Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)
über alle Berge, und sie mussten ihn wiederfinden.
Giovannas Anruf war aus Milazzo gekommen. Sie hatte gefragt, was sie weiterhin unternehmen sollten. Saltini hatte sich Zeit erbeten. Sie solle sich in ein paar Stunden noch einmal melden. Seine erste Anweisung lautete, sich in jedem Fall Richtung Norden zu bewegen. Aus Italien konnte Schröder kaum herausgekommen sein. Die Organisation hatte rechtzeitig die Flughäfen überwachen lassen. An den Grenzen würde er ebenfalls Schwierigkeiten haben.
*
Montag war ungeduldig. Er konnte sich kaum konzentrieren, als er die Akte der ICCO wieder und wieder durchging. Eigentlich wartete er auf Barbara. Er hoffte, dass sie wirklich kommen würde. Er befürchtete, dass ihr neuer Lebensgefährte sie daran hindern würde, nach Italien zu fahren. Das Telefon klingelte.
"Hallo Heinrich, hier ist Fritz. Vogler übernimmt den Fall doch. Was sagst Du?"
"Grandios! Er soll gleich hier in Aachen recherchieren und sich an diesen Leclerq ran machen."
"Und wer fährt nach Italien?"
"Barbara."
"Oh je. Wenn das mal gut geht."
"Wann will Vogler anfangen?"
"Heute Abend treffen wir uns alle bei mir, um das Nötige zu bereden. Kannst du diese Doktor Steglitz mitbringen?"
"In Ordnung. Wann genau?"
"Um sechs. Ich werde etwas zu essen besorgen."
Montag widmete sich erneut der Akte, die aufgeschlagen auf seinem Tisch lag. Er überflog die Daten und nahm doch nichts auf. Er war einfach zu nervös, um irgendetwas zu verarbeiten. "Richter, was liegt an?", schrie er durch das Büro.
Richter lugte um die Ecke. "Wenn Sie neue Aufträge meinen, da sind lediglich ein paar kleine Sachen angekommen. Wenig Geld und viel Arbeit, wie immer. Die kann ich alle übernehmen. Kein Problem."
"Haben wir eigentlich schon die Ergebnisse der Analyse aus dem ICCO-Projekt in Bitterfeld?"
"Nein, die sollen aber heute noch kommen."
"Gut. Wenn sie da sind, widmen Sie sich als erstes dieser Geschichte. Tragen Sie alle Ungereimtheiten zusammen, die Sie finden können! Alles andere bleibt stehen und liegen, haben Sie das kapiert?"
"Natürlich, ich bin doch nicht vollkommen blöd, Chef."
"Entschuldigen Sie, Richter, war nicht so gemeint."
"Schon gut." Richter rieb sich das Kinn. "Was ist eigentlich los hier? Sie sind furchtbar nervös. Was ist mit Reinhard passiert?"
"Wenn ich das genau wüsste …", wünschte Montag seufzend.
Durch das Telefon wurde er aus seinen Gedanken gerissen. "Heinrich, ich bin's. Hör zu, ich bin jetzt in Prato, das ist eine Stadt nördlich von Florenz. Hast du jemand, der mich besuchen kann?"
"Ja. Es steht aber noch nicht fest, wer es sein wird. Aber sei unbesorgt, jemand wird da sein!" Montag sagte dies mit bestimmendem Nachdruck.
"Wer?"
Montag seufzte kurz. "Mmmm ... Barbara!"
"Barbara? Kommt nicht in Frage. Ich habe genug Scherereien. Nein, ich will sie nicht sehen."
"Reinhard, sei vernünftig. Es geht jetzt um dein Leben und nicht um deine gekränkte Eitelkeit. Es gibt auf die Schnelle niemand anders."
Schröder schwieg. Zweifelnd blickte er aus seiner Telefonzelle über den Platz auf die Front des Doms von Prato. An der rechter Gebäudeecke hing wie angeklebt eine Außenkanzel, die das Bauwerk berühmt gemacht hatte. Merkwürdig, aber der Schmerz, den er jetzt erwartet hatte, wie er aus seiner Herzgegend hinunter zum Magen kriechen würde, blieb aus. Nur ein kurzes Sausen machte sich bemerkbar.
"Also gut. Sie soll kommen."
"Wohin?"
"Schick sie nach Brixen. Morgen Mittag um zwölf Uhr werde ich im Löwenhof sein. Ab dann jede volle Stunde, zur Sicherheit, falls etwas schiefgeht. Falls ich nicht kommen sollte, werde ich dort oder bei dir privat anrufen. Dieser Löwenhof liegt an der Straße zum Pustertal. Er hat einen Campingplatz, eine Bar und ein Restaurant. Ich werde im Restaurant sein. Alles verstanden?"
"Soll sie etwas mitbringen?"
"Kopiere ihr alle Analyseergebnisse aus dem Ost-Auftrag der ICCO und den Lageplan. Und ich brauche gebirgstaugliche Kleidung. Sie weiß, wo ich das Zeug aufbewahre."
"Sonst noch irgendwas, was wir hier tun können?"
"Nein, vorerst nicht, erst will ich die Akten einsehen."
"Wieso übrigens Brixen?"
"Ich werde versuchen, mich von dort aus durch die Berge nach Österreich durchzuschlagen. Da gibt es genügend grüne Grenzen, die ich noch aus meinen wilden Zeiten kenne."
Montag dachte daran, dass Schröder einmal zu einem damals noch kleinen Haufen guter Kletterer gehört hatte. Nach ein paar Sekunden fragte Montag besorgt: "Reinhard, bist
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