Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)
hab mich hingeschmissen, um meinen Freund festzuhalten. Ich habe keinen Schuss gehört, weder den ersten noch einen zweiten. Der Vulkan hat alles übertönt. Ich hab gedacht, mein Kumpel wäre gestolpert!"
"Dio mio!", rief Ricardo, hob seine Hände und blickte in den Himmel. "So viele Schutzengel kann ein Mensch gar nicht haben! Junge, die hatten es kaltblütig auf euch beide abgesehen! Sie haben gedacht, sie hätten dich getroffen!"
"Jetzt begreife ich, mein Gott!" Schröder war schockiert, beruhigte sich jedoch wieder. "Dann bin ich abgehauen, direkt hierher."
Ricardo starrte ihn an und erfasste erst allmählich, wie viel Glück der Mann gehabt hatte. Er wusste, dass sich das Schicksal trotz allem einen Günstling ausgesucht hatte.
"Gut", sagte Ricardo, als Schröder sich gefangen hatte, "lass uns absteigen. Wir werden bald am Strand sein. Wir haben Glück, der Mond ist sehr hell in dieser Nacht."
Sie erhoben sich und gingen dorthin, wo die große Rinne den Berg hinunter zog. Ricardo sprang hinab und rutschte beim ersten Schritt drei Meter weiter und setzte aus dem Schwung zum nächsten Sprung an. Schröder band sich die Bergschuhe fester und wartete, damit sie sich, sollte einer von ihnen straucheln, gegenseitig nicht behindern konnten. Er war jedoch so schnell, dass er seinen Begleiter bald überholt hatte. Er tobte auf die Felsen zu, die sich in der Mitte der Aschenflanke im Mondlicht abzeichneten. Dort bremste er und wartete auf Ricardo, der ihm rasch folgte. Im Fels ließ er den Italiener vorsteigen. Als sie wieder in der Asche standen, hielt Schröder inne. Er fasste Ricardo am linken Arm und sagte:
"Halt. Warum ist ihr dritter Mann unten geblieben? Vielleicht sollte er den Strand überwachen? Können sie wissen, dass ich hierher absteigen würde?"
"Wenn sie wissen, ob du schon auf Stromboli warst, haben sie geahnt, dass du den Abstieg kennst. Warst du schon hier?"
"Ich nicht, aber Lasky."
"Dann rechnen sie damit!"
"Der Fettsack wird ebenfalls bewaffnet sein. Wir haben nur dein Stilett und mein, na ja, mein Taschenmesser." Schröder lachte gequält.
"Wir werden sehen", sagte Ricardo und schlug Schröder beruhigend auf den Rücken. "Warst du beim Militär?"
"Leider nicht: Zivildienst! Jetzt könnte ich es brauchen, was?"
"Au Mann. Ihr Deutsche! Wie hast du bloß bis heute überlebt?", fragte Ricardo. "Bleib dicht hinter mir. Und achte auf meine Handzeichen!"
"In Ordnung und ..." Schröder tippte ihm auf die Schulter. "Danke!"
Ricardo zwinkerte ihm zu und sprang weiter voraus. Als sie in die Nähe des Strands kamen, hörten sie das Meer rauschen. Weiter unten zwischen Flanke und Ufer standen Sträucher. Ricardo blieb stehen, Schröder war unmittelbar neben ihm. Die Wasserlinie war jetzt gut im Mondlicht auszumachen. Erst nach einer Minute entdeckte Ricardo eine Unregelmäßigkeit am Horizont: "Links an der Wasserlinie! Siehst du das?" Er zeigte mit der rechten Hand in die beschriebene Richtung.
Schröder kniff die Augen zusammen und folgte mit seinem Blick Ricardos Finger.
"Ein Boot!"
"Ja, hier ist selten jemand. Und nachts erst recht nicht. Es wird dieser fette Sack sein. Er liegt irgendwo auf der Lauer. Verdammt, du hattest Recht. Aber er weiß nicht, dass du ihn durchschaut hast. Und er weiß nicht, dass wir zu zweit sind und wann wir kommen. Das ist unser Vorteil. Wo würdest du dich an seiner Stelle verstecken?"
Schröder begutachtete das Gelände, soweit das im Dunkeln ging. Die einzig annehmbare Deckung bot die Vegetation.
"In den Sträuchern!"
"Das ist auch meine Meinung. Wir sollten uns also darauf vorbereiten. Wir müssen herausbekommen, wo er auf der Lauer liegt. Wir werden uns an den oberen Rand der Sträucher postieren und ein paar Steine jeweils gleichzeitig in verschiedene Richtungen werfen. Das wird ihn verwirren. Ich vermute, er liegt weiter unten, er ist behäbig und faul."
Sie krochen ein Stück vor und sammelten geeignete Wurfgeschosse. Dann hockten sie sich auf. Ricardo deutete auf sich und dann nach links, gleich darauf auf Schröder und nach rechts. Schröder nickte. Auf eine Kopfbewegung Ricardos hin warfen beide mehrere Steine hintereinander in die unteren Sträucher.
*
Es wurde dunkel. Die Flanke war noch niemand heruntergekommen. Der Dicke konnte sich nicht vorstellen, dass noch etwas Außergewöhnliches passieren würde. Er döste vor sich hin. Der Mond stand hell über ihm und war schon halb über den Himmel gewandert. Als plötzlich hinter und vor ihm die
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