Schreib und stirb (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)
Es war ein trüber, regnerischer Vormittag, der Frühling hatte sich wieder zurückgezogen.
„Ich finde, Sie haben im allgemeinen gute Arbeit geleistet, auch wenn Sie zuerst den Falschen verdächtigten.“ Als Anwältin wusste Marketa, dass die Polizei normalerweise wenig Feedback erhielt, zumindest wenig positives. „Sie waren alle sehr professionell.“
„Mit Ausnahme von diesem Pfister“, warf Carola ein, „er ist einfach nur uncool.“
Angela lächelte. „Das war sein letzter Fall, er geht in Pension.“
Die Praxisassistentin nickte befriedigt. „Wurde auch Zeit.“
„Und warum musste Guido sterben?“ Ein kleines Quäntchen Energie war beim Tierarzt mittlerweile wieder zu spüren, aber seine Stimme war rau. „Aus purem Neid? Aus Missgunst? Weil er mit seinem Leben zufrieden war und dieser Scheidegger nicht? Ist das ein Grund, jemanden umzubringen?“ Er vergrub den Kopf in den Händen. „Ich verstehe die Menschen nicht.“
„Deshalb bist du ja Tierarzt, Brüderchen“, sagte Marketa und legte den Arm um seine Schultern.
Entspannt wie schon lange nicht mehr schlenderte Nick Baumgarten über den Markt. Die Pressekonferenz war vorbei; Gody und er hatten ein vorbereitetes Statement verteilt und ein paar Fragen beantwortet. Steff Schwager war zwar anwesend, aber er meldete sich nicht und verschwand, ohne Fragen zu stellen oder sich zu verabschieden.
Es regnete, und von den Marktständen tropfte den Kunden das Wasser in den Nacken. Aber nichts vermochte die gute Laune von Nick zu trüben. Käse, Speckbrot, Oliven, verschiedene Gemüse, Früchte und Salat fanden den Weg in seinen Korb, am Ende noch ein ganzes Kaninchen und ein Lammrack. Er verfrachtete die Einkäufe in seinen Wagen und ging wieder zurück in die Altstadt, wo er vor dem Schaufenster eines Juweliers stehen blieb und die Eheringe betrachtete.
„Heiratspläne, Herr Kommissar?“ Die belustigte Stimme gehörte Sarah König, der ehrgeizigen Generalsekretärin des Finanzdepartements. Nach Abschluss des Falls Matossi, als Marina mit Andrew in St. Martin war, hatten sie und Nick eine lange Nacht miteinander verbracht, allerdings nur am Tresen der Bar im 'Einstein'.
„Hallo Sarah. Ja, wir wagen es, und du bist die erste, die es erfährt.“
„Schade. Schon wieder ein guter Mann weniger auf dem Markt“, lachte sie. „Schönes Wochenende, ciao!“
Jetzt musste er unbedingt Marina sehen, auch wenn sie vielleicht nur wenig Zeit hatte. Er ging zur Kirchgasse, rannte beschwingt die Treppe hinauf in den ersten Stock und stiess die Tür zum Kosmetikinstitut auf. Leise Musik kam ihm entgegen, und es duftete wunderbar.
„Hallo Herr Baumgarten.“ Schon wieder eine schöne Frau, die ihn anlächelte. „Marina ist beschäftigt, soll ich sie stören?“ Nicole Scherer verschwand hinter einem Vorhang, und Nick konnte sie flüstern hören.
„Sie sagt, ich soll Sie mitnehmen zu einem kurzen Lunch; wenn wir zurückkommen, ist sie frei.“ Sie nahm ihren Regenmantel vom Bügel. „Sie will, dass ich Ihnen von unseren Plänen für das Institut erzähle. Wohin gehen wir?“
„Was soll ich jetzt nur tun, mein lieber Cuno? Es ist schrecklich, ganz schrecklich.“ Sabine Scholl lag auf einem ihrer vielen Sofas und telefonierte mit Cuno von Ottenfels. Stella bellte; sie wurde hoch gehoben und erhielt ein Leckerchen. Sabine Scholl trank einen Schluck Champagner. „Wer hätte gedacht, dass unser Anatole zu so etwas fähig wäre? Und dass er mich betrügt, grosszügig wie ich bin? – Ja, natürlich hätte ich besser auf meine Kreditkarte aufpassen müssen, aber man schenkt jemandem Vertrauen und rechnet nicht damit, dass es missbraucht wird. Und weisst du, er hat eine so feine Seele, du kennst ja seine gefühlvollen Gedichte. Ich bin wirklich nicht sicher, dass die Polizei den Richtigen eingesperrt hat. – Du schon? Aber du kennst ihn nicht so gut wie ich, er war dir nie so nahe wie mir. – Seine dunkle Seite kennst du? Die hat er vor mir verborgen, oder vielleicht war ich zu dumm, sie zu sehen. Trotzdem, vielleicht könnte ein guter Anwalt ihm helfen – ja, ja, ich gebe zu, dass mein Mann keinen Franken mehr ausgeben will für ihn. – Akzeptieren und mich Neuem zuwenden, meinst du? Kennst du denn jemanden, der förderungswürdig ist und mein Vertrauen verdient? Ja? Wann stellst du ihn mir vor? – Eine Sie? Nein, Cuno, du kennst mich. Ein junger Mann wäre mir viel angenehmer, er kann mich überall hin begleiten und sogar mit mir tanzen. Ich
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