Schrei in Flammen
immer nicht zu erkennen, das Gesicht des anderen aber war einen Moment lang zu sehen, bevor auch er sich die Kapuze wieder tief ins Gesicht zog. »Ich denke, das reicht, um ein paar Bilder zu vergrößern, die Sie sich dann anschauen sollten.«
Katja nickte.
In diesem Moment klingelte Jens’ Telefon. Er sah auf das Display. »Diesen Anruf muss ich leider annehmen«, sagt er, ging nach draußen auf den Flur und schloss die Tür.
Katrine und Katja setzten sich wieder. Katja zündete sich die nächste Zigarette an.
»Wie lange arbeiten Sie schon hier?«, fragte Katrine.
»Jetzt hören Sie mir mal zu! Ich beantworte gerne Ihre Fragen nach Maja, aber ich rede nicht über mich, haben Sie das verstanden?«
»Okay. Wie lange arbeitet Maja hier schon?«
»Ein paar Jahre.«
»Gibt es außer Ihnen beiden noch andere Mitarbeiter? Außer der Telefonistin, meine ich.«
»Noch eine weitere Bürokraft und ein anderes Mädchen, Helene. Und dann natürlich noch die, die wir gerade eingestellt haben.«
Jens kam zurück. Er warf kurz einen Blick auf Katrine, setzte sich und sah Katja mit ernstem Blick an.
»Katja, wir haben die Frau identifiziert, die gestern tot aufgefunden wurde.«
Katja biss sich auf die Lippe und nahm einen tiefen Zug von ihrer Zigarette.
»Es tut mir leid, aber es handelt sich tatsächlich um Maja.«
Katja sah Jens an, ihr Gesicht erstarrte. Ihre Gefühle drohten ihre Fassade von innen einzureißen. Sie kämpfte mit aller Macht dagegen an, aber dann begannen die Tränen über ihre Wangen zu laufen, ihr Mund verzog sich, und ihre Schultern zitterten.
Katrine legte vorsichtig eine Hand auf Katjas Schulter. Katja wehrte sich nicht dagegen.
Eine ganze Weile blieben sie so sitzen, ohne dass ein einziges Wort gesprochen wurde. Dann ging Katjas Trauer langsam in Wut über, und sie sah Katrine mit funkelnden Augen an. »Sie müssen das Schwein kriegen, das ihr das angetan hat«, fauchte sie.
»Genau das haben wir vor, das kann ich Ihnen versprechen«, sagte Jens und fuhr in ernstem Tonfall fort: »Aber dazu sind wir noch mehr auf Ihre Hilfe angewiesen. Sie sind im Moment unsere wichtigste Quelle.«
Katja nahm ein Päckchen Papiertaschentücher aus einer Schublade, wischte sich die Augen ab und nickte. Dann nahm sie einen tiefen Zug von ihrer Zigarette. Der Rauch hing mittlerweile dicht in dem kleinen Raum.
»Wir müssen noch einmal den gestrigen Abend durchgehen. Waren Sie beide auf der Arbeit?«
»Ja.«
»Arbeiten Sie nie allein?«
»Sind Sie wahnsinnig?«, fragte Katja schnaubend. »Es muss immer jemand hier sein. Wir haben zwei Telefonkräfte, die abwechselnd da sind: Nina und Sus.«
»Und wenn etwas passiert? Ich meine, wenn Sie Hilfe brauchen?«, fragte Jens.
»Dann haben wir eine Nummer, die wir anrufen können.«
»Die Devils?«
»Ja, klar.«
»Okay, wann sind Sie gestern Abend gekommen?«
»Ich war etwa um vier Uhr nachmittags hier. Helene war tagsüber hier. Maja hatte nur einen Termin. Sie kam erst abends, etwa um halb zehn.«
»Ein Termin?«, fragte Jens. »Das ist wenig.«
Katja zuckte mit den Schultern, schnippte die Asche von der Zigarette und schien über etwas nachzudenken. Jens gab ihr Zeit.
»Okay«, sagte sie entschlossen. »Sie hat … hatte …«, korrigierte sie sich selbst, und wieder schossen ihr die Tränen in die Augen. Sie nahm ein neues Taschentuch und fuhr sich damit über die Augen. »Sie hatte vor, ganz aufzuhören. Sie hat schon eine ganze Weile für einen kleineren, exklusiven Kundenkreis gearbeitet, teilweise auch im Ausland. Deshalb hatte sie hier nicht mehr so viele Kunden. Die mussten dafür aber richtig tief in die Tasche greifen.«
»In welchen Ländern war sie?«, wollte Jens wissen.
»Das weiß ich nicht.«
»Hm, aber war das gestern ihr definitiv letzter Termin?«
»Ich glaube schon«, sagte Katja. »Es waren jedenfalls keine weiteren Termine für sie gebucht.«
»Wann haben Sie gestern Schluss gemacht?«
»Ich war um halb elf fertig. Maja hatte ihren letzten Termin von zehn bis elf.«
»Wissen Sie, wer bei ihr war?«
»Ein Typ, der unter dem Namen ›Henrik‹ gebucht hat, aber … ist ja klar, dass niemand unter seinem richtigen Namen bucht, oder?«
»Verstehe. War dieser Henrik ein Stammkunde?«
»Nein, ich glaube nicht, dass der schon einmal da war.«
»Haben Sie ihn auf dem Überwachungsband?«
»Ja, ich denke schon«, sagte Katja, stand auf und ging zum Computer.
Katrine und Jens folgten ihr.
Nach ein paar Klicks hatte Katja
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