Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)
noch da? Ist alles in Ordnung?"
"Ja, alles okay, geht das klar?"
"Ja, morgen in Brixen."
"Morgen in Brixen!"
Frankenwein und Pilsener
Saltini ging in seinem Büro auf und ab. Der Mann, der es sich in einem der großzügigen Ledersessel unverschämt bequem gemacht hatte, war Saltini ein Dorn im Auge. Aber er brauchte ihn, er war ein Bote der Leute, mit denen Saltini sich seit Jahren arrangierte. Saltini beriet diese Leute in wirtschaftlich komplizierten Angelegenheiten, er war ein Experte im Geldwaschen. Sie boten ihm im Gegenzug Dienste an, die noch weiter auf der dunklen Seite der Gesetze lagen. So hatten sie ihm Giaco und den Dicken zur Verfügung gestellt. Allerdings gingen sie nie so weit, ihm ihre gesamte kriminelle Infrastruktur anzubieten. Er musste sie jedes Mal beknien, um Hilfe zu erhalten. Das war ein Teil ihrer Verhandlungstaktik. Aber in Schröders Fall hatte er es geschafft, sie davon zu überzeugen, wie wichtig es war. Diese Leute waren gut organisiert und schienen überall ihre Fäden zu ziehen. Und jetzt musste Saltini sie erneut um eine Gefälligkeit bitten. Genau das aber bereitete ihm Unbehagen.
"Dottore, wir haben uns ernsthaft überlegt, ob Sie Ihren Aufgaben weiterhin gewachsen sind. Ist es nicht so, dass Ihre Führungsqualitäten im letzten Jahr stark nachgelassen haben?"
Saltini stand am Fenster und schreckte aus seinen Gedanken auf. "Haben Sie eine Ahnung davon, wie schwierig es ist, einen internationalen Konzern wie die ICCO zu leiten?"
"Nein, aber es gibt sicherlich Leute, die es können, ohne sich zu beschweren."
Die Antwort war deutlich. Rossini – das war der Name, mit dem sich dieser schmierige Kerl vorstellte, wenn er Saltini besuchte – strich seine geölten Haare zurück und grinste provozierend. Unter dem linken Arm hatte sein maßgeschneiderter Anzug eine kaum merkbare Ausbeulung. Saltini verstand sie als Symbol für seine Gefährlichkeit.
"Wir versuchen unser Bestes!", stieß Saltini gereizt hervor.
"Das scheint nicht gut genug!" Rossini säuberte seine ohnehin schon blitzblanken Fingernägel mit Saltinis wertvollem Brieföffner.
"Wir brauchen Ihre Hilfe", sagte Saltini verbittert.
"Inwiefern?"
"Dieser Schröder ist Geschäftsmann und klug genug, um nicht zu viel Bargeld mit sich herumzuschleppen, zumal er in Italien ist. Er hat sicherlich eine Kreditkarte. Seine Bank ist die Sparkasse Aachen. Die bietet ihren Kunden bevorzugt Eurocard an, wie ich erfahren habe. Wir brauchen nur zu verfolgen, ob er irgendwo mit dieser Karte an einem dieser neuen Lesegeräte gezahlt hat. Dann wissen wir, wo er sich aufgehalten hat. Schröder ist zwar nicht dumm, aber damit wird er vielleicht nicht rechnen. Ich nehme an, dass es für Sie keine Schwierigkeit sein wird, die Eurocard-Zentrale zwecks solcher Informationen anzuzapfen. Habe ich Recht?"
"Sie wissen doch, dass unsere Organisation nur funktioniert, weil wir unsere Leute überall haben. Das macht uns so zuverlässig. Was an Geld in Europa und speziell in Italien wohin fließt, das wissen wir ganz genau", sagte Rossini und fügte gestelzt hinzu: "Schließlich öffnet sich der europäische Markt. Da müssen wir vorsorgen. Aber das wissen Sie ja genauso gut, Dottore." Rossini klang zynisch und lächelte.
"Wann kann ich mit ihren Hinweisen rechnen?"
"Wenn sie mir Ihr Telefon zur Verfügung stellen würden!"
*
Carola Steglitz bestieg in Köln den Euro-City nach Nürnberg. Es war viertel vor sechs morgens. In einigen Minuten würde der Zug den Hauptbahnhof verlassen. Sie stierte mit müden Augen aus dem offenen Fenster auf die rote Imbissbude, die auf dem Bahnsteig irgendwie verloren wirkte. Der Geruch von Senf und Würstchen verursachte ihr Übelkeit. Eine schnarrende Lautsprecheransage und ein Pfeifen kündigten das Abfahren des Zuges an.
Die Besprechung bei Dreher war so kurz wie möglich gehalten worden. Sie ließ diesen Abend noch einmal an sich vorbeigleiten: Dieser Vogler war voll eingestiegen. Er hatte sie bestimmt eine Viertelstunde interviewt. Er war direkt und genau gewesen und hatte bemerkenswert scharfe Fragen gestellt, hatte aber vermieden, dass es wie ein Verhör klang. Der Mann war ein alter Hase. Einen Besseren hätten sie nicht finden können.
Gerade verließ der Zug Bonn, die einzige Hauptstadt der Welt, die kurz davorstand, machtpolitisch kastriert zu werden, weil deren Mächtige diesen Vorgang selbst eingeleitet hatten. Der Bahnhof, der eher den Eindruck der Station eines Provinzstädtchens
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