Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)
herum!"
"Alles sehr schwierig; deshalb können wir uns im Moment überhaupt keine Scherereien leisten, überhaupt keine, verstehen Sie?" Saltinis Augen funkelten finster. "Uns wäre sehr damit gedient, wenn Sie uns – gegen ein entsprechendes Honorar natürlich – ihre Messdaten über unser Aachener Werk zur Verfügung stellen könnten. Noch ist ja nichts offiziell."
"Herr Saltini, ich bitte Sie! Was hätten Sie davon? Die nächste Untersuchung eines anderen Gutachters würde dasselbe Ergebnis bringen. Schließlich wird das Gesundheitsamt nicht schlafen."
"Wir würden keinen nächsten Gutachter beauftragen!" Saltini war Schröder ins Wort gefallen.
"Die deutschen Behörden werden Sie dazu zwingen, eine Untersuchung durchführen zu lassen. Was denken Sie wird passieren, wenn Sie die Presse einmal gegen sich haben?"
"Zwischen 1971 und heute sind zwanzig Jahre vergangen, Herr Doktor Schröder." Saltini versuchte eine andere Möglichkeit, Schröder zum Schweigen zu verleiten. "Die ganze Sache von damals ist damit rechtlich verjährt. Wenn Sie oder Ihr Bekannter, dieser Arzt, alten Staub aufwirbeln, werden Sie sich lächerlich machen. Finden Sie nicht, Herr Doktor Schröder?"
"... wenn nicht in letzter Zeit zwei neue Fälle der Yusho-Krankheit bekannt geworden wären: zwei Kinder, Dottore Saltini!" Schröder war aufgestanden und hielt die Rückenlehne seines Stuhls umklammert, als würde sie ihm helfen, Saltinis hartem Blick standzuhalten. "Noch gibt es keine beweiskräftigen Fakten für einen Zusammenhang zwischen den Kranken und der ICCO. Aber es ist vielleicht nur eine Frage der Zeit, wann mein Bekannter, dieser Arzt, von dem ich gesprochen habe, auch diese Fälle melden wird. Und dann, Dottore, dann geht es Ihrer Firma ernsthaft an den Kragen!"
*
Schröder wurde jäh aus seinen Gedanken gerissen, als er einen Seitenhieb auffangen musste, der seine Ellbogen von der Reling rutschen ließ. Es war Lasky.
"Schaust du dieser Frau nach!"
"Bitte? Ach so, ja ..."
"Sag, was geht wirklich in Deinem Kopf vor?"
"Mir geht das Gespräch nicht aus dem Sinn. Dieser Saltini ist eine harte Nuss!"
"Glaube ich dir. Mit solchen Leuten ist nicht zu spaßen. Wenn wir nicht beide gleichzeitig mit der Sache befasst wären, würde ich vorschlagen, in dem Urlaub das Thema zu vermeiden."
"Du bist gut! Schließlich hast du mich mit der Nase draufgestoßen, du hast die Akten beim Gesundheitsamt ausgegraben, nicht ich. Aber du hast Recht. Wir sollten das Ganze für ein paar Tage vergessen."
"Wenn ich nur die beiden erkrankten Kinder nicht dauernd vor Augen hätte!", sagte Lasky und seufzte leise. "Und wer weiß, wie viele andere auch schon betroffen sind. Aber noch können wir nichts beweisen. Es braucht eben alles seine Zeit. Und daran, dass wir gemeinsam verreisen, sind wir selbst schuld!"
Lasky und Schröder hatten sich während des Studiums kennengelernt. Lasky studierte Medizin, Schröder Geologie. In einer Kneipe saßen sie sich in einer Bierrunde zufällig gegenüber. Sie musterten sich wie zwei Kampfhähne und wechselten einige Worte, ohne eine Miene zu verziehen. Aus wenigen Worten wurden mehr, sie prosteten einander verhalten zu. Aus erster Skepsis wurde nach ein paar Stunden Sympathie und später eine dicke Freundschaft.
Schröder hatte wieder seine alte Stellung eingenommen und richtete seine Augen auf das Boot. "Was die wohl vorhaben?"
"Sie werden Urlaub machen. Schlafen, am Strand liegen, sich den Bauch vollschlagen und Wein trinken, genauso wie wir."
Schröder sah hinunter zu dem Boot. Auf ihn machten diese Leute nicht den Eindruck von Touristen.
Lasky drehte sich zur Seite, wobei er gelangweilt gähnte, bis sein Blick die Kuppe des Berges traf. "Schau, er brodelt wieder! Jedes Mal, wenn ich hierherkomme, habe ich dasselbe Gefühl. Es ist eigenartig: flau im Magen, heiß in den Adern, feuchte Hände! Jedes Mal!"
Das Boot hatte gerade abgelegt. Der Dicke stand in der Nähe des Gepäcks. Der Athlet zählte Scheine, für die der Bootslenker schon die Hand aufhielt, während die andere das Steuer umfasste. Der Diesel drehte höher Das Boot entfernte sich auf der silbernen Wasserfläche. Am Bug des Kutters stand die junge Frau. Ihr Blick bohrte sich in Schröders Augen wie ein kalter Dolch. Schröder spürte, wie Beklemmung in ihm aufstieg. Ohne ihrem Blick auszuweichen, fragte er Lasky: "Hast du eigentlich jemand in die neuen Yusho-Fälle eingeweiht, ich meine beim Gesundheitsamt?"
"Genaues habe ich niemand
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