Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)
warteten, dass wieder einer eine Flasche über den Platz schleudern würde. Doch noch herrschte Ruhe.
Montag betrat den "Goldenen Schwan", dessen griechische Küche stadtbekannt war. Er stieg die engen Treppen hinauf in die oberste Etage, wo er zum Ecktisch an einem der kleinen Fenster geführt wurde. Er konnte direkt auf den Marktplatz sehen. Er nahm Platz und sah, wie endlich eine Flasche flog und die beiden Polizisten konditioniert wie Pawlows Hunde ihr Auto verließen, ihre Mützen in die Stirn zogen und auf die Gruppe der Punks zugingen. Montag genoss die Atmosphäre und entspannte sich.
"Sind Sie Herr Montag?" Die freundliche Stimme riss ihn aus seinen Beobachtungen. Er wandte seinen Kopf. Neben ihm stand eine Frau Mitte vierzig, die ihn aus tiefbraunen Augen ansah. Er erhob sich von seinem Platz und reichte ihr die Hand.
"Dann sind Sie Frau Doktor Steglitz!", meinte Montag eher feststellend als fragend.
Die Frau nickte und öffnete ihren Mantel, während Montag ihr einen Platz anbot. Carola Steglitz setzte sich und legte ihre Arme auf den Tisch, wobei sie sich leicht vorbeugte. "Sagen Sie mir bitte, was passiert ist!"
"Ich weiß auch nicht sehr viel, wie ich Ihnen schon angedeutet habe. Nur dass Doktor Lasky erschossen worden ist und dass seine Mörder seine ... ", Montag stockte, "... also, seine Leiche in den Krater des Strombolis geworfen haben."
Carola Steglitz' Gesicht zeigte bereits kleine Falten, die aufgrund ihrer Erschütterung tiefe Schatten zu werfen schienen. "Wie können Menschen so brutal sein?"
"Sie kennen Reinhard Schröder?"
"Ja, ich habe ihn einmal getroffen, als er Lasky besucht hat. Die beiden sind auf eine merkwürdige Geschichte gestoßen."
"Und um diese Geschichte spinnt sich der Mord an Doktor Lasky wie ein roter Faden. Reinhard vermutet, dass diese Geschichte der Anfang des Dilemmas gewesen ist. Er bat mich Sie einzuweihen. Lasky hat ihm wohl erzählt, dass Sie die einzige Person aus seinem Kollegenkreis sind, zu der er absolutes Vertrauen hatte. Außerdem hätten Sie in die Geschichte einen gewissen Einblick."
"Das stimmt", sagte sie mit belegter Stimme. "Wissen Sie, Frederic Lasky war ein wunderbarer Kollege. Ich habe ihn sehr geschätzt." Sie senkte den Blick und strich sich ihr Haar aus dem Gesicht. "Mein Vertrauen hatte er genauso, wie ich seines. Wenn es um die Sache geht, die er mit Ihrem Kollegen Schröder gemeinsam aufgespürt hat, dann bin ich wirklich diejenige, die Ihnen weiterhelfen kann." Sie hob ihren Kopf und sah Montag wieder an. "Wie kann ich helfen, Herr Montag?"
"Wir müssen alle Beweise gegen eine bestimmte Firma zusammentragen, mit denen wir ihr das Handwerk legen können."
Montag erklärte ihr in grobem Überblick die Zusammenhänge. "Noch was, das mir sehr wichtig erscheint. Frau Doktor Steglitz, wenn Sie uns helfen wollen, müssen Sie sich bewusst werden, dass Sie vielleicht in Gefahr kommen. Wir haben es mit dem organisierten Verbrechen zu tun. Zwar sitzen wir in Deutschland, aber sicher können wir uns nicht fühlen. Und bevor wir keine Beweise haben, können wir die Behörden nicht einschalten, vor allem was Schröder angeht."
Carola Steglitz hatte ihm sehr aufmerksam zugehört. "Ich weiß. Aber ich habe mich bereits entschieden!"
*
Schröder wachte auf und schrie. Das Telefon klingelte, es war der Weckruf. Er rieb sich die Augen und ärgerte sich, dass er so schreckhaft war. Es hing wohl mit dem Traum zusammen, den er gehabt hatte. Was genau er im Schlaf gesponnen hatte, wusste er nicht mehr. Als er sich nach links aus dem Bett wälzte, fiel er mit einem Ruck zu Boden. Er diagnostizierte diesen Unfall als eine Mischung seines morgendlichen Dämmerzustandes mit seiner Erinnerung an die Zeiten, zu denen er in einem Doppelbett die rechte Seite innehatte, während seine Lebensgefährtin links schlief. Mit Schwung hatte er sich jeweils nach links über sie geschmissen, um auf dem schnellsten Weg zur Dusche zu gelangen. Er erhob sich und kratzte sein Knie, das er sich angestoßen hatte. Ein unterdrückter Fluch hing an seinen Lippen.
Die kurze Dusche tat ihm gut. Er nahm seine schmutzige Kleidung und stieg unter Widerwillen hinein. Dann verließ er sein Zimmer und ging die breite Treppe des Hotels hinab in die Halle. Der Mann an der Rezeption schaute ihn abschätzig an. Schröder lächelte unverschämt und gab ihm den Zimmerschlüssel.
Im Frühstücksraum saßen außer ihm noch zwei ältere Ehepaare, die sich durch seine Kleidung und seinen
Weitere Kostenlose Bücher