Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)
stutzte.
"Ich weiß, dass es für derlei Umwelt-Verbrechen noch keine wirklich guten Leute in Deutschland gibt." Vogler hob beschwichtigend die Hand.
"Es geht um Mord!"
"Blöderweise ist der Mord nicht in Deutschland passiert. Trotzdem: Gehen Sie zur Polizei. Ich glaube, es ist ihre einzige Chance." Vogler legte die Hände zusammen.
"Aber wir haben doch so gut wie keine Beweise!", rief Dreher verzweifelt.
"Das, Herr Dreher, das sind in Einzelfällen die großen Nachteile unseres Rechtsstaates. Aber die müssen wir wohl in Kauf nehmen. Und in diesem Fall heißt das Ganze dann Schicksal."
*
Carola Steglitz kam aus dem Schwan zurück und zog mit Widerwillen ihren Arztkittel über, dessen Farbe sich von der ihres Gesichts zurzeit nur wenig unterschied. Sie ging geradewegs in ihr Büro, in dem auch der Schreibtisch Laskys stand. Sie wusste, dass Lasky eine inoffizielle Akte angelegt hatte, die die Geschichte mit der ICCO und der PCB-Verseuchung zusammenfasste. Sie suchte in seinen Unterlagen, doch sie fand nichts. Die einzige Möglichkeit, die noch blieb, war sein Schreibtisch. Aber der war verschlossen. Sie konnte ihn nicht einfach aufbrechen. Andererseits blieb ihr kaum eine andere Lösung. Sie musste an die Unterlagen ran kommen.
Sie testete den Schlüssel ihres eigenen Schreibtischs, in der Hoffnung, es handele sich um eine ähnliche Serie. Aber er passte nicht. Sie konnte sich nicht an ihren Chef wenden. Der stellte ihr immer noch manchmal nach, obwohl es schon mehr als fünfzehn Jahre her war, dass sie ihm konkret erklärt hatte, er möge sie endlich in Ruhe lassen. Dann kam ihr eine Idee.
Als sie die Hausmeisterloge betrat, war die Mittagspause gerade vorbei.
"Tag, Frau Doktor. Was gibt's denn?", fragte der stets etwas zerknittert wirkende Hausmeister.
"Ja, wissen Sie, es ist etwas Dummes passiert. Doktor Lasky hat, bevor er in Urlaub gefahren ist, eine Gemeinschaftsakte angelegt. Ich brauche ein paar Daten. Wahrscheinlich hat er sie in seinen Schreibtisch eingeschlossen. Was machen wir jetzt?"
"Tja, eigentlich brauchen wir da eine Genehmigung von ganz oben." Der Hausmeister wies mit seinem Blick zur Decke.
"Ja, ich weiß. Aber in diesem Fall ... Es ist ja nichts Aufwändiges, nur dass ich eben etwas nachsehen muss. Da müssen wir den Chef nicht belästigen, was meinen Sie?"
Der Hausmeister grinste dreckig. "Ich meine, dass sie froh sind, wenn der Chef Sie nicht belästigt …"
Carola Steglitz atmete tief durch. "Gehen Sie doch einfach als Zeuge mit, dass ich nichts entwende."
"Das denkt doch niemand von Ihnen."
"Mir wäre es aber lieber, Sie würden mitkommen. Und nehmen Sie den Schlüssel mit!"
"Wenn Sie meinen." Der Hausmeister zog den Kopf zwischen die Schultern und hob unschuldig und nichtwissend die Hände hoch.
Carola Steglitz schloss das kleine Schrankfach auf. Tatsächlich lag dort ein Hefter mit der Aufschrift "Aachen 1971/1995". Der Deckel hatte kein offizielles Aktenzeichen. Es war Laskys Handschrift.
"Ah, da haben wir ja, was wir suchen. Herr Lauffs, ich danke Ihnen, wissen Sie, ich glaube ich halte die ganze Akte mal draußen, wer weiß, wann ich sie wieder brauche. Ich will Sie ja nicht dauernd stören." Sie schenkte ihm ein wohlwollendes Lächeln, und der Hausmeister wurde rot. "Wiedersehen, und danke, Herr Lauffs."
Nachdem der Hausmeister gegangen war, nahm Sie sich einen Kaffee und griff zum Hörer.
"Hallo Herr Montag, haben Sie Zeit eine Akte mit mir durchzugehen? Ich bin in einer Stunde bei Ihnen."
*
Carola Steglitz saß vor Montags Schreibtisch. Er blätterte in der Akte. Mit Bleistift hatte Lasky auf den Kopien vermerkt, woher er die einzelnen Originale jeweils hatte, sei es aus dem Archiv oder anders woher. Alle Blätter enthielten Daten über die Untersuchung, die 1971 angeordnet worden war. Hauptsächlich handelte es sich um Beschreibungen von Krankheitsbildern und deren Verbreitung.
"Haben sie die Akte schon gelesen?", fragte Montag.
"Ja, eben im Bus." Sie rückte sich zurecht. "Lasky hat sich einige Aktennotizen gemacht, so zum Beispiel über die Verteilung der Wohnungen, in denen die damals betroffenen Kinder zu Hause waren", erläuterte sie. "Außerdem hat er die Ergebnisse der Befragungen zusammengesucht, die bei den Firmen gemacht worden und später im Sande verlaufen sind."
Montag blätterte weiter, hielt inne und trank einen Schluck Kaffee. Ein Zettel war dick mit rotem Stift umrandet.
Ihre Augen wurden größer: "Die Kopie einer Mitschrift des
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