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Schrei in der Nacht

Titel: Schrei in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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und sie sind von selbst wieder weggegangen.«
    »Haben Sie am Anfang der beiden anderen Schwangerschaften auch so viel abgenommen?«
    »Nein.«
    »Sind Sie schon immer anämisch?«
    »Nein.«
    »Gab es bei Ihrer eigenen Geburt Komplikationen?«
    »Das weiß ich nicht. Ich bin adoptiert worden. Meine Großmutter hat nie etwas erwähnt. Ich bin in New York geboren. Das ist so ungefähr alles, was ich über meinen Hintergrund weiß.«
    »Ich verstehe. Wir werden Sie aufpäppeln müssen. Mir ist bewußt, daß Sie unter einer erheblichen Belastung gestanden haben.«
    Wie taktvoll er ist, dachte sie.
    »Ich verschreibe erst mal Vitamine. Und bitte auf keinen Fall körperlich anstrengen, nicht schwer heben, nicht ziehen oder schieben. Sie müssen sich möglichst viel ausruhen.«
    Erich saß neben ihr. Er griff nach ihrer Hand und streichelte sie. »Ich werde gut für sie sorgen, Doktor.«
    Die wissenden Augen musterten ihn nachdenklich.
    »Ich denke, es wäre ratsam, wenn Sie mindestens die nächsten vier Wochen keine ehelichen Beziehungen aufnehmen, und sollten die Blutungen nicht aufhören, bleiben Sie am besten bis nach der Schwangerschaft enthaltsam. Wäre das ein sehr großes Problem?«
    »Nichts ist zu schwer, wenn es bedeutet, daß Jenny ein gesundes Kind bekommt.«
    Der Arzt nickte zustimmend.
    Aber es ist ein Problem, dachte Jenny aufgebracht.
    Verstehen Sie, Herr Doktor, unsere ehelichen Beziehungen sind für uns die einzige Möglichkeit, einfach nur wie zwei Menschen miteinander umzugehen, die sich lieben und begehren — die einzige Chance, Eifersucht und Mißtrauen und Einflüsse von außen abzublocken und für kurze Zeit zu vergessen.
25
    Der warme Spätfrühling brachte viele Nachmittagsschauer, und das fruchtbare Land wurde überall grün. Die schnell wachsende, duftende Luzerne hatte inzwischen tiefblaue Blüten und war bereit für die erste Ernte des Jahres. Die Rinder entfernten sich immer weiter von den Heuraufen und grasten zufrieden auf den Hängen, die sich zum Fluß hinzogen. Der Wind raschelte in den Blättern, die nun eine undurchdringlich wirkende tiefgrüne Mauer am Waldrand bildeten. Dann und wann verließen Rehe das Unterholz, blieben stehen, witterten, flohen dann wieder zurück in die schützenden Arme der Bäume.
    Selbst das Haus wurde mit dem schönen Wetter heller und freundlicher. Auch die dichten Gardinen konnten nicht den Duft von Iris und Veilchen, Sonnenblumen und Rosen abwehren, der von leichten Brisen in die Zimmer gefächelt wurde.
    Jenny war dankbar für die Veränderung. Die warme Sonne schien das ständige Frösteln zu vertreiben, unter dem sie in letzter Zeit litt.
    Der Blumenduft verdrängte beinahe den Geruch von Fichtennadeln, der im Haus hing. Morgens stand sie auf, öffnete die Fenster, um sich dann wieder hinzulegen und die herrlich frische Luft zu genießen.

    Die Tabletten gegen die Übelkeit am Morgen wirkten nicht. Beim Aufwachen war ihr zunächst immer hundeelend. Erich bestand darauf, daß sie im Bett blieb.
    Er brachte ihr Tee und Crackers, und nach einer Weile fühlte sie sich dann besser.
    Er schlief jetzt nachts immer im Haus. »Ich möchte nicht, daß du allein bist, Liebling, und ich habe alles für die Ausstellung in San Francisco fertig.« Sein Flug war für den dreiundzwanzigsten Mai gebucht. »Dr.
    Elmendorf meint, daß es dir bis dahin wahrscheinlich schon viel besser geht.«
    »Hoffentlich. Bist du sicher, daß du deine Arbeit nicht meinetwegen vernachlässigst?«
    »Ganz sicher. Es ist schön, mehr Zeit mit den Mädchen zu verbringen. Außerdem: Sieh die Dinge doch mal so, wie sie sind. Clyde macht die Farm, der Geschäftsführer betreut die Kalkwerke, und Emilys Vater kümmert sich um meine Geldgeschäfte. Ich kann meine Zeit also einteilen, wie ich will.«
    Jetzt ging Erich morgens mit den Mädchen zum Stall und ritt mit ihnen. Rooney kam regelmäßig herüber.
    Jenny machte gute Fortschritte mit dem Pullover, den sie strickte, und Rooney brachte ihr bereits bei, wie man eine Steppdecke aus vielen verschiedenen Stoffstücken zusammensetzt.
    Sie konnte sich immer noch nicht erklären, wie ihr Mantel in Kevins Auto gekommen war.
    Angenommen, Kevin war tatsächlich hergekommen und hatte probiert, ob die Tür von der Westveranda offen war? Angenommen, er war ins Haus gekommen? Der Wandschrank war genau neben der Tür. Vielleicht war er in Panik geraten. Immerhin wußte er nicht, ob es eine Wirtschafterin gab, die im Haus schlief. Womöglich hatte er den

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