Schrei in Flammen
auf, schob es über den Oberarm nach unten und zeigte ihnen eine oberflächliche Schnittwunde.
»Haben Sie das angezeigt?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Okay«, sagte Jens jetzt deutlich geduldiger. »Wollen wir nicht versuchen, uns gegenseitig zu helfen? Sie erzählen uns alles von Anfang an, und wir schnappen uns die zwei, die Sie bedroht haben. Wissen Sie, wie lange die Aufnahmen der Kamera draußen gespeichert werden?«
»Nein.«
»Wer weiß das?«
»Maja.«
»Dann hat Maja hier drinnen das Sagen?«
»Langsam, langsam, ziehen Sie keine voreiligen Schlüsse«, Katja wedelte mit dem Zeigefinger durch die Luft. »Wir führen das Geschäft gemeinsam. Wie schon gesagt, das ist eine Arbeitsgemeinschaft.«
Und mein Arsch ist eine Raketenbasis der NASA , dachte Jens. Katja wollte natürlich nicht riskieren, dass Maja noch wegen Zuhälterei angezeigt wurde. Es war aber sicher das Beste, diese Seite der Angelegenheit erst einmal zu ignorieren.
»Okay. Als Erstes müssen wir wissen, ob Sie oder Maja diese Typen vorher schon einmal gesehen haben?«
»Nein.«
»Können Sie sie uns beschreiben?«
»Einer war Ausländer. Der andere Däne. Beide Anfang zwanzig. Normal groß. Straßenklamotten. Jede Menge Tätowierungen, Kanakensprache, die reinste Karikatur.«
»Haben die gedroht, noch mal wiederzukommen?«
»Ja, aber Maja hat sie davor gewarnt, sich mit Hector anzulegen. Den sollte man sich wirklich nicht zum Feind machen«, sagte Katja und ließ mit ihrer Antwort keine Zweifel offen.
»Dann hat Maja Hector anschließend davon berichtet?«
»Maja hat mit ihm gesprochen, ja.«
»Gut, das werden wir dann auch noch tun.«
Katja versuchte, die Fassade zu wahren, konnte ihre Angst aber nicht verbergen. Hatten sie Probleme mit Hector? Schuldeten sie ihm Geld?
»Sie sehen nicht gerade begeistert aus, Katja.«
»Wie meinen Sie das? Ist mir doch egal, ob Sie mit ihm reden. Sie dürfen nur nicht erwähnen, dass Sie seinen Namen von mir haben.«
»Haben Sie Probleme mit ihm? Schulden Sie ihm was?«
»Jetzt hören Sie mir mal zu: Ich will in nichts reingezogen werden. Okay?«
»Das habe ich verstanden«, sagte Jens. »Aber wenn Sie sonst noch etwas wissen, das uns auf Majas Spur bringen könnte, sollten Sie sehr ernsthaft erwägen, uns das zu sagen. Und zwar jetzt.«
Sie sah ihn schweigend an.
»Sie wissen doch, dass wir Ihnen Schutz anbieten können, wenn Sie die zwei anzeigen oder gegen Hector aussagen wollen?«
Schweigen.
»Jetzt wissen Sie’s auf jeden Fall. Denken Sie darüber nach.«
Jens überlegte einen Moment lang seinen nächsten Schritt. »Also, die Festplatte dieser Überwachungskamera«, sagte er, »die müssen wir mitnehmen.«
»Dürfen Sie das denn?«, fragte sie verunsichert.
»Und ob wir das dürfen! Es wird eine Kopie erstellt, und dann kriegen Sie sie morgen wieder zurück. Es wäre aber noch hilfreicher, wenn wir uns die Aufnahme jetzt anschauen und Sie uns die beiden zeigen könnten, die Ihnen das angetan haben.« Jens deutete auf ihren Oberarm.
»Ich will aber in nichts reingeraten.« Ein nervöses Zucken ging über Katjas Gesicht.
»Das werden Sie auch nicht«, sagte Jens. »Als Erstes wollen wir nur schon mal feststellen, ob wir die Aufnahmen überhaupt gebrauchen können. Wir können dann noch immer überlegen, wie wir weiter vorgehen wollen.«
Katja überlegte. Dann drückte sie die Zigarette aus, stand auf und öffnete eine Schranktür. Sie schloss die Kamera an den Laptop und öffnete die Dateien.
»Sie kennen sich aber gut aus«, sagte Jens.
»Das ist auch nicht komplizierter, als eine Digi anzuschließen. Ich habe gesehen, wie Maja das gemacht hat, als sie Hector die Bilder von dem Kanaken und dem Dänen gezeigt hat.«
Jens und Katrine standen auf, traten hinter Katja und blickten ihr über die Schulter. Sie suchte eine Aufnahme heraus, die vor fünf Tagen datiert war, und begann zu spulen. Gleich darauf sahen sie den Ausschnitt der Treppe, auf der sie selbst eben gestanden und darauf gewartet hatten, eingelassen zu werden.
»Da wären sie«, sagte Katja und hielt die Aufnahme an. Ein Typ mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze klingelte. Er war unmöglich zu identifizieren. Als die Tür geöffnet wurde, schob sich eine weitere Person ins Blickfeld, ging durch die Tür und schloss sie hinter sich.
Katja spulte bis zu der Stelle vor, an der sie den Laden wieder verließen.
»Da, halten Sie an«, sagte Jens und streckte den Arm aus. Der eine war unter seiner Kapuze noch
Weitere Kostenlose Bücher