Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)
war.
Er bemerkte, dass die beiden Männer sich bemühten, gleichmäßig zu gehen und ihm den Transport möglichst angenehm zu gestalten. Rechts von ihm konnte er durch einen schmalen Schlitz Ricardos Beine erkennen.
Ricardo blieb stehen. Der Sarg wurde abgesetzt. Er redete mit den Männern. Dann klopfte er unmerklich an den Deckel und sagte mit Blick zum Meer: "Reinhard, mein Freund, ich muss dich jetzt verlassen. Die beiden dürfen mich nicht sehen, sie könnten Verdacht schöpfen, weil sie mich kennen. Vielleicht sehen wir uns nie wieder. Mach's gut!"
"Ricardo...!", stieß Schröder gedämpft hervor. Er spürte plötzlich seine Einsamkeit, schwer wie Blei, und dazu lag er wehrlos in einem Sarg.
"Vertraue meinen Freunden!" Schröder hörte, dass Ricardo mit der Hand auf den Deckel schlug. "Nur noch eines, Reinhard: Maria ist meine Schwester."
Ricardos Schritte entfernten sich. Schröder war zumute, als würde ihm jemand die Kehle zuschnüren. Ihm war zur gleichen Zeit eine große Freundschaft geschenkt und wieder geraubt worden, doch er durfte sich nicht aufgeben. Es ging hier nicht nur um ihn. Es steckte eine große Sache dahinter. Und welche, das musste er herausfinden. Er würde sich den Schwierigkeiten, die ihn erwarteten, so gut er konnte stellen. Das war er Ricardo und Maria schuldig.
Die zwei Männer hoben den Sarg hoch und setzten ihren Weg fort. Sie kamen am Hafen an. Durch den Seitenschlitz konnte Schröder das Treiben beobachten. Etwas erhöht sah er eine Terrasse vor einer Bar und erschrak: der Athlet und seine Begleiterin. Dann entdeckte er das Tragflächenboot, auf das er gebracht werden sollte.
Einer der beiden Träger ging auf den Kapitän zu. Sie begrüßten sich und boten sich gegenseitig Zigaretten an. Der Kapitän blickte zu Schröders Kiste herüber und nickte mit dem Kopf. Er deutete nach vorn. Die beiden Männer kamen zurück. Sie trugen ihn zum Bug, wo er in den Brückenraum geschoben wurde.
Der Raum war nicht sehr groß. Schröder glaubte, einen Offizier protestieren zu hören. Der Kapitän blockte seinen Vertreter mit erhobener Hand ab und klopfte ihm beruhigend auf die Schulter. Danach ließ man die Passagiere in den etwas tiefer gelegenen Fahrgastraum einsteigen. Die Türen wurden geschlossen. Das Boot legte ab, während eine große Fähre etwas entfernt anlegte. Der Kapitän beschleunigte den Aliscafo. Die Tragflächen schnitten sich wie zwei Säbel durch das Wasser und hoben den Rumpf über die Wasserlinie, so dass das Schiff zu fliegen schien.
*
Giovanna und Giaco saßen an einem kleinen Metalltisch und beobachteten den Hafen. Touristen mit Rucksäcken waren mit der Fähre angekommen und suchten sich einen Platz zum Sitzen. Einheimische brachten Güter vom Pier zu ihren Häusern und kleinen Geschäften, die zuvor von einem Schiff entladen worden waren. Die Morgensonne verriet, dass es ein heißer Tag werden würde. Das Meer war ruhig, noch. Denn die Luft war schon jetzt schwül und prophezeite ein Gewitter, das aus heiterem Himmel gewaltige Böen vor sich her treiben würde, um in die noch friedliche See schäumende Wellen zu schlagen.
"Da kommt schon die zweite Fähre. Und der zweite Aliscafo legt gerade ab. Merkwürdig! Dieser Schröder war bisher nicht dabei", sagte Giaco und rührte in seinem Cappuccino, der augenblicklich sein kräftiges Aroma entfaltete.
"Vielleicht ist doch etwas dran, was der Dicke sagte: dass es mehrere waren, meine ich. Vielleicht hat ihm jemand geholfen."
"Wer sollte hier einem Fremden helfen? Nein, du kennst Sizilien nicht. Ich bin hier aufgewachsen ...", Giaco hielt inne. "Es sei denn, um uns zu hintergehen? Aber nein, das kann nicht sein! Das würde niemand wagen." Er schüttelte den Kopf.
"Und was, wenn er doch jemand kennt? Man hat ihn versteckt! Oder mit einem Boot weggefahren." Giovannas Kopf wurde rot vor Erregung.
"Wohin denn? So schnell traut sich niemand mit einem kleineren Boot weit über das Meer, nicht bei diesem Wetter." Giaco schaute mit verkniffenen Augen zum Himmel. "Hast du das Tyrrhenische Meer schon einmal bei Seegang erlebt? Gott sei mit dir!" Giaco machte ein schnelles Kreuzzeichen. "Nein, nein, das glaube ich nicht", sagte er bestimmt.
"Dann hat man ihn anders auf eines der Schiffe gebracht, oder wir haben ihn nicht erkannt", fauchte sie. Schweiß tropfte ihr von der Stirn in die Augen. Sie wischte sich mit ihrem Ärmel das Gesicht und dachte nach. Dann sprang sie auf. "Die Kiste! Verflucht, der Sarg!", schrie sie
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