Schreib und stirb (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)
Dienstagabend, und seither sind mindestens ein Dutzend tierische Patienten mit ihren Besitzern ein- und ausgegangen. Wir werden es schwer haben, das kann ich euch jetzt schon sagen.“
„Vielen Dank, aber ihr bleibt selbstverständlich dran, insbesondere an den menschlichen Spuren. Hat sich die Rechtsmedizin schon gemeldet?“
Meierhans schüttelte den Kopf. „Nur mit der vorläufigen, nicht verbindlichen Aussage von gestern Nacht: er sei vermutlich erstickt, aber äusserlich sei überhaupt nichts zu sehen. Sie melden sich, sobald sie mehr wissen.“
Kripochef Gody Kyburz räusperte sich. „Ich habe zwar nichts wirklich Substantielles beizutragen, aber meine Frau kennt Paul Beniak, weil er einmal unseren Tierarzt vertrat. Sie war von ihm überhaupt nicht begeistert; er machte seine Sache zwar gut mit unserem Rauhaardackel und gab ihm die richtige Medizin, aber mit der menschlichen Kommunikation hapert es wohl. Er sei äusserst schroff und unhöflich, sagte sie damals, von Kundenorientierung keine Spur. Wir sind nie mehr zu ihm gegangen.“
„Danke für diesen Hinweis, Gody. Beniak heisst übrigens Pavel mit richtigem Vornamen und kommt ursprünglich aus Bratislava, hat aber die Mittelschule hier gemacht und ist Schweizer.“ Nick schaute Peter Pfister fragend an. „Alte Kantonsschule, erinnerst du dich? Er hat Jahrgang 53, müsste aber trotzdem mindestens ein Jahr mit dir überlappt haben. Kennst du ihn?“
Peter verneinte, versprach aber, nachzuforschen. Er werde auch in Villnachern und Umgebung nachfragen, ob jemand etwas gesehen oder gehört habe, und er wolle mit den Bauern reden, die Beniaks Kunden waren.
Angela erhielt den Auftrag, sich mit Guido Bärs Leben, seiner Familie und seinen Finanzen zu beschäftigen.
Und Nick Baumgarten wollte nochmals einen Versuch wagen, mit Paul Beniak zu reden.
Gody Kyburz beendete die Sitzung, nachdem alle wussten, was sie zu tun hatten. „Wir treffen uns heute um vier Uhr wieder. Ich bitte euch alle, offen zu bleiben und euch nicht auf eine bestimmte Spur zu konzentrieren. Wir wissen vorläufig noch gar nichts, und wir wollen nichts übersehen.“ Alle wussten, dass seine Sätze nicht nur Floskeln waren; sich in der Realität daran zu halten und die Scheuklappen abzulegen war allerdings eine ganz andere Sache.
Angela zog Nick zur Seite. „Ich habe etwas mit dir zu besprechen. Es dauert nicht lange, ist aber wichtig.“
Fragend schaute der Vorgesetzte seine Mitarbeiterin an, dann zwinkerte er ihr zu. „Es hat nicht zufällig etwas mit Steff Schwager zu tun?“
Angela errötete und nickte. „Woher weisst du es? Hat Steff etwas gesagt?“
„Nein, nicht direkt, aber wer Augen im Kopf hat ...“ Er schaute sie direkt an und wurde ernst. „Du kennst die Schwierigkeiten, Angela. Es darf nicht sein, dass unsere Ermittlungen durch die Presse behindert werden, indem zu viele Details zu früh an die Öffentlichkeit gelangen.“
„Das ist mir völlig klar, Chef. Das Problem ist nur, dass er mich unter Druck setzt und dabei Privates und Geschäftliches vermischt. Seit gestern Nacht versucht er die ganze Zeit, mich dazu zu bringen, einen Namen zu nennen; er ist extrem beharrlich.“
„Wie jeder Journalist, der sein Geld wert ist. Versuch einfach, seine Fragen nicht persönlich zu nehmen, das kannst du doch sonst so gut. Und falls er nicht aufgibt, bin ich auch noch da und kann ihm seine Grenzen aufzeigen. Schaffst du das?“
„Mal sehen.“ Sie zweifelte, und Nick sah, dass sie zweifelte. Er würde ein Auge auf die Situation haben müssen, denn er kannte Steff Schwager und seine Methoden nur zu gut.
Der Vormittag war strahlend schön und wolkenlos, die Märzsonne wärmte Nick durch die Autoscheibe, so dass er die Heizung ausschalten und das Fenster etwas öffnen konnte. Von der Oberfläche der Aare stiegen Nebelfetzen auf, als er in Schinznach Bad über die Brücke fuhr; er hörte die Vögel pfeifen und es schien, als sei über Nacht der Frühling ausgebrochen. Nicht mehr lange, und die Bäume am Wasser würden wieder Blätter tragen, die Obstbäume in den Pflanzungen blühen und die Menschen ihre Mützen und Handschuhe einmotten. Beim Kreisel in der Ebene bog Nick nach rechts ab, fuhr vorbei an Bauernhöfen und dem Schwimmbad, durch den alten Kern von Villnachern Richtung Brugg. Ein paar hundert Meter nach den letzten Einfamilienhäusern bog er rechts ab in die Einfahrt zum Haus von Guido Bär und Pavel Beniak. Schon in der Nacht hatte er gesehen, dass das
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