Schrei in Flammen
und sammelte sich, dann stieg er aus.
Es war niemand zu sehen, weshalb er in die Halle ging und rief: »Hallo? Ist hier jemand?«
Auf der einen Seite der Lagerhalle standen Maschinen, auf der anderen Paletten mit Baumaterial und ein paar Gärtnereiartikeln. In diesem Moment betrat ein Mann von der hinteren, im Dunkeln liegenden Seite die Halle. Er war breitschultrig und kräftig. Als er ins Licht kam, erkannte Christian ihn sofort. »Søren? Was machst du denn hier?«, fragte er verwundert. Was war denn mit seiner Nase passiert?
»Tja, das hier ist sozusagen meine Firma.« Søren lächelte. »Schön, dich zu sehen, Mann. Das ist echt lange her. Wie ich höre, brauchst du Torfmoos für euren Garten.«
»Tu ich das?«, fragte Christian dumm.
»Ja, das tust du. Komm mit!«
Søren führte ihn weiter in die Halle hinein. Neben Blähton und Kies stand eine Palette mit ein paar Säcken Torfmoos.
»Hier ist es«, sagte Søren ruhig. »Torfmoos ist wirklich gut für die Blumen, da sind viele wichtige Nährstoffe drin. Und die Qualität ist super, das garantier ich dir. Fahr deinen Wagen hier rein, dann helfe ich dir, die Säcke einzuladen.«
Christian ging aus der Lagerhalle und sah sich nervös in alle Richtungen um, aber der Eingang war durch eine rundum laufende, hohe Hecke gut abgeschirmt. Und selbst wenn jemand hätte hineinsehen können, hätte er nur einen Geschäftsmann mit einem noblen BMW gesehen, der vier Säcke Torfmoos für seinen Garten holte.
Er fuhr rückwärts in die Lagerhalle, stieg aus und öffnete den Kofferraum. Søren begann mit dem Einladen.
»So«, sagte er, als die vier Säcke im Kofferraum lagen. Er schloss die Klappe und musterte Christian. »Das Ganze spielt sich nur in deinem Kopf ab. Verhalt dich einfach vollkommen normal wie immer.« Er wischte sich etwas Erde von den Händen. »So, jetzt mach dich auf den Weg und geh ein bisschen in deinen Garten. Es gibt doch nichts Entspannenderes, als mit den Händen in der Erde zu wühlen, nicht wahr?«
*
Unter normalen Umständen hätte Christian Letoft von Lyngby nach Rungsted kaum mehr als fünfzehn Minuten gebraucht. Mit einem V8-Motor unter der Haube machte es wenig Spaß, mit 110 Stundenkilometern über die Autobahn zu tuckern. Christian spielte gern alle Pferdestärken aus, um die wahre Kraft des Autos unter sich zu spüren. Er hatte deshalb schon mehrmals tief in die Tasche greifen und ein paar Punkte akzeptieren müssen. Heute dauerte die Fahrt deutlich länger. Christian fuhr nicht einen Kilometer zu schnell. Er hatte keine Ahnung, wann er jemals so vorschriftsmäßig unterwegs gewesen war. Obwohl bei einer Verkehrskontrolle wohl kaum jemand auf die Idee kommen würde, in vier Säcken Torf herumzuwühlen. Das größere Risiko war sicher, dass er bei einer Kontrolle vor Nervosität ausflippte und sich deshalb verdächtig machte. Das Ganze spielt sich in nur in deinem Kopf ab, hatte Søren gesagt. Er hatte ja recht. Und wie groß war das Risiko denn wirklich, dass jemand sein Haus, seinen Garten oder sein Auto durchsuchte?
Als er über den Strandvej fuhr, war Christians Laune schon fast wieder normal. Es wird schon gutgehen, dachte er und entspannte sich noch mehr. Ja, er hatte fast sogar Lust, in den Garten zu gehen, stellte er mit einem Lächeln fest. Er blinkte und fuhr in die kleine Stichstraße, die zu seinem Haus führte.
Im gleichen Moment nahm er den Wagen wahr, der in der Einfahrt vor seinem Haus parkte. Christians Lächeln erstarrte schneller als Sekundenkleber, und schlagartig nahm die Paranoia wieder von seinem Hirn Besitz. Obwohl kein schwarz-weißer Streifenwagen mit Blaulicht, sondern ein metallicblauer Ford Mondeo in seiner Einfahrt stand, zweifelte Christian keine Sekunde daran, dass das Polizisten waren. Insbesondere der schlanke Mann mit der Kurzhaarfrisur, der am Auto lehnte, roch meilenweit nach Bulle. Er sprach mit einer Frau mit leuchtend orangeroten Haaren, die auf der anderen Seite des Wagens stand.
Wie war das möglich? Er musste gegen den Impuls ankämpfen, den Rückwärtsgang einzulegen und wegzufahren. Dafür war es zu spät. Sie hatten ihn gesehen.
*
»Christian Letoft?«, fragte Jens Høgh den Mann, der gerade seinen schwarzen BMW in der Einfahrt abgestellt hatte. Mit seinen dunklen, lockigen Haaren, die mit Gel nach hinten gekämmt waren, sah er aus wie auf dem Foto, das Jens in der Hand hielt.
»Ja?«
Er wirkte angespannt, nervös.
»Jens Høgh, Polizei Kopenhagen, und das ist meine Kollegin
Weitere Kostenlose Bücher