Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)
halben Stunde im Kuckucksnest."
Montag legte schweißgebadet auf. Sie war wirklich hart, diese Frau. Manchmal entpuppten sich die liebevollsten und sympathischsten Menschen als Wölfe. Oder hatte sie sich so verändert?
"Richter!", rief er. Es dauerte eine halbe Minute, bis Richter hereinkam.
"Was ist mit dem kleinen Milchgesicht da hinten. Hat er was gefunden?"
"Noch nicht, aber er hat wirklich Ahnung. Er glaubt, die meisten Dateien sind kaum noch zu retten. Die Programme kann er allerdings reparieren."
"Ein Virus?"
"Allem Anschein nach etwas ganz neues. Kompliziert. Dem ist kaum auf die Spur zu kommen."
"Also kann der kleine Mann was!"
"Oh ja, er macht mit den Dingern, was er will. Und wenn er redet, versteh ich nur Bahnhof."
"Sie sollten sich eben weiterbilden, statt hier rumzulungern. Aber Sie glauben mir ja nicht!", grinste Montag.
"Ok, ich nehme einen Kurs bei dem Milchbubi." Richter hob die Schultern und ging wieder zurück.
Montag verließ das Büro, bestieg seinen Wagen und fuhr in die Stadt. In der Nähe des Westparks fand er einen Parkplatz und ging die Lochnerstraße entlang. Von unten sah er das Plateau, wo Tische und Stühle aus Holz standen, auf denen junge Leute saßen und sich eifrig unterhielten. Er ging die Treppe hinauf und fand einen freien Tisch.
"Ah, hallo Heinrich, was darf es denn sein?", fragte der Kellner freundlich.
"Ein Bier, aber ein kleines, bitte!"
Es war warm, und die Sonne schien genau über die aus Bruchstein gemauerte Eisenbahnbrücke auf die Terrasse. Montag griff in seine Tasche. Dies war einer der seltenen Momente, wo er zu einer Zigarette griff. Von hinten berührte eine Hand seine Schulter. Erschrocken sah er sich um.
"Tag Heinrich, du machst ja vielleicht die Pferde scheu. Mach's kurz, ich habe keine Zeit." Sie nahm sich wortlos eine Zigarette aus Montags Packung, zündete sie an, schaute auf und fixierte mit versteinertem Blick seine Augen.
Montag war klar, dass sie seine Erläuterungen doch nicht ernst genommen hatte. "Barbara, du kennst Frederic Lasky?"
"Natürlich. Reinhards ach so lustiger Kumpel. Wieso?"
"Er ist tot!"
"Was?! Wie ist das passiert?"
"Er wurde erschossen", sagte Montag ruhig.
Ihre Arroganz sank mit ihrem Blutdruck und wich einer betroffenen Blässe. "Mein Gott, warum?" Sie fasste sich an den Kopf.
"Das herauszufinden ist ein Problem. Aber wir haben eine Spur."
"Und wer hat das getan?" Jetzt zog sie nervös an der Zigarette.
"Profis. Engagierte Killer. Es steckt vermutlich ein Konzern dahinter. Lasky war zusammen mit Reinhard auf eine Sache gestoßen, die diesen Herren missfällt", zischte er.
"Und wo ist Reinhard jetzt?"
"Auf der Flucht durch Italien. Sie wollen ihn umbringen. Der Anschlag auf Lasky dürfte hauptsächlich ihm gegolten haben."
Barbara Meissner war fassungslos. "Wieso unternimmst du nichts?"
"Ich tu mein Bestes. Wir alle tun unser Bestes. Und jetzt brauche ich deine Hilfe, nein, Reinhard braucht deine Hilfe."
"Wie kann denn ich helfen?" Überrascht wies sie mit ihrem Zeigefinger auf ihre Brust. Sie wirkte gehetzt.
"Du musst nach Italien fahren."
"Was? Du spinnst wohl! Wie soll ich das machen?", fragte sie aufgebracht und schüttelte den Kopf.
"Du steigst in den nächsten Zug und wartest, bis er abfährt! Zeit hast du genug, daran kann es nicht scheitern. Schließlich bist du arbeitslos."
"Ja", sie sah nachdenklich aus. "Ist das nicht zu gefährlich?"
"Ungefährlich ist es nicht. Aber irgendjemand muss ihn treffen und mit ihm die Sache besprechen. Etwas unternehmen gegen diese Leute können wir nur von hier aus. Und dazu brauchen wir genaue Details von Reinhard. Ich würde selbst fahren. Aber ich helfe ihm mehr, wenn ich hier bin."
"Ja aber wieso kommt er nicht hierher?"
"Weil er befürchtet, dass sie ihn an der Grenze erwischen. Die sind gut organisiert. In Italien ist das alles nicht so einfach."
Sie schwieg und suchte nach Ausreden. Nervös spielte sie mit ihren Fingernägeln, als hätten sie zehn Tage im Dreck gelegen.
"Barbara, du bist wirklich der einzige Mensch, der mir einfällt. Es muss jemand sein, dem Reinhard vertraut". Montag blieb das letzte Wort im Halse stecken. " … also in gewisser Weise vertraut."
"Ich glaube, ich bin nicht die Richtige für den Job." Sie stand auf und wollte gehen.
Montag hielt sie am Arm fest und sprach jetzt eindringlicher. "Jetzt hör mal genau zu. Dass du ihn verlassen und dir von heute auf morgen einen Neuen ausgesucht hast, das ist deine Sache. Reinhard hat
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