Schrei in Flammen
an.
»Ditte?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Man hat halt seinen Arbeitsnamen.«
»Und Maja nannte sich …?«
»Sasja.«
»Könnten Sie mir Ihre Krankenversicherungskarte oder Ihren Führerschein zeigen?«
Sie nahm eine Geldbörse aus ihrer Tasche und reichte ihm ihre Versichertenkarte.
Sie gingen aus dem Zimmer auf den Flur, und Ditte schloss die Tür hinter ihnen.
Jens ging in die Küche, schaltete die Harddisk aus und löste die Verbindung zur Kamera. Kurz darauf kam die Spurensicherung, die von Jens kurz ins Bild gesetzt wurde.
»Nachdem der letzte Kunde, möglicherweise handelt es sich um Asger Dahl, die Wohnung verlassen hatte, ist sie vermutlich auch gegangen, aber das wissen wir nicht mit Sicherheit, da sie die Kamera ausgeschaltet hat, nachdem er weg war«, sagte Jens.
»Wir untersuchen alle Oberflächen«, sagte einer der Kriminaltechniker. »Natürlich konzentrieren wir uns dabei auf die neuesten Spuren. Aber an einem Ort wie diesem wird es DNA -Spuren von einer ganzen Reihe von Personen geben.«
»Das lässt sich nicht ändern«, sagte Jens.
Während Jens Sus verhörte, saß Katrine in Gedanken vertieft in der Küche und versuchte sich vorzustellen, wie es war, hier zu sitzen, wenn es an der Tür klingelte und ein Mann hereinkam, ins Zimmer mit ihm zu gehen, das Geld entgegenzunehmen, mit ihm zu reden. Dann vielleicht ins Bad zu gehen, seinen Körper zu berühren, sich selbst anfassen zu lassen und zur Verfügung zu stellen. Sich zu verabschieden und auf den nächsten zu warten. Sex zu haben … wie oft am Tag? Aber Maja hatte so nicht gearbeitet. Sie hatte wenige exklusive Kunden, auch im Ausland. Eine Luxushure.
Katrine dachte an die Bilder der schönen Frau, die dieses Geschäft geleitet und selbst hier gearbeitet hatte. Was war sie für ein Mensch gewesen? Was hatte sie über ihr Leben gedacht? Warum hatte sie sich für diese Art von Arbeit entschieden? Und warum war sie tot – zu einem Zeitpunkt, als sie gerade aufhören wollte?
Als sie aus der Küche trat, sah sie Jens an Dittes Tür klopfen. Ditte öffnete einen Spaltbreit. Ihre Augen waren rot und verweint.
»Ditte, wir fahren jetzt«, sagte Jens. »Sie können uns rund um die Uhr anrufen. Egal, worum es sich handelt, verstanden?«
Sie nickte und schloss die Tür.
Sie verließen den
Salon S
und gingen schweigend die wenigen Stufen zur Straße nach oben, auf der die Leute mit Fahrrädern unterwegs waren, einkauften oder mit ihren Kindern spazieren gingen. Es war ein ganz normaler Samstagnachmittag. Ein Frühlingstag im Mai.
*
Gegen ein Uhr gehe ich in eine Bar. Sehe mich um. Erblicke ihn gleich und wende ihm den Rücken zu, als wir Augenkontakt bekommen. Sehe noch das Glitzern in seinen Augen. Er redet mit einer anderen, hat aber bereits das Interesse verloren. Ärgerlich für sie.
So.
Das Spiel hat begonnen.
Gegen vier verlasse ich seine Wohnung. Zu mir nach Hause kommen sie nie. Und ich schließe bei ihnen nie die Augen. Krieche nie unter eine Decke. Eine Decke ist zu intim. Unter einer Decke beginnt man, Dinge zu teilen.
Und ich komme nie zurück. Eine Nacht.
Keine gemeinsame Geschichte danach. Nur ein einmaliges Erlebnis, das im ernüchternden Licht des folgenden Tages nicht verblassen kann. Keine Erklärungen.
Zusammen aufwachen? Undenkbar. Schlaftrunken, verschwitzt und warm am Morgen gemeinsam aus den Träumen aufzutauchen? No way.
Ich war in diesen Jahren … ich will nicht sagen promisk, aber okay, sicher etwas in dieser Richtung. Ich verstehe nicht, wie man andere Beziehungen eingehen kann.
Aber da war etwas …
Etwas, das mich zu stören begann.
Anfangs konnte ich es nicht genau benennen. Außerdem hatte ich zu viel zu tun, um gründlich darüber nachzudenken.
Aber allmählich wurde mir bewusst, was daran nicht stimmte: Sie hatten mehr davon als ich.
Denn ich begann, mich zu langweilen. Die Jagd hatte ihren Reiz verloren.
Außerdem war ich blank, brauchte einfach zu viel Geld. Kam mit meinen langweiligen Jobs nicht mehr aus.
Der Gedanke war so logisch, als er sich meldete.
Und stellte alles auf den Kopf: Ich sollte diejenige sein, die die größte Ausbeute und das Sagen hatte. Big time.
Plötzlich stimmte alles irgendwie.
*
Katrine Wraa und Jens Høgh waren zurück im Präsidium. Jens freute sich förmlich auf die Vernehmung Asger Dahls, der gerade in den Verhörraum geführt wurde. Jens war es eigentlich am liebsten, wenn die Leute, die er verhörte, ihm direkt gegenüber auf der
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