Schritte im Schatten (German Edition)
London. Die jungen Leute redeten nicht über den Krieg, der zehn Jahre zuvor zu Ende gegangen war. Und sie trugen bunte, freche Kleidung, Lichtjahre von den schäbigen Kriegsprodukten entfernt. Jetzt wurden überall indische Restaurants eröffnet, die uns vor der Wahl retteten, entweder in einem teuren Restaurant zu essen, das sich die meisten von uns nicht leisten konnten, oder zu Hause. Der Kalte Krieg bombardierte uns noch immer mit Schwulst und Rhetorik, aber innerhalb der Linken – und ich würde sagen, linksgerichtete Einstellungen durchdrangen auch das Denken von Menschen, die sich nicht einmal selbst als Linke bezeichneten – waren alle möglichen Arten von neuen Ideen im Aufkommen. Es war das Stadium im gesellschaftlichen Prozess erreicht, in dem Ideen, Meinungen, neue Ansichten – den vorherrschenden Denkweisen gegenüber kritisch eingestellt – sich – bildlich gesprochen – hinter einem Damm aufstauen und in Kürze durchbrechen werden, um zu einer neuen allgemeingültigen Übereinkunft zu werden.
Schon damals fiel es mir schwer, mich daran zu erinnern, wie verschreckt ich in meiner ersten Zeit in London gewesen war, mich zu erinnern, wie ich jedes Mal, wenn ich das schützende kleine Schneckenhaus verließ, in dem ich lebte, und mich hinauswagte, meinen inneren Verteidigungsapparat hochfahren musste: Nein, ich werde nicht zulassen, dass mich das deprimiert.
Und nun meine erste Katze, in meiner Wohnung, in meinem Zuhause. Meine Verantwortung. Die Katzen auf der Farm, vor langer Zeit, hatte ich inbrünstig geliebt, aber ich wusste nicht viel über sie. Meine Mutter kümmerte sich um sie. Ein guter Platz für eine Katze, sagte jemand, dem sehr viel daran lag, ein Zuhause für ein junges Tier zu finden. Du hast zwei Stockwerke und vor deiner Haustür eine Holztreppe in einen Garten und außerdem ein großes Flachdach – natürlich musst du ein Kätzchen haben. Und so kommt man zu einem Haustier. Was ist schon eine Katze? Ein Geschöpf ohne Rechte, das lebt, wie es kann und wo es kann, und das, wenn es in deinem Haus ist, oft aus schierer Unwissenheit schlecht behandelt wird. Ich wusste nicht, wie man für eine Katze sorgen muss. Auf der Farm hatte es Drinnenkatzen und Draußenkatzen gegeben, sie tranken Wasser aus den Näpfen der Hunde, bekamen Milch, wenn die Kannen vom Melken hereingebracht wurden, fingen sich ihre Nahrung im Busch und bekamen Reste und gelegentlich einen Leckerbissen. Sie starben leicht: Eine Katze war keinen Tierarzt wert, der so viele Meilen entfernt lebte und sich ohnehin nur um bedeutende Tiere kümmerte, Arbeitstiere wie Hunde und Rinder und die Pferde für die Reiterfeste. Die Hauskatzen verwilderten leicht mit den wirklich wilden Katzen; sie wurden von Schlangen gebissen oder erblindeten, weil eine Kobra ihnen in die Augen gespuckt hatte, und mussten dann getötet werden. Es gab unzählige Würfe, und der größte Teil der Jungen wurde gleich nach der Geburt ertränkt.
Mit diesen Lehrjahren schaffte ich mir eine Katze an, eine schwarz-weiße, eine Feld-Wald-und-Wiesen-Katze, mollig, gutmütig, ziemlich dumm und anhänglich – sie hätte gern jede Sekunde des Tages und der Nacht in meiner Gegenwart verbracht.
Sie mochte kein Dosenfutter und brachte mir allmählich bei, dass sie Kalbsleber haben wollte – zu jener Zeit, vor der kulinarischen Revolution, waren Leber, Nieren und andere Innereien so billig, dass schon der Preis allein genügte, einen zu überzeugen, dass sie das Essen nicht lohnten. Sie liebte Steak. Sie liebte Fisch. Sie wurde zu gut gefüttert, denn damals wusste ich noch nicht, dass eine Ernährung mit Leber, Steak und Fisch für eine Katze nicht gut war. Ich hoffe, ich habe für sie und ihre Jungen wenigstens eine Schüssel mit Wasser hingestellt. Die meisten Katzen mögen viel Wasser, auf Milch sind sie weniger versessen. Nein, sie wurde nicht krank, sie gedieh, lebte aber nicht lange, weil sie von dem Flachdach abstürzte und sich das Becken brach – womit sie zumindest in dieser Hinsicht dem entsprach, was ich von der Farm her wusste, wo Katzen ihre neun Leben so schnell aufbrauchten.
Sie wurde gut behandelt, sie wurde gefüttert, sie wurde zum Tierarzt gebracht, sie wurde geliebt und gestreichelt, sie schlief auf meinem Bett. Aber erst später lernte ich, Katzen zu würdigen, als Individuen, von denen jedes anders ist, genau wie Menschen. Später gab es Katzen, die mich durch ihre Charakterstärke beeindruckten, ihre Intelligenz, ihre
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