Schreib und stirb (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)
seine Nummer.
„Guido Bär.“
„Scheisse. Der Schriftsteller?“
„Ja.“
„Mord?“
„Vermutlich, fast sicher.“
„Wie ist er umgekommen?“
„Das erfährst du erst an der Pressekonferenz. Aber kannst du ein wenig recherchieren und dich umhören, ganz diskret, zum Beispiel in eurer Kulturredaktion?“
„Mal sehen, was sich machen lässt. Danke, meine Süsse, so mag ich dich.“
Gody Kyburz eröffnete die Nachmittagssitzung im Teambüro. Er war angespannt, weil die Presse bereits Wind bekommen hatte von der Sache und auf saftige Details wartete. Die Pressekonferenz war auf siebzehn Uhr angesagt, aber schon jetzt schwitzte er, wenn er an die gierige Journalistenmeute dachte. „Gut, beginnen wir mit den harten Fakten. Meierhans, was haben wir?“
Der Kriminaltechniker hob den Kopf und schaute über den Rand seiner Lesebrille in die Runde. „Nicht viel.“ Er legte eine kleine Pause ein. „Die Todesursache war Atemstillstand, Todeszeitpunkt ungefähr zwischen halb zehn und halb elf Uhr gestern Nacht, plus minus eine halbe Stunde. Die Rechtsmedizin hat bisher nur bestätigt, dass das Narkosegas Isofluran mit im Spiel war, aber das allein ist nicht mal in hohen Dosen tödlich. Entweder waren Bärs Atemwege schon massiv geschädigt, zum Beispiel durch Asthma, oder es wurde ihm noch etwas anderes verabreicht. Sie suchen mit Hochdruck weiter, aber weil es sich um komplexe Tests handelt, dauert es halt. Wir haben am Boden Spuren des Pullovers von Bär gefunden, die darauf hinweisen könnten, dass er in die Praxis geschleppt wurde, vielleicht aus der Küche. Er wäre in diesem Fall schon betäubt worden, bevor ihm die Narkosemaske aufgesetzt wurde. Es kann aber gerade so gut sein, dass die Fasern auf den Boden kamen, als Beniak ihn wiederbeleben wollte. Abwehrspuren fehlen, Bärs Fingernägel sind sauber und es gibt kein einziges Hämatom an seinem Körper, auch keine Einstiche. Wenn also ein weiteres Gift im Spiel war, dann hat er es eingenommen oder eingeatmet.“
„Wenn er sich nicht gewehrt hat, muss er seinen Mörder gekannt haben“, bemerkte Nick. „Das schränkt den Kreis der Verdächtigen zumindest ein wenig ein.“
„Auf Beniak“, murmelte Peter.
Gody ignorierte den Einwurf. Es war gut, dass Pfister endlich in Pension ging, seine geistige Flexibilität verminderte sich von Tag zu Tag. Nur war es nicht einfach, einen Nachfolger auszuwählen, denn jeder der Kandidaten hatte seine Schwächen. Wir müssen nächste Woche eine Entscheidung treffen, Nick und ich, sonst lastet alles auf den Schultern von Angela Kaufmann. Beziehungsweise, dachte der Kripochef resigniert, auf meinen eigenen.
„Habt ihr in der Küche irgendetwas gefunden?“ Nick beugte sich zu Urs Meierhans. „Tassen, Gläser, sonst etwas womit dieses Gift hätte verabreicht werden können?“
Kopfschütteln beim Kriminaltechniker. „Eben nicht. Die Küche war aufgeräumt, der Geschirrspüler wurde an dem Abend eingeschaltet, aber wann genau ist nicht feststellbar. Das Programm war beendet und das Geschirr fast kalt, als wir die Küche untersuchten. Keine fremden Fingerabdrücke an der Maschine.“
„Ein Mörder mit Handschuhen, der fein säuberlich aufräumt und sich dann aus dem Staub macht. Keine Aufregung, keine Panik, sondern systematisches Vorgehen.“ Nick sprach langsam. „Warum wusste er, dass er genügend Zeit hatte, bevor Paul Beniak nach Hause kam?“
„Weil es Paul Beniak selbst war, verdammt nochmal.“ Peter Pfister hatte offensichtlich keine Lust mehr, seinen Kollegen zuzuhören. „Er ist der Einzige, dessen Fingerabdrücke überall gefunden wurden. Er kennt sich aus mit Narkosegas und Gift, ist ein gewalttätiger Mensch und trinkt zu viel. Und das Beste: er hat kein Alibi für die Tatzeit.“ Er schaute in die Runde und nickte. „Ich habe mit Hartmann gesprochen, dem Bauer. Er und Beniak versuchten am frühen Abend, ein Kalb zur Welt zu bringen, merkten aber bald, dass es tot im Geburtskanal steckte. Um die Kuh zu retten, mussten sie das Kalb im Mutterleib zertrennen. Das Ganze dauerte bis etwa neunzehn Uhr dreissig; dann stand fest, dass die Kuh überleben würde. Zur Feier tranken sie noch einen selbst gebrannten Zwetschgenschnaps, oder auch zwei oder drei, denn Hartmann hat keine Ahnung mehr, wann Beniak gegangen ist. Es könne neun Uhr gewesen sein, aber auch Mitternacht, er sei wohl am Tisch eingeschlafen nach der ganzen Anstrengung. Wie gesagt, kein Alibi. Und dann sprach ich noch mit der
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