Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schrei in der Nacht

Titel: Schrei in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:
ohne Zweifel schlecht für das Baby.
    Als sie den Kessel aufsetzte, sah sie Rooneys Kopf am Fenster vorbeihüpfen. Diesmal klopfte Rooney.
    Heute blickte sie nicht irgendwohin ins Leere, und ihr Gesicht wirkte normal und gefaßt. »Ich mußte Sie einfach sehen.«
    »Setzen Sie sich, Rooney. Kaffee oder Tee?«
    »Jenny!« Rooney schien ganz klar im Kopf zu sein.
    »Ich habe Ihnen etwas Schlimmes angetan, aber ich werde versuchen, es wiedergutzumachen.«
    »Was können Sie mir Schlimmes angetan haben?«
    Rooneys Augen füllten sich mit Tränen. »Ich habe mich so unendlich viel besser gefühlt, seit Sie hier sind.
    Wie ein anderer Mensch. Ein hübsches junges Mädchen, mit dem ich reden konnte, dem ich Nähen beibringen konnte. Ich war so glücklich. Und ich habe es Ihnen kein bißchen übelgenommen, daß Sie ihn getroffen haben. Mit einem Krueger zu leben, ist nicht leicht. Das hat Caroline auch gemerkt. Ich verstehe Sie also. Und ich hatte nie davon reden wollen, mit niemandem.«
    »Wovon reden, Rooney? Es kann doch nicht so schlimm sein?«
    »Doch, Jenny, doch! Gestern abend habe ich wieder einen Anfall bekommen. Sie wissen ja, daß ich dabei immerzu rede, und diesmal habe ich Clyde erzählt, daß ich an jenem Abend nach Carolines Todestag mit dem blauen Cord hierherkam, um Sie zu fragen, ob Sie die Farbe mögen. Es war schon spät, fast zehn Uhr. Aber da es so kurz nach Carolines Todestag war, war ich schrecklich unruhig. Und ich dachte, sieh nur mal nach, ob in der Küche noch Licht brennt. Und Sie sind gerade herausgekommen und in das weiße Auto gestiegen. Ich sah, wie sie einstiegen. Ich sah, wie Sie mit ihm die Straße zum Fluß hinunterfuhren, aber ich schwöre Ihnen, Jenny, ich habe es nicht erzählen wollen. Ich könnte Ihnen nie etwas antun.«
    Jenny legte beide Arme um die zitternde Frau. »Ich weiß, daß Sie mir nichts antun wollten.« Ich bin also doch mit Kevin gefahren, dachte sie. Es stimmt. Aber nein, ich kann es nicht glauben. Ich glaube es einfach nicht.
    »Und Clyde hat gesagt, es sei seine Pflicht, es Erich und dem Sheriff zu sagen«, schluchzte Rooney. »Ich habe ihm heute morgen gesagt, ich hätte alles erfunden, und daß ich gestern abend völlig durcheinander war, aber er hat gesagt, daß er sich erinnert, wie er in jener Nacht aufwachte, und wie ich gerade mit dem Stoff unter dem Arm zurückgekommen bin, und wie wütend er war, weil ich im Dunkeln fortgelaufen war. Er wird es Erich und dem Sheriff erzählen. Jenny, ich werde für Sie lügen. Es ist mir egal. Aber ich bin schuld an diesem Ärger für Sie.«
    »Rooney — versuchen Sie doch zu begreifen. Sie irren sich. Ich war an jenem Abend im Bett. Ich habe Kevin nie gebeten, hierherzukommen. Sie würden nicht lügen, wenn Sie sagen, daß Sie durcheinander waren. Bestimmt nicht.«
    Rooney seufzte. »Ich würde jetzt gern einen Kaffee trinken. Ich mag Sie, Jenny. Seit Sie hier sind, kann ich manchmal anfangen zu glauben, daß Arden nie zurückkommt und daß ich mich eines Tages damit abfinden werde.«
    Im Lauf des Morgens kamen sie zusammen ins Haus, der Sheriff, Erich und Mark. Warum Mark?
    »Sie wissen, weshalb wir hier sind, Mrs. Krueger?«
    Sie hörte aufmerksam zu. Sie redeten über eine andere, eine Frau, die sie gar nicht kannte, eine Person, die gesehen worden war, wie sie in ein weißes Auto stieg und fortfuhr.
    Erich sah nicht mehr zornig aus, nur noch bekümmert.
    »Rooney hat offenbar versucht, alles zu widerrufen, aber wir konnten Sheriff Gunderson diese Information nicht vorenthalten.« Er trat zu ihr, nahm ihr Gesicht in beide Hände, strich ihr Haar zurück.
    Jenny wunderte sich, warum es ihr vorkam, als ob sie öffentlich entkleidet würde. »Mein Liebling«, sagte Erich. »Wir sind deine Freunde. Sag die Wahrheit.«
    Sie langte nach oben, faßte seine Hände, zog sie von ihrem Gesicht. Sonst wäre sie erstickt.
    »Ich habe die Wahrheit gesagt, soweit ich sie weiß«, sagte sie.
    »Haben Sie jemals unter Gedächtnisverlust gelitten, Mrs. Krueger?« Die Stimme des Sheriffs war nicht unfreundlich.
    »Ja, einmal, mit sechzehn, nach einer Gehirnerschütterung.« Sie berichtete kurz von dem Unfall. Die ganze Zeit war sie sich bewußt, daß Mark Garrett sie nicht aus den Augen ließ. Wahrscheinlich glaubte er, ich sauge mir alles aus den Fingern, dachte sie.
    »Mrs. Krueger, haben Sie Kevin MacPartland noch geliebt?«
    Was für eine schreckliche Frage in Erichs Gegenwart, dachte sie. Wie demütigend dies für ihn sein muß. Wenn

Weitere Kostenlose Bücher