Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schrei in der Nacht

Titel: Schrei in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:
behauptet hatte, er habe den Fleck auf der Tapete selbst gemacht.
    Erich war ein Pedant, ein Perfektionist.
    Als Mark sich zum Gehen wandte, rief Erich: »Dann bis heute abend.«
    Heute abend? fragte Jenny sich. Wieder eine Party.
    Oder etwas Geschäftliches? Was es auch sein mochte, er würde es ihr nicht sagen.
    Die Mädchen saßen ab und kamen zu ihr gelaufen.
    »Daddy hat gesagt, er wird bald auf Baron mit uns reiten«, sagte Beth. »Reitest du nicht gern mit uns, Mami?«
    Joe führte die Ponys in den Stall. »Bis morgen, Mrs.
    Krueger«, sagte er. Er würde sie bestimmt nie wieder mit Jenny anreden.
    »Komm, Liebes.« Erich nahm ihren Arm. »Waren meine beiden kleinen Prinzessinnen nicht eine Schau?«
    Meine Prinzessinnen. Meine Mädchen. Meine Töchter.
    Nicht unsere, immer nur meine. Wann hatte das angefangen? Jenny wurde sich bewußt, daß das, was sie empfand, heftige Eifersucht war. Großer Gott, dachte sie, laß mich bloß nicht deswegen die Fassung verlieren. Daß die Kinder so glücklich sind, ist im Moment das einzig Gute in meinem Leben.
    Sie hatten das Haus fast erreicht, als ein Auto in die Einfahrt bog, ein Auto mit einem Rotlicht auf dem Dach.
    Sheriff Gunderson.
    Hatte er Neuigkeiten über Kevin? Sie zwang sich, nicht schneller zu gehen, keine Besorgnis zu zeigen. Als der Sheriff aus dem Wagen stieg, hakte Erich sie unter.
    An der linken Hand hielt er Tina. Beth lief ihnen voraus.

    Der treu ergebene Ehemann steht seiner Frau in Bedrängnis bei, dachte Jenny. Das mußte der Eindruck sein, den der Sheriff bekam.
    Wendell Gunderson machte ein grimmiges Gesicht.
    Selbst als er Erich begrüßte, wirkte er ein wenig formeller als letztesmal. Er wollte unter vier Augen mit ihr sprechen.
    Sie gingen in die Bibliothek. Jenny dachte daran, daß es in den ersten Wochen ihr Lieblingszimmer gewesen war. Das Treffen mit Kevin hatte alles geändert. Der Sheriff ignorierte das Sofa und wählte den einzigen Stuhl im Raum.
    »Mrs. Krueger, wir haben nicht die kleinste Spur von Ihrem früheren Mann entdeckt. Die Polizei von Minneapolis ermittelt jetzt unter dem Gesichtspunkt, daß möglicherweise ein Verbrechen geschehen ist. Es gibt keinerlei Indiz dafür, daß er länger fortbleiben wollte. In einer Schreibtischschublade waren zweihundert Dollar; er nahm nur eine kleine Reisetasche mit, als er ging. Alle, die am Guthrie mit ihm arbeiteten, haben gesagt, daß er bestimmt nicht freiwillig sein Engagement am Theater beendet hätte. Heute ist mir klar, daß es viel leichter gewesen wäre, wenn ich damals schon darauf bestanden hätte, allein mit Ihnen zu reden. Sagen Sie bitte die Wahrheit, denn ich kann Ihnen versichern, daß sie sowieso herauskommen wird, wenn die Ermittlungen erst einmal richtig in Gang sind. Haben Sie Kevin MacPartland am Nachmittag des neunten März angerufen?«
    »Nein.«
    »Haben Sie ihn am Abend des neunten März gesehen?«
    »Nein.«

    »Wie wir inzwischen wissen, verließ er Minneapolis gegen halb sechs Uhr. Wenn er auf dem schnellsten Weg durchgefahren wäre, hätte er gegen neun hier sein können. Nehmen wir an, er hat irgendwo Pause gemacht, um etwas zu essen. Wo waren sie an jenem Montagabend zwischen halb zehn und zehn?«
    »Im Bett. Ich habe vor neun das Licht ausgemacht. Ich war schrecklich müde.«
    »Sie behaupten also, Sie hätten ihn nicht gesehen?«
    »Ja.«
    »Die Telefonvermittlung im Guthrie-Theater sagt, er sei von einer Frau angerufen worden. Gibt es eine Frau, die ihn unter Ihrem Namen hätte anrufen können?
    Vielleicht eine gute Freundin?«
    »Ich habe hier keine guten Freundinnen«, sagte Jenny.
    »Und auch keine guten Freunde, was das betrifft.« Sie stand auf. »Sheriff, niemand wünscht sich sehnlicher als ich, daß Kevin MacPartland gefunden wird. Er ist immerhin der Vater meiner Kinder. Zwischen uns ist nie eine Spur von Feindschaft gewesen. Würden Sie also bitte deutlicher werden? Worauf wollen Sie hinaus?
    Meinen Sie vielleicht, daß ich Kevin hierher einlud oder hierherlockte, weil ich wußte, daß mein Mann nicht dasein würde? Und wenn ja, wollen Sie andeuten, daß ich etwas mit seinem Verschwinden zu tun habe?«
    »Ich deute gar nichts an, Mrs. Krueger. Ich bitte Sie lediglich, uns alles zu sagen, was Sie wissen. Wenn wir wissen, daß MacPartland auf dem Weg hierher war und nicht ankam, haben wir zumindest einen Ausgangspunkt.
    Wenn er hier war und Sie sagen, wann er wieder abfuhr, haben wir etwas anderes. Verstehen Sie, worauf ich hinauswill? Mir ist klar,

Weitere Kostenlose Bücher