Schreib und stirb (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)
Sie endlich auf damit, Herr Baumgarten. Ich habe niemanden getötet, und abgesehen davon sind Fahrräder nicht das Transportmittel meiner Wahl.“
„Das weiss ich. Sie wurden jedoch gesehen, als Sie kurz nach zehn Uhr auf einem Fahrrad vor dem Festsaal vorfuhren. Wir müssen also annehmen, dass Sie einen kleinen Ausflug machten zwischen halb sieben und zehn Uhr, und zwar einen, der Sie anstrengte und ins Schwitzen brachte. Wo waren Sie?“
Auf Scheideggers Stirn begann die Haut ganz leicht zu glänzen. Er bat darum, die Jacke ausziehen zu dürfen und trank sein Wasser in einem Zug aus. Er schien mit sich zu ringen, aber er schwieg.
„Ich sage Ihnen, wo Sie waren, Herr Scheidegger. Sie waren bei Guido Bär, und als Sie wieder wegfuhren, war er tot.“
„Nein, da liegen Sie völlig falsch. Er war sehr lebendig, als ich ihn verliess. Ich gebe zu, dass ich in seinem Haus war. Die Sache mit den Seminaren duldete keinen Aufschub, er musste sofort von einer gemeinsamen Lösung überzeugt werden. Da mir kein Wagen zur Verfügung stand, erlaubte ich mir, eines der Fahrräder auszuleihen, die beim hinteren Eingang standen. Wie Sie wissen, habe ich es sogar zurückgebracht, und zwar ohne weitere Schäden.“
Gody ging im Nebenraum auf und ab, er hatte schnellere Resultate erwartet. „Er gibt immer genau so viel zu, wie wir beweisen können. Damit kommen wir in Teufels Küche, weil wir nur Indizien haben.“
„Er versucht, Nick zu provozieren, aber da ist er an den Flaschen geraten“, erwiderte Peter Pfister mit Stolz in der Stimme. „Unser Chef meistert solche Situationen souverän, das hat er schon oft bewiesen.“
Gody Kyburz war ungeduldig. „Souverän oder nicht, er soll vorwärts machen, sonst sitzen wir bis morgen früh hier.“
„Nur mit der Ruhe, Gody“, meldete sich Pino Beltrametti, der im Hintergrund sass. „Wenn man Typen wie Scheidegger das Gefühl gibt, das Gespräch verlaufe nach ihren Spielregeln, werden sie irgendwann ganz zahm.“
„Herr Beltrametti hat Recht, es heisst abwarten, Herr Kyburz.“ Cécile Dumont machte sich während des Verhörs Notizen. „Er zeigt Anzeichen von Nervosität, und es kann gut sein, dass er plötzlich einbricht.“
„Wir müssten seine Wohnung durchsuchen“, murmelte Pino.
„Oder den Laptop holen bei Frau Scholl“, ergänzte Angela.
Die Staatsanwältin schüttelte den Kopf. „Die Durchsuchungsbefehle sind vorbereitet, aber wir schauen noch etwas länger zu. Besonders das Rohypnol interessiert mich.“
„Woher wussten Sie, dass Guido Bär allein im Haus war?“
„Ich hatte keine Ahnung, und es war auch nicht wichtig.“
„Doch, es war wichtig, Sie wollten ihn ja umbringen.“
Scheidegger begann zu protestieren, aber Nick schnitt ihm das Wort ab. „Sie hatten vorher in der Praxis angerufen und wussten, dass Doktor Beniak mit einem Notfall ausser Haus beschäftigt war und nicht so bald zurück erwartet wurde. Sie hatten freie Bahn.“
„Schon möglich, das ich am Nachmittag wegen Stella anrief, aber das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun.“
„Nein? Dann erklären Sie mir doch, wieso Sie in Ihrer Tasche das Medikament Rohypnol mitführten, mit dem Bär betäubt wurde.“ Das war ein Bluff, aber er funktionierte.
„Was soll das für ein Medikament sein?“ Erstaunt riss Scheidegger seine Augen auf, und seine Unterlippe zitterte ganz leicht.
„Ein starkes Beruhigungsmittel, das je nach Dosierung Bewusstlosigkeit bewirken kann. Es wird auch als Vergewaltigungsdroge missbraucht, weil es Erinnerungslücken bewirkt. Man kann es ohne ärztliche Verschreibung übers Internet bestellen, so wie Sie.“
„Ach ja, natürlich. Sie meinen das Benzodiazepin, an den Markennamen erinnere ich mich nicht mehr. Sehen Sie, eine etwas breitere Kenntnis der Kulturgeschichte würde Ihnen gut anstehen, Herr Baumgarten. Früher haben die Dichter Opium geraucht, um sich zu entspannen, heute gibt es chemische Mittel zum gleichen Zweck. Ich plane in nächster Zeit einen Selbstversuch damit, vielleicht erreiche ich so etwas mehr Gelassenheit.“
Cécile Dumont hatte genug gehört und gesehen. „OK, wir gehen in seine Wohnung und suchen das Rohypnol, oder Reste davon. Plus alles andere, was interessant sein könnte. Ebenfalls holen wir den Laptop bei Frau Scholl, und auch dort halten Sie die Augen offen für anderes. Hier sind die Durchsuchungspapiere. Herr Kyburz, Sie verteilen bitte die Aufgaben, und vielleicht möchte Herr Baumgarten eine Pause
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