Schrei in Flammen
die Hoffnung aus dem Gesicht eines Menschen verschwand. Bei Dahl wirkte es so, als risse jemand eine Jalousie nach oben, um sie dann laut und ohne Widerstand wieder nach unten rasseln zu lassen.
»Sie verstehen doch sicher unsere Vorbehalte Ihre Aussage betreffend, Sie seien nie da gewesen? Und dass wir uns in diesem Zusammenhang natürlich fragen, was wir Ihnen denn überhaupt glauben können?«
Asger Dahl schwieg.
Mogens Agerskov räusperte sich, ehe er sagte: »Ich würde gern ein paar Worte mit meinem Mandanten wechseln. Unter vier Augen.«
*
Der Lieferwagen hielt an.
Marco hörte die Stimmen der Männer. Und andere Stimmen.
Sie steckten echt in der Scheiße.
Da wurde die Schiebetür mit einem lauten, rollenden Rumpeln geöffnet. Ein Empfangskomitee erwartete sie.
Außer den drei Devils aus dem Mercedes und dem Fahrer des Lieferwagens sah Marco einen Mann, den er aus den Medien kannte.
Hector.
Fuck!
Er sah sich hektisch um. Sie befanden sich auf einer Art Containerplatz. Hinter Hector stapelten sich jeweils drei Container übereinander. Marcos Sicht war begrenzt durch das Auto, aber auch seitlich neben ihnen schienen Container zu stehen. Vermutlich konnte niemand sie sehen.
War das ihr Ende? Mussten sie jetzt sterben? Er spürte die Angst im ganzen Körper, ihm war übel, und ihm wurde schwindelig. Warum hatte er Camillo in diese Sache mit hineingezogen? Das alles war seine Schuld.
»Na, wen haben wir denn da?«, fragte Hector. Er hielt eine Pistole in der Hand und war sichtlich zufrieden mit der Situation. »Auf diesen Moment freue ich mich schon lange«, sagte er. »Holt sie raus!«
Jonas und Mathias zerrten Marco, Thomas, Camillo und Simone aus dem Wagen.
»He, was zum Henker ist mit dem Mädel passiert?«
Der Pulli, den Camillo um Simones Oberarm gewickelt hatte, war blutdurchtränkt.
»Die beiden saßen auf der Rückbank«, sagte Mathias, »und haben alles gesehen, deshalb dachte ich, es wäre das Beste, sie mitzunehmen. Wir mussten schießen, um sie aufzuhalten, die wollten abhauen. Dabei muss sie getroffen worden sein.«
»Du da!« Hector zeigte auf Camillo, der Simone stützte. Beide zitterten. Camillo hatte in die Hose gemacht. »Ja du, du bist doch auch so ein Kanake wie der da, oder? Seid ihr Brüder?«
»Ja, das ist mein kleiner Bruder«, sagte Marco. »Und ihr tut ihm nichts, der hat absolut nichts mit der Sache hier zu tun! Lasst ihn gehen.«
»Nun …«, sagte Hector und ging einen Schritt auf Marco zu. Hector hob die Pistole strich mit der Mündung über Marcos Gesicht. »Dann solltest du besser aufpassen und nicht in meinem Revier wildern.« Marco verzog keine Miene. Hector fuhr mit der Mündung über Marcos Wangenknochen. »Und wer ist die Kleine da? Ist das deine Flamme?« Hector sah wieder zu Camillo, der vorsichtig nickte.
»Ja, und mein Vater ist Kommissar, ihr solltet uns also lieber in Ruhe lassen«, sagte Simone wütend.
Hector erstarrte. »What the fuck!« Er sah erst zu Simone, dann zu Mathias und Jonas. »Eine Bullentochter? Mann, warum habt ihr die mitgebracht? Und dieses Bürschchen da? Was denkt ihr euch eigentlich?«
Die zwei Devils-Soldaten starrten betreten auf ihre Schuhe.
»Wir sollten doch diese beiden Idioten da holen«, sagte Jonas schließlich. Er nickte zu Marco und Thomas hinüber. »Es war nicht geplant, die beiden anderen mitzunehmen. Aber die haben alles gesehen, und da konnten wir doch nicht anders.«
»Verdammt, Mann, ihr habt die ganze Sache versaut!«, sagte Hector und tat sein Bestes, um nicht zu zeigen, wie wütend ihn die ganze Situation machte. Die Tochter eines Bullen. Verfluchter Mist. Das war echt der worst case. Und noch dazu angeschossen. Jetzt würden die Bullen keine Gnade mehr kennen, nein, jetzt kochte diese größte Bande Dänemarks vor Wut auf sie.
Was zum Henker sollten sie mit dem Mädchen machen? Sie hatte alles gesehen und konnte gegen sie aussagen. Wäre sie ein ganz normales Mädchen gewesen, hätten sie ihr gedroht und ihr solche Angst gemacht, dass sie irgendwann nicht einmal mehr ihren eigenen Namen kannte. Aber bei der da? Was war da das Richtige? Sie konnten sie doch nicht einfach umbringen?
Er musste Zeit gewinnen. Nachdenken.
»Bring sie wieder in den Lieferwagen, um die beiden kümmern wir uns später«, sagte Hector.
Mathias und Jonas stießen Simone und Camillo zurück in den Wagen und schoben die Tür zu.
Hector steckte seine Pistole zurück ins Schulterhalfter. »So, dann regeln wir das erst mal mit
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