Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)
schmecken zu können. Er durchschritt den Raum und klopfte am Ende des anschließenden Flures an eine Holztür, auf der ein Schild aus Messing angebracht war, welches das Sekretariat von Peter Leclerq auswies. Er klopfte an. Ein freundliches "Herein!" ließ ihn eintreten.
"Herr Leclerq erwartet Sie bereits. Bitte, gehen Sie doch gleich in sein Büro."
Schon letztes Mal war Leclerqs Sekretärin Ganter attraktiv erschienen, aber jetzt haute sie ihn fast um. Vor ihm stand eine rothaarige Frau in schwarzem Mini, darunter trug sie schwarze Strümpfe und hohe, feine Schuhe. Und bei diesem Wetter hatte sie wohl ihre reizendste Bluse ausgepackt, die sie besaß: ein locker getragenes Etwas aus schwarzer Seide, das aus ihrer Figur ein Kunstwerk machte. Diese Frau konnte unmöglich nur Sekretärin sein in dem Laden. Ganter hatte Schwierigkeiten, seinen Blick von ihr zu lösen.
"Ja danke." Er war unsicher, und das passte ihm gar nicht. Daher hielt er geradewegs auf Leclerqs Büro zu und trat ein, ohne anzuklopfen.
"Guten Tag, Leclerq. Sind wir allein?"
"Natürlich sind wir allein", erwiderte Leclerq mit dem Blick eines leicht genervten Börsenmaklers. "Oder sehen sie außer uns noch jemand?"
"Ihre Sekretärin kann uns nicht hören oder, ... abhören?"
"Seien Sie nicht kindisch. Das haben Sie beim letzten Mal auch gefragt." Leclerq war hochgewachsen und schlank und das, was man wohl einen Frauentyp nannte, dachte Ganter.
"Beim letzten Mal war eben nicht heute, Leclerq!", sagte Ganter mürrisch. Er konnte diesen Kerl nicht ausstehen.
"Wissen Sie, was Sie zu tun haben?", fragte Leclerq ungerührt.
"Ich nehme an, die zweite Fuhre. Ablauf wie beim letzten Mal."
"Genau. Sie kommen heute am Nachmittag, dann ist schon alles vorbereitet. Sie holen den Wagen bei der Spedition – auf den Namen Schmidt reserviert –, erledigen das Geschäft und geben das Fahrzeug nachher wieder ab."
Ganter nickte.
"Noch etwas!", mahnte Leclerq. "Ich habe mit Saltini gesprochen. Er war ziemlich aufgebracht. Den letzten Auftrag haben Sie angeblich etwas ...", Leclerq legte eine Pause ein, "... nun, sagen wir schlampig zu Ende geführt. Sie wissen, dass von Ihrer Ausführung unter anderem das Gelingen eines bedeutenden Plans abhängt. Sie sollten unsere Möglichkeiten nicht unnötig provozieren."
"Wollen Sie mir etwa drohen? Sie wirken komisch in Ihrer Rolle." Ganter hatte sich aufgebäumt.
"Nun, als Mr. Universum machen Sie auf mich keinen Eindruck, Ganter. Es gibt doch genügend Möglichkeiten, Ihnen die Luft aus den Muskeln zu lassen. Sie sollten sich beherrschen. Aber wir wollen uns nicht streiten. Der Tag ist zu schön. Schauen Sie nach draußen und bleiben sie höflich." Leclerq deutete auf die große Fensterfront, von wo aus das Pförtnerhaus und die Einfahrt zu sehen waren. "Sie sollten übrigens besser aufpassen wo sie hinfallen, das bekommt ihrem Outfit nicht." Er sah auf Ganters Fleck von der Pfütze und lächelte verschmitzt. "Sie sehen schrecklich aus. Gute Reise, Herr Ganter. Und nochmal: Führen Sie Ihren Auftrag gewissenhaft aus!"
Er drückte auf den Knopf an seiner Wechselsprechanlage. "Bitte bestellen Sie Herrn Schmidt ein Taxi!"
Leclerq senkte seinen Blick auf irgendwelche Papiere, die auf dem Schreibtisch lagen. Ganter drehte sich um und verließ das Büro Leclerqs. Er war wütend. Er hatte sich von Leclerq abkanzeln lassen. Als er das Vorzimmer durchschritt, sah ihm die Sekretärin mitleidig lächelnd hinterher und drückte auf den Schalter an ihrer Wechselsprechanlage. Sogleich betrat sie das Büro ihres Chefs und sagte: "Dem hast du es ja gegeben."
"Hast du etwa mitgehört?"
"Ja, was denkst denn du?" Sie bewegte sich aufreizend auf Leclerq zu, legte ihre Arme von hinten um seine Schultern und küsste ihn heftig. Leclerq versuchte, ihre Bluse aufzuknöpfen. Sie schlug ihm sanft auf die Hände und sagte: "Spinnst du, wenn jemand kommt."
"Dann schließ die Tür! Außerdem bin ich hier der Boss."
"Ja, und der muss dauernd erreichbar sein. Der Spruch ist von dir!", sagte sie.
"Da warst du noch nur meine Sekretärin. Also, schließ ab", bat er spielerisch und küsste ihre Hand.
"Nein, sei vernünftig. Das ist zu gefährlich!", fauchte sie leise.
"Dann ordne ich an, ab jetzt in Nonnenkleidung herumzulaufen."
"In Ordnung, mein Schatz. Morgen komme ich als Pinguin." Lachend und ihre Hüften schwingend verließ sie sein Büro.
*
Als das Tragflügelboot ablegte, stand Ricardo an der Straßenecke und beobachtete die
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