Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)
schrie Schröder aus Leibeskräften.
Bauer begriff. Er riss die Felle von seinen Laufflächen und schmiss sich in seine Bindungen, doch noch zögerte er.
"Los, fahr! Heli, fahr!", schrie Schröder und stieß sich ab. Mit beiden Beinen stand er leicht gehockt auf den gleitenden Brettern und merkte den Ruck, der ihn nach hinten zu reißen drohte. Doch seine Vorlage gab ihm so viel Kraft, dass er leicht an den vorderen Leinen ziehen konnte, die dafür sorgten, dass der Schirm sich aufbäumte und gierig nach Luft schnappte. Durch die Eintrittsöffnungen an der Kante strömte die Luft in die Stoffkammern. Der Schirm blähte sich auf wie eine riesige Matratze. Das Segel stellte sich jetzt genau über Schröder, der in diesem Augenblick nach oben sah und wusste, dass es ihn tragen würde. Doch noch stand er auf Skiern. Er gewann an Fahrt. Sein Gewicht und die zunehmende Geschwindigkeit verliehen dem Schirm die Kraft, den Piloten durch den Sog, den die gerundete Keilform der Matratze erzeugte, nach oben zu ziehen: Schröder flog. Doch wohin?
Der Hubschrauber ließ sich aus der Luft fallen, als hätte jemand einen Faden durchgeschnitten, an dem ein Mobile gehangen hätte. Nachdem er sich wieder gefangen hatte, schwebte er in ihrer Höhe, etwa einen halben Kilometer entfernt. Dann machte er einen Anflug auf die beiden und eröffnete das Feuer.
Als Schröder in der Luft war, wurde er nach oben gerissen. Der Aufwind am Grat war so stark, als würde Schröder in einem Lift hocken, der ihn so stark beschleunigte, dass er seinen Magen deutlich spürte. Im Nu hatte er die Höhe des Berggipfels erreicht.
Der Hubschrauberpilot hatte anscheinend nicht damit gerechnet, dass es den Gleitschirmflieger so schnell verblasen würde und wandte sich deshalb dem Skifahrer zu.
Schröder beobachtete, wie Bauer heftig nach vorn geschleudert wurde. Er überschlug sich unaufhörlich und hinterließ eine weithin sichtbare rote Spur im weißen Schnee. Schröder schrie so laut, dass seine Stimme das Pochen des Rotors zu übertönen schien.
Sofort wendete der Hubschrauber und verfolgte ihn. Schröder war kurz vor der Panik. Er war verloren, das spürte er. Er konnte sich nicht wehren, hing hilflos in der Luft, frei zum Abschuss wie eine Tontaube. Dann erkannte er seine Chance: die Wolke. Es war Wahnsinn, was er jetzt dachte, aber es war besser, als wehrlos erschossen zu werden.
Der Aufwind riss ihn unaufhörlich in die Höhe. Er sah nach oben. Das Segel zuckte und zappelte hin und her, die Schnüre hielten ihn fest wie Fäden eine Marionette. Unter ihm ratterte der Hubschrauber, der unaufhörlich höher kam. Schröder zog an der rechten Steuerleine und lenkte direkt in die Richtung der mächtigen Gewitterwolke. Plötzlich sah er, wie der Schirm an der rechten Seite eingeklappt wurde, als hätte eine riesige Hand von oben drauf gehauen. Er zog die Steuerleine ganz durch, ließ sie wieder aus, und sogleich strömte Luft in die Kammern zurück, um sie wieder prall wie Ballons zu füllen. Jetzt war er in den riesigen Saugmotor des Thermikschlauchs unter der Gewitterwolke hineingeflogen. Die Wolke stand über ihm.
Der Schirm setzte seine Himmelfahrt mit unglaublicher Geschwindigkeit fort. Schröder war klar, was das bedeutete: Die Wolke würde ihn in sich hineinziehen, sie würde ihn bis über viertausend Meter hinaufschleudern. Die Wolke zu überlisten war jedoch die einzige Möglichkeit, dem Hubschrauber zu entrinnen, dessen Pilot es niemals wagen würde, dem Gleitschirmflieger in die Hölle der Wolke zu folgen.
*
Der Mann wischte das Messer an Barbara Meissners Hose ab, dem einzigen Kleidungsstück der jungen Frau, das noch nicht komplett mit Blut getränkt war.
"Bist du wahnsinnig? Wer hat dir gesagt, dass du sie umbringen sollst? Du hattest ihr nur zu entlocken, was sie wusste. Jetzt ist sie wertlos für uns. Du bist der letzte Idiot!", schrie der Fahrer.
"Halts Maul, oder dir ergeht es nicht besser als ihr!" Der Mann verließ das Auto und sah sich um. Niemand war in der Nähe. Er zog die Leiche der jungen Frau vom Rücksitz und schleifte sie über den schlammigen Boden in den nahen Wald. Dort ließ er sie achtlos liegen. "Los, schaufel sie zu!", herrschte er den Fahrer an.
Der Fahrer stolperte fassungslos in den Wald, wo er Barbaras Leiche mit Boden und Laub bedeckte. Als er zuletzt in ihr entsetztes Gesicht sah, spürte er seine Tränen, die ihm in die Augen schossen. Warum hatte dieses Schwein das getan? Er verwischte die Spuren so gut
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