einen Unfall hatte, daß er vielleicht selbst gar nicht verletzt war, aber den geliehenen Wagen beschädigt hatte? Konnte er so sehr in Panik geraten sein, daß er Minnesota kurzerhand verließ?
    Immer wieder kehrte sie zu der einen unwiderlegbaren Tatsache zurück: Kevin hätte das Engagement am Guthrie-Theater nie aufgegeben.
    Sie fühlte sich hundeelend. Sie mußte Erich unbedingt sagen, daß sie schwanger war. Sie mußte zu einem Arzt gehen.
    Noch nicht. Nicht bevor das mit Kevin geklärt war. Es sollte eine gute Nachricht sein, wenn sie sagte, daß sie ein Kind erwartete. Erich sollte sich freuen. Sie durfte es nicht in dieser gespannten, beinahe feindseligen Atmosphäre erzählen.
    Nach der Dinnerparty hatte Erich darauf bestanden, jeden Teller, jedes einzelne Kristallglas und jedes Stück Tafelsilber mit der Hand zu spülen. Es sei zu empfindlich und kostbar für die Spülmaschine, meinte er. Sie scheuerten sogar die Töpfe, ehe sie nach oben gingen.

    Als sie sich hinlegte, bemerkte er: »Ich muß sagen, du siehst völlig aufgelöst aus, Jenny. Ich habe nicht gewußt, daß MacPartland dir so viel bedeutet. Nein, ich werde es anders ausdrücken. Ich habe es vielleicht geahnt, und vielleicht hat es mich deshalb nicht überrascht, daß du dich heimlich mit ihm getroffen hast.«
    Sie hatte versucht, alles zu erklären, aber ihre Rechtfertigung kam ihr selbst konfus vor, alles andere als überzeugend. Schließlich war sie einfach zu müde, zu sehr außer Fassung, um weiter darüber zu reden.
    Während sie eindöste, hatte er den Arm um sie gelegt.
    »Ich bin dein Mann, Jenny«, sagte er. »Egal was geschieht, ich werde dir beistehen, solange du mir die Wahrheit sagst.«
    »… wie ich schon sagte, ich wollte Sie nicht bei Ihrem Besuch aufhalten«, sagte Rooney gerade.
    »Was? Oh, entschuldigen Sie.« Jenny merkte, daß sie nicht zugehört hatte. Sie sah über den Tisch. Rooneys Blick war jetzt wieder klar. Bis zu welchem Grad hing ihr Problem mit dem Trauma zusammen, das Arden mit ihrem Fortgehen verursacht hatte, und bis zu welchem Grad lag es wohl daran, daß Rooney keinerlei Kontakt mit der Außenwelt zu haben schien? »Rooney, ich wollte schon immer nähen lernen. Glauben Sie, Sie könnten es mir beibringen?«
    Rooney begann zu strahlen. »O ja, ich würde es sehr gern tun. Und wenn Sie wollen, kann ich Ihnen auch zeigen, wie man strickt und häkelt.«
    Sie ging einige Minuten später. »Ich werde alles zusammensuchen und morgen nachmittag wiederkommen«, versprach sie. »Es wird wieder wie früher. Caroline konnte das alles auch nicht, und ich habe es ihr gezeigt. Vielleicht können Sie eine schöne Steppdecke machen, bevor Ihnen etwas passiert.«
    »Hallo, Jenny«, rief Joe freudig.
    O Gott, dachte sie. Erich war nur ein paar Schritte hinter ihr, aber er und die Mädchen hatten den Stall

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