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SchrottT (German Edition)

SchrottT (German Edition)

Titel: SchrottT (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Post
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Stunde seine Fender und würde bis zum Beginn des Konzerts vermutlich nur damit aufhören, wenn er aufs Klo ging.
    Blondy war die Einzige, die sich mit Unterstützung des Wandspiegels um ihr Äußeres kümmerte.
    Der Club war verdammt klein, dafür laut Lars-Peter seit Tagen restlos ausverkauft. Die Bühne war mangels Lichtanlage mit bunten Girlanden geschmückt worden, die Colin während des Konzerts unsystematisch zerreißen würde. Über jeder Tür hing ein Kruzifix, und der Besitzer des Clubs hatte Programmzettel verteilt, die das Konzert unter das Motto »Heute keinen Psalm« stellten.
    Bisher war Colin noch kein Improtext eingefallen, mit dem er dieses Zitat konterkarieren konnte, ohne von der Schweizergarde abtransportiert zu werden. Er blätterte lustlos in einer Bibel, die er in einer Ecke gefunden hatte.
    »Also gut«, sagte Lars-Peter und rieb sich die Hände. Nach einem Seitenblick auf die statuenhaften Gardisten zeigte er über die Schulter und fuhr fort: »Ich musste dem Vertreter des Landesbischofs ein paar Zugeständnisse machen, aber nichts, was eure künstlerische Entfaltung stören würde.«
    »Zugeständnisse?«, fragte Colin.
    »Nun …« Lars-Peter suchte den Raum mit den Augen nach einer passenden Formulierung ab. »Keine Ketzerei, dass das klar ist.«
    »Bitte?«, machte Colin und sah von seiner Bibel auf.
    Der Manager ignorierte ihn und wandte sich an James Bond. »Sicherheitsverwahrung für jegliche, äh, unangemessene Substanzen. Vorübergehend nur, niemand will uns bestehlen.«
    Von diesem Moment bis zum Beginn der Show verzichtete James darauf, seine Gitarre zu stimmen. Er starrte geradeaus, als wolle er sich für einen Posten bei der Schweizergarde empfehlen. Kurz vor dem Konzert ging er schnell aufs Klo, wie er es immer tat. Der Rest des Abends verging in verzerrten Akkorden, donnernden Rhythmen und gebrüllten Versen, bis zur Zugabe.
    Verschwitzt und fahrig zog Colin ein dünnes Papier aus der Hosentasche. Eine Seite aus der Bibel. Es fiel ihm schwer, die kleinen Buchstaben zu entziffern, während James Bond die Saiten in E-Moll klingen ließ, zersägt vom ersten Fußeffekt und in unendliche Weiten verlegt vom zweiten.
    »Ein fauler Mensch ist wie ein Mistklumpen«, zischte Colin, bemüht, wie weihevolles Jammern eines Priesters zu klingen. »Wer ihn aufhebt, muss sich die Hände abwischen!«
    Das Publikum fing an zu johlen, als wummernde Bassdrums einsetzten.
    »Das Leben des Narren ist schlimmer als der Tod«, intonierte Colin. James Bond wechselte zu A-Moll und klimperte dazu mit der dünnen E-Saite. Colin drehte das Blatt um. »Fliehe vor der Kirche wie vor einer Schlange«, donnerte er, »denn wenn du ihr zu nahe kommst, so sticht sie dich!« Er stieg auf die Monitor-Box, die vor ihm stand, und beugte sich dem Publikum entgegen. »Die Gottlosen gehen zwar auf einem gepflasterten Weg …« Er wartete ein unerwartetes Drum-Crescendo ab, dann schloss er: »… aber an seinem Ende ist der Abgrund der Hölle! Der Abgrund der Hölle!«
    Das Publikum echote das letzte Wort, und mit einem weiteren Crescendo endete der Song.
    Während das Publikum klatschte und johlte, sah sich Colin fluchtbereit um. Aber die Schweizergarde stand unbewegt da, anscheinend hatte niemand etwas an den leicht modifizierten Zitaten aus dem Buch Sirach auszusetzen.
    Natürlich spielte SchrottT als Letztes ihren größten Hit, und während die Fans langsam ihre mitgebrachten Heiligenscheine schwenkten, sang Colin sein Lied wie nie zuvor.
Meine Mama weiß nicht, that I’m here
Augen hinter Kameras all around
Die wissen Bescheid, bescheider noch als wir
Früher, früher we were free.

Long shadows cover those who hide
Im Schattenland, that different used to be
Wisst ihr Freunde, ich leb auch hier
Früher, früher we were free.

Wahrheit ist der price der Macht
We many have nur distrust and have fear
Die ollen Griechen hatten so was wie Demokratie
Früher, früher we were free.
     
    In der Garderobe hatten sich die Schweizergardisten auf geheimnisvolle Weise vermehrt. Ein purpurn gewandeter Mönch stand dazwischen und empfing die Band mit wüsten Beschimpfungen.
    »Wir haben euch vertraut, euch Heim und Publikum und unsere Freundschaft angeboten! Und ihr tretet, bei Gott, diese mit Füßen, als wäret ihr nicht besser als der Sud aus Satans Seelensuppen- und Toilettenschüssel.«
    Blondy drückte sich eng an Colin. »Was will der?«, flüsterte sie.
    »Reden«, entgegnete Colin. »Hoffentlich nur das. Ich

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