Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)
gegen die Anordnung Vorgesetzter belangen können."
"Klingt einleuchtend."
"Darf ich telefonieren?", fragte sie und griff schon zu Montags Hörer. Sie wählte die Telefonnummer der Verwaltung des Gesundheitsamts.
"Hier Steglitz. Ich brauche eine Auskunft. Bis Mitte 1971 hat bei uns ein Doktor Vennmeier gearbeitet. Können Sie für mich herausfinden, wo er jetzt ist?"
"Oh je", sagte die Frau am anderen Ende. "Das kann lange dauern. Sie wissen, alte Akten. Bis wir die wiedergefunden haben. Aber ich werde es versuchen, wenn es die Zeit erlaubt."
"Warten Sie bitte!" Sie hob ihre Hand, als ob die Frau am anderen Ende der Leitung sie sehen könnte. "Geben Sie mir Frau Hersfeld!"
Es klickte, und nach kurzer Zeit wurde wieder abgehoben. "Hersfeld, ja bitte?", sagte eine temperamentvolle Frauenstimme
"Guten Tag, hier ist Steglitz, wie geht es Ihnen?", sagte sie in den Hörer und zwinkerte Montag über den Tisch hinweg zu.
"Oh, vielen Dank. Was verschafft mir die Ehre?"
"Soweit ich mich entsinne, waren Sie schon hier, als ich damals meinen Dienst angetreten habe."
"Das ist schon sehr lange her! Wann war denn das?"
"Ich bin 1971 gekommen."
"Oh ja, ich arbeite seit 1965 hier, und wissen Sie was? Ich habe in dieser Zeit kein einziges Mal krankgefeiert."
"Schließlich arbeiten Sie beim Gesundheitsamt und nicht im Krankenhaus!" Sie lachten.
"Was haben Sie denn auf dem Herzen?", fragte die Frau freundlich.
"Können Sie sich noch an Doktor Vennmeier erinnern?"
"Natürlich, ich habe sehr für ihn geschwärmt. Jedes Mal, wenn er mich angesehen hat, ist mir ganz anders geworden. Ein toller Mann war er!"
"Wissen Sie, wohin er damals gegangen ist?"
"Ja, er ging ganz weg aus Deutschland. Er ..."
"Haben Sie … hmmmm … sagen wir in einer Stunde einen Augenblick Zeit, damit wir ungestört reden können?"
"Das dürfte kein Problem sein, wenn Sie mich offiziell anfordern."
"Hiermit passiert. Ich mach Kaffee. Bis gleich."
Montag sah Carola fragend an, als sie den Hörer auflegte.
"Ja, viel hat unser Gespräch jetzt wohl nicht gebracht", sagte sie mit dem charmanten Blick eines jungen Mädchens, das sich entschuldigen will, und nahm Montag die Akte aus der Hand. "Aber es hat mir geholfen, den Kopf klar zu kriegen. Diese Frau wird mich weiterbringen. Also. Danke fürs Zuhören. Ich bin dran!", rief sie, als sie zur Tür ging, und ließ Montag fragend hinter seinem Schreibtisch sitzen.
*
Eine Stunde später klopfte es an der Tür zu Carola Steglitz' Büro. Die beiden Frauen schüttelten herzlich Ihre Hände. Elisabeth Hersfeld nahm auf der anderen Seite des Schreibtischs Platz. Carola Steglitz stand an der Kaffeemaschine. "Milch? Zucker?"
"Ich nehme beides, Gott sei Dank habe ich keine Gewichtsprobleme." Elisabeth Hersfeld hatte tatsächlich für ihr Alter eine erstaunlich gute Figur, dachte Carola Steglitz. Sie gehörte zwar zu den Menschen, die von der Natur nicht mit einem hübschen Gesicht beschenkt worden waren. Aber sie machte das mit ihrer Ausstrahlung wett. "Das ist schön. Ich trinke nämlich meinen Kaffee auch so und bin unverbesserlich." Carola Steglitz reichte ihr eine gefüllte Tasse und die Zutaten. Elisabeth Hersfeld schlürfte mit gespitzten Lippen, um die Temperatur zu testen, bevor sie einen beherzten Schluck trank, während sie ihr über den Rand ihrer Tasse in die Augen sah.
"Nun, was wollen Sie wissen?", fragte sie.
"Ich brauche eine Auskunft von Herrn Doktor Vennmeier. Und dazu muss ich herausfinden, wo er sich aufhält."
"Er ging damals nach Wien."
"Was ist denn damals geschehen?", fragte Carola Steglitz.
Elisabeth Hersfeld reagierte verstört auf diese Frage. "Oh, das weiß ich auch nicht genau. Ich hatte ja keinen näheren Kontakt zu ihm." Die Antwort kam gehetzt.
"Wissen Sie, wohin er genau gegangen ist?"
"Zum Allgemeinen Krankenhaus. Sie wissen, die haben die letzten Jahre ein neues gebaut. Soll noch mehr Skandale ausgelöst haben als das Aachener Klinikum."
"Ja, ich habe davon gehört. Und wo ist Doktor Vennmeier jetzt?"
"Ich weiß es nicht. Leider", sie verdrehte ihre Augen, "ich habe doch den Kontakt zu ihm verloren, wie ich schon sagte. Versuchen Sie es in Wien. Vielleicht hat er dort Fuß gefasst."
"Ich denke, ich werde ihren Rat befolgen. Herzlichen Dank!" Carola Steglitz lächelte sie an und reichte ihr zum Abschied die Hand.
Als Elisabeth Hersfeld die Tür schloss, hielt sie inne und dachte nach. Sie biss sich auf die Lippe und wurde von ihrem Gewissen gequält, weil sie
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