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Schrei in der Nacht

Titel: Schrei in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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ihn verschenkt.
    Warum?«
    »Wissen Sie noch, wo Sie ihn gekauft haben?«
    »Ja, in New York, bei Macy.«
    »Ich fürchte, Sie werden eine Menge erklären müssen, Mrs. Krueger. Auf dem Beifahrersitz, neben der Leiche, ist ein Damenmantel gefunden worden. Ein dunkelbrauner Steppmantel mit einem Macy-Etikett. Wir werden Sie bitten müssen, ihn sich anzusehen und zu sagen, ob es der ist, den Sie angeblich verschenkt haben.«

22
    Die amtliche Untersuchung fand eine Woche später statt.
    Für Jenny zogen sich diese Tage hin wie ein Nebel unbestimmten Schmerzes.
    Im Leichenschauhaus starrte sie auf die Bahre hinunter. Kevins Gesicht war entstellt, aber noch zu erkennen, die lange gerade Nase, die hohe gewölbte Stirn, das dichte rostrote Haar. Fetzen von Erinnerungen an ihren Hochzeitstag in St. Monica zogen vorbei. »Ich, Jennifer, nehme dich, Kevin… Bis daß der Tod uns scheidet.« Nie schien ihr Leben enger mit seinem verbunden gewesen zu sein als jetzt. O Kevin, warum hast du mir hierher nachkommen müssen?
    »Mrs. Krueger?« Sheriff Gunderson drängte sie, den Toten zu identifizieren.
    Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Sie hatte heute morgen nicht einmal Tee herunterbringen können.
    »Ja«, flüsterte sie. »Es ist mein Mann.«
    Hinter ihr ein tiefes, rauhes Lachen. »Erich, entschuldige, ich wollte sagen…«
    Aber er war schon fort, seine Schritte verhallten auf dem Fliesenboden. Als sie zum Wagen kam, saß er mit unbewegtem Gesicht am Steuer. Er redete auf dem Heimweg kein Wort.
    Bei der amtlichen Untersuchung der Todesursache wurden dieselben Fragen auf ständig verschiedene Art wiederholt. »Mrs. Krueger, Kevin MacPartland erzählte einer Reihe von Leuten, Sie hätten ihn aufgefordert, zu Ihnen zu kommen, und Sie wußten, daß Ihr Mann zu dem betreffenden Zeitpunkt nicht zu Haus sein würde.«
    »Das stimmt.«
    »Mrs. Krueger, wie ist Ihre Telefonnummer?«

    Sie sagte sie.
    »Wissen Sie die Telefonnummer des Guthrie-Theaters?«
    »Nein.«
    »Dann darf ich sie Ihnen sagen oder vielleicht Ihrem Gedächtnis nachhelfen. Es ist 555-2824. Kommt Ihnen diese Nummer bekannt vor?«
    »Nein.«
    »Mrs. Krueger, ich habe hier eine Kopie der Telefonrechnung der Krueger-Farm vor mir liegen, für den Monat März. Am neunten März ist ein Anruf beim Guthrie-Theater registriert. Bestreiten Sie immer noch, dort angerufen zu haben?«
    »Ja.«
    »Ist dies Ihr Mantel, Mrs. Krueger?«
    »Ja, aber ich habe ihn verschenkt.«
    »Haben Sie einen Schlüssel zum Wohnhaus der Farm?«
    »Ja, aber ich habe ihn verlegt.« Der Mantel, dachte sie.
    Der Schlüssel war natürlich in der Manteltasche. Sie sagte es dem Staatsanwalt.
    Er hielt etwas hoch — einen Schlüssel; auf dem Ring waren ihre Initialen, J. K., zu sehen. Der Schlüssel, den Erich ihr gegeben hatte. »Ist das Ihr Schlüssel?«
    »Er sieht so aus.«
    »Haben Sie ihn jemandem gegeben, Mrs. Krueger?
    Sagen Sie uns bitte die Wahrheit.«
    »Nein, ich habe ihn niemandem gegeben.«
    »Dieser Schlüssel wurde in Kevin MacPartlands Hand gefunden.«
    »Das ist unmöglich.«
    Maude trat in den Zeugenstand und wiederholte halb befangen, halb verdrossen, was sie Jenny erzählt hatte.

    »Er sagte, seine Ehemalige wollte ihn sehen, und ich zeigte ihm die Straße. Ich weiß noch genau, wann es war.
    Er kam am Abend nach dem Tag, an dem der Hund meines Sohnes getötet wurde.«
    Clyde Toomis war sichtlich verlegen und bemühte sich, so wenig wie möglich zu sagen. Er klang aber aufrichtig. »Ich habe meiner Frau gesagt, daß sie schon einen guten Wintermantel für täglich hat. Ich habe sie ausgeschimpft, weil sie ihn angenommen hat. Ich habe den Mantel selbst in den Wandschrank im Küchenflur des Hauses gehängt, an eben dem Tag, als meine Frau damit nach Haus gekommen war.«
    »Hat Mrs. Krueger das gewußt?«
    »Nein, aber sie konnte ihn kaum übersehen. Der Wandschrank ist nicht groß, und ich habe ihn genau neben die Skijacke gehängt, die sie immer trägt.«
    Ich habe ihn nicht gesehen, dachte Jenny, aber es ist möglich, daß ich einfach nicht darauf geachtet habe.
    Dann sagte Erich aus. Die Fragen waren kurz, respektvoll. »Mr. Krueger, waren Sie am Abend des neunten März zu Haus?«
    »Haben Sie vorher gesagt, daß Sie an jenem Abend in Ihrer Hütte malen wollten?«
    »Haben Sie gewußt, daß Ihre Frau sich mit ihrem geschiedenen Mann getroffen hat?«
    Erich hätte ebensogut über eine Fremde sprechen können. Er antwortete sachlich, überlegt, kühl.
    Jenny saß in der ersten Reihe

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