Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)
Dumwalder nickte verstehend. Dann schüttelte er fast unmerklich den Kopf und ließ den Kugelschreiber zwischen seinen Fingern kreisen.
"Wo ist dieser Schröder zur Zeit?", fragte Luciano und zupfte an seinem Ohr.
"Er ist irgendwo in Italien, auf einer Urlaubsreise."
Dumwalder saß immer noch in sich versunken da und starrte auf seinen Kugelschreiber. Ohne den Blick zu heben, sprach er langsam und deutlich: "Dieser Mann wird sich durch nichts abhalten lassen!"
Es entstand eine längere Pause, wobei jeder der anderen Männer zu Dumwalder blickte.
"Es gibt eine Möglichkeit, die alles löst. Wir müssen herausfinden, wo genau er sich jetzt aufhält!", stieß Saltini fast flüsternd hervor. Der Satz schwebte über dem Tisch wie ein Fallbeil kurz vor dem Auslösen.
"Das kann nicht Ihr Ernst sein, Saltini!", rief Simicic. "Das müssen wir anders regeln!"
"Es gibt kein anders! Simicic, verstehen Sie denn nicht?", keifte Tozzi und schoss aus seinen Sessel nach vorn. "Der Mann wird unseren Ruf ruinieren. Das sollten Sie am besten wissen, Sie großer Stratege."
"Halten Sie sich zurück! Als ich so alt war wie Sie, habe ich mehr Respekt vor dem Leben gezeigt!"
"Als Sie so alt waren wie ich, haben Sie sich wahrscheinlich bei jedem Problem vor Angst in die Hosen gemacht!", rief Tozzi hämisch. Simicic war aufgesprungen.
"Verdammt!", grollte Luciano und schlug seine Faust auf den Tisch. "Sind Sie erwachsene Männer oder ängstliche Narren? Ich sage Ihnen was: Wir haben es nicht nötig, einem kleinen Scheißkerl so viel Beachtung zu schenken. Wir werden ihn einschüchtern, und zwar mit meinen Methoden! Da brauchen wir uns nicht die Finger schmutzig zu machen!"
"Sie haben den Mann nicht kennengelernt. Den können Sie nicht einschüchtern!", sagte Saltini. "Also: Entscheiden Sie sich!"
Er sah in die Runde und beobachtete die vier Männer: Luciano sah Simicic an und schien sich mit ihm zu verständigen. Dumwalder fixierte seinen Kugelschreiber. Saltini hob entschlossen seine Hand. Luciano hatte den jungen Tozzi im Visier und starrte ihm bedrohlich und direkt ins Gesicht. Doch Tozzi hob ebenfalls seine Hand. Luciano sah verbittert zur Seite, stampfte mit dem Fuß auf den Boden und schrie schließlich deutlich: "Nein!" Simicic schüttelte mit verbissenem Blick den Kopf. "Da mache ich nicht mit! Das ist mir zu stark!"
"Eingeschworene Gemeinschaft!", rief Saltini mahnend. "Wir tragen alle die Entscheidung!" Eiskalt sah er einen nach dem anderen an.
Nun lag es an Dumwalder. Alle Blicke lagen auf dem Mann aus Südtirol. Kurz erfasste er jedes Gesicht in der Runde. Sein kräftiges Kinn schob sich nach vorn. Er konzentrierte seinen Blick auf den Kugelschreiber zwischen seinen Fingern. Jeder im Raum spürte, wie er in sich hineinhorchte.
Sie hatten die Entscheidung an ihm aufgehängt, an dem Mann, der dieselbe Muttersprache hatte wie Schröder. Dumwalder wirkte fahl. Er räusperte sich und wand seinen Hals aus dem Hemdkragen hervor. Er hob den markanten Kopf und sah Saltini direkt in die Augen. Seine Gesichtshaut straffte sich. Dann streckte er zögernd die rechte Hand in die Höhe. Sein Gewissen unterlag: Das war die Entscheidung für Schröders Tod.
*
Montag fuhr zusammen. Das Telefon bellte ihn an und hatte ihn aus seinem Tagtraum gezerrt. Er riss den Hörer von dem Gerät.
"Büro für Umwelt-Technik Aachen, Montag, guten Tag!"
"Morgen Heinrich! Hier ist Fritz. Hast du eine Mannschaft frei?"
"Wann?"
"Gestern. Es brennt!", sagte Dreher eindringlich.
"Mal im Ernst, Fritz, was ist passiert?"
"Wieder eine alte Tankstelle. Das Gelände liegt seit einem Jahr still und ist vor kurzem als Bauland freigegeben worden. Es muss ein Gutachter her. Hast du einen Bohrtrupp frei?"
"In einer halben Stunde können wir losfahren. Sei dort mit allen Plänen, die du auftreiben kannst. Vor allen Dingen solche, auf denen man die alte Bebauung erkennen kann. Noch was: Willst du das Gelände unbedingt kaufen?"
"Ja, es wäre wunderbares Baugelände: freie Sicht, gute Luft, für diese Ecke relativ guter Baugrund. Wenn das Gelände vollkommen verseucht ist, kaufe ich natürlich nicht. Die Untersuchungskosten zahlt übrigens die Kraftstofffirma. Ich nehme an, dass sie sanieren müssen, wenn ihr etwas findet?"
"Ja, dazu sind sie gesetzlich verpflichtet. Und deshalb brauche ich den Auftrag von dieser Firma und nicht von dir! Mündlich ist mir die Absprache zu vage."
"Alles geklärt. Ich übernehme die Bürgschaft. Wir sind
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