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Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)

Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)

Titel: Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz Kreutzer
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in den Aufzug. Ihre Tränen ließen Wut in ihr hochkochen. Endlich spürte sie diese Wut, auf die sie so lange gewartet hatte. Sie wischte sich die Tränen aus den Augen und betrat ihr Büro. Als sie an ihrem Schreibtisch saß, fühlte sie sich stärker. Sie spürte, dass heute der letzte Tag war, an dem sie sich von Tacke hatte erniedrigen lassen. Ihr Puls beruhigte sich. Sie beschloss, Tackes Demütigungen nicht weiter zu erdulden.
    *
    Es war bereits lange nach Dienstschluss. Carola Steglitz zitterte, als sie die Nummer der Auslandsauskunft anwählte. "Ich hätte gerne eine Telefonnummer in Wien."
    "Wie ist der Name des Teilnehmers?"
    "Doktor Vennmeier."
    "Adresse?"
    "Weiß ich leider nicht."
    "Augenblick." Es dauerte zehn Sekunden. "Hören Sie? Es gibt nur einen Teilnehmer mit diesem Namen."
    "Ja, ich höre." Mit schweißnasser Hand notierte sie die Vorwahl von Wien und anschließend eine siebenstellige Telefonnummer. Sie legte auf und wartete. Ihr Magen fühlte sich an wie ein Kürbis voller Wühlmäuse. Sie brauchte noch eine kurze Zeit, um sich zu beruhigen, legte sich in den Sessel zurück und atmete mehrmals tief durch. Dann drückte sie vierzehn Ziffern. Bei jeder schlug ihr Herz wilder, als würde sie einen Liebhaber anrufen, von dem sie nicht sicher war, ob er ihr Gefühl erwiderte. Nach mehrmaligem Läuten hob am anderen Ende jemand ab.
    "Vennmeier!" Es war eine Frauenstimme.
    "Guten Tag, mein Name ist Doktor Carola Steglitz. Ich rufe aus Aachen an. Ist Herr Doktor Vennmeier zu sprechen?"
    "Augenblick bitte, mein Mann ist gerade nachhause gekommen!" Die Frau sprach mit warmem Wiener Tonfall. "Ludwig, Telefon!"
    "Ja bitte?"
    "Herr Vennmeier, mein Name ist Steglitz, Gesundheitsamt Aachen."
    Vennmeier stand der kalte Schweiß auf der Stirn. Würde diese alte Geschichte ihn denn niemals loslassen! "Was wollen Sie von mir?"
    "Ich möchte sie treffen und sprechen. Ich habe alte Akten ausgegraben. Akten über einen Fall von Hautinfektionen bei Kindern, den sie vor zwanzig Jahren bearbeitet haben."
    "Der Fall wurde damals abgeschlossen." Die Antwort fiel unfreundlich aus.
    "Ich weiß. Aber es sind Ungereimtheiten aufgetaucht. Ich muss dringend mit Ihnen reden."
    "Was für Ungereimtheiten?" Vennmeier klang jetzt neugierig.
    "Es sind neue Fälle aufgetaucht, Symptome genau wie damals!" Carola Steglitz wartete gespannt und nervös auf eine Reaktion, doch Vennmeier machte eine lange Pause. "Wissen Sie eigentlich, wie weit Aachen und Wien auseinanderliegen? Sie sprechen von tausend Kilometer."
    "Ich weiß. Ich würde am Wochenende kommen. Wäre es Ihnen recht?"
    "Kommen sie offiziell oder inoffiziell?", fragte Vennmeier skeptisch.
    "Wenn sie fragen, ob Tacke Bescheid weiß, nein, er weiß nichts von meinen Recherchen. Ich nehme an, er würde es mir verbieten. Habe ich Recht?"
    "Ich bin völlig Ihrer Meinung." Vennmeiers Stimme war jetzt freundlicher. "Aber kommen Sie bitte nicht nach Wien. Ich möchte hier nichts mit dieser Sache zu tun haben. Ich bitte Sie, mich zu verstehen. Ich mache Ihnen einen anderen Vorschlag. Wir werden uns in der Mitte treffen, in Nürnberg. Was halten Sie davon?"
    "Wenn Sie die Reise auf sich nehmen wollen, gerne. Ich kenne mich allerdings nicht aus in dieser Stadt."
    "Wir treffen uns Sonntagmorgen um elf Uhr auf dem Platz des Christkindlmarkts. Dort steht so ein goldener, schöner Brunnen. Setzen Sie sich auf eine seiner  Stufen. Ich denke, ich werde Sie erkennen."
    "In Ordnung. Und vielen Dank für ihre Bereitschaft."
    "Ich weiß nicht, ob ich Ihnen helfen kann, aber ich werde Ihnen zuhören."
    *
    Vogler schnürte seine Laufschuhe zu. In seinem Alter musste er verhältnismäßig mehr Sport treiben als jüngere Kollegen. Er bezeichnete sie immer noch als Kollegen, weil er sich noch längst nicht von seinem Beruf abgenabelt hatte. Schließlich hielten alle auf dem Revier noch große Stücke auf seine Arbeit, wenn auch seine Methoden für die ansonsten relativ gesittete deutsche Polizei manchmal auf Ablehnung gestoßen waren. Aber er hatte eine sehr hohe Aufklärungsquote gehabt. Nicht zuletzt, weil er die Zusammenarbeit seiner Mitarbeiter stets gut organisiert hatte.
    Er trug einen einfachen, ausgeleierten Trainingsanzug, der seine guten Zeiten längst hinter sich gelassen hatte. Nur bei den Schuhen war er genau: Lediglich die besten hatten eine Chance, seine Füße einschnüren zu dürfen. So gab es seit kurzem neue Schnick-Schnack-Schuhe mit einer eingebauten Luftpumpe, die den

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