Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)
gehen ja ganz schön ran."
"Damit habe ich in einem harten Beruf überlebt". Vogler lächelte.
"Das glaube ich Ihnen aufs Wort."
Vogler leitete Dreher in sein Wohnzimmer, das mit Büchern überhäuft war. "Ich lebe allein. Meine Frau ist vor zwei Jahren gestorben, kurz nach meiner Pension. Deshalb mag es manchen Leuten als Unordnung erscheinen, ich bezeichne es als belebte Wohnung, in der man sieht, dass sich ein Mensch weiterbildet. Mann, und ich hab sie alle gelesen!"
Dreher war beeindruckt, sowohl von der Anzahl der gelesenen Bücher, als auch vom Organisationstalent Voglers, zwischen all diesen Büchern immer noch ein paar Schneisen zum Gehen freizuhalten.
"Wenn Sie diese Zeitschriften dort wegnehmen und auf den Tisch legen, können Sie sich setzen."
Dreher setzte sich. "Herr Vogler, ich rede nicht gerne um den heißen Brei herum. Wären Sie interessiert an einem Auftrag, der höchste kriminalistische Anforderungen verlangt?"
"Sie schickt wohl der Himmel, was? Sie meinen, ob ich noch einmal den Kommissar spielen würde?"
"Ja, so ähnlich. Von vornherein: Die Bezahlung wird nicht fürstlich sein, aber ein Polizeigehalt können Sie sicherlich herausschlagen."
"Ach, das ist ja gar nicht so wichtig. Leben kann ich von meiner Pension. Es käme mir darauf an, ob der Fall interessant ist. Die Bevölkerung hat oft einen Irrglauben, was den Polizeialltag angeht. Wir haben meistens mehrere Fälle auf einmal zu lösen und können uns kaum auf einen speziellen konzentrieren, ganz anders als im Fernsehen. Aber mein Wunsch war es immer, mich einmal nur einem einzigen Fall mit voller Kraft widmen zu können. Ich müsste aber zuerst wissen, worum es geht."
"Darf ich Sie vielleicht fragen, bei welcher Abteilung Sie gearbeitet haben?"
"Als junger Kriminalbeamter bei der Sitte, aber die Sitten haben sich seitdem geändert, dann war ich bei der Fahndung, später Chef der Rauschgiftabteilung, wo ich einer der Antreiber war, eine Abteilung für organisiertes Verbrechen zu gründen. Und zum Schluss war ich bei der Mordkommission, die ich die letzten Jahre geleitet habe." Vogler redete gelassen. "Da habe ich viele unangenehme Dinge gesehen. Unser grausigster Fall waren zwei Kinder, die man in der Nähe eines Truppenübungsplatzes gefunden hat, völlig verstümmelt und grausam zu Tode gequält. Ein als ungefährlich geltender Dorftrottel hatte sie umgebracht, und eine Bekannte von ihm hat es gewusst. Man hat die beiden in dem Dorf fast gelyncht." Er machte eine kurze Pause. "Und nun packen Sie aus. Worum geht es in Ihrem Fall?"
"Es ist ein ziemlich komplizierter Fall. Aber mit Ihrer Erfahrung scheinen Sie der richtige Mann zu sein. Sie sollen aber wissen – bevor ich Sie konkret einweihe –, dass die Sache gefährlich ist. Sie kämpfen gegen organisierte Wirtschaftsverbrecher."
"Herr Dreher, denken Sie denn allen Ernstes von mir, ich hätte die Schnüffelei je als Kinderspiel betrachtet, bei dem sich der Indianerhäuptling, wenn es ihm zu viel wird, in die Hosen scheißt und zu flennen anfängt? Gefahr habe ich vorausgesetzt. Außerdem habe ich meinen Waffenschein über die Pension herübergerettet." Vogler grinste verschmitzt.
"Also gut." Dreher öffnete die Hände und atmete durch. Er schilderte ihm in wenigen Sätzen, was er wusste. Er gab genau das wider, was Montag ihm erzählt hatte, allerdings ohne Namen zu nennen.
Vogler pfiff leise durch die Zähne.
"Was halten sie davon?", fragte Dreher.
Vogler ließ sich Zeit, bis er antwortete. "Ein harter Brocken. Ich glaube, da kommt einiges auf Sie zu. Aber da kann ich allein kaum was ausrichten."
"Heißt das, Sie können uns nicht helfen?"
"Ich fürchte: nein!" sagte der alte Detektiv.
Dreher schwieg. Er war tief enttäuscht, aber er hatte fast damit gerechnet. "Können Sie mir jemand empfehlen?"
"Das kann ich guten Gewissens nicht. Die Privaten kosten eine Menge Geld und taugen nichts. Zuverlässig ist niemand von denen, alles Versager, Stümper und skrupellose Schweine, wenn sie mich verstehen?"
Dreher nickte.
"Abgesehen davon: Ihr Freund steckt verdammt tief drin. Die werden ihn niemals heil rauslassen, allein aus dem Grund, weil er Zeuge eines Mordes war. Aber durch die Tatsache, dass er den Stein und später einen ganzen Bergsturz ins Rollen gebracht hat, ist er nirgendwo sicher. Die werden ihn überall finden. Verlassen Sie sich drauf."
"Das ist hart, was Sie da sagen. Was würden Sie an unserer Stelle tun?"
"Gehen Sie zur Polizei."
Dreher
Weitere Kostenlose Bücher