Schülerin der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
handelte, auch etwas mehr über sich erfahren. Die Wörter, die sie gewählt hatte, ihr Ausdruck, der Erzählstil, das alles sagte doch auch etwas über sie aus.
Lena lachte und nickte. »Kein Problem. Die von dir geschriebenen Biographien liegen in allen größeren Buchhandlungen aus.« Lena zog fürsorglich die Decke etwas höher, so dass auch Janines Schultern verdeckt waren. »Ich werde dir helfen, so gut ich kann. Das verspreche ich dir. Erwarte aber bitte keine Wunder.«
Janine wusste das. Geduld. Sie brauchte vor allem Geduld. Aber sie war auch fest entschlossen, das schwarze Loch aus ihrem Kopf zu verbannen. Sie musste ihre Meinung über Lena Gruber ändern. Sie hatte ein gutes Herz, daran gab es für Janine keinen Zweifel mehr.
»Janine Keller«, wiederholte sie ihren eigenen Namen, in der Hoffnung, dass ihr irgendetwas daran bekannt vorkam. Aber das war nicht der Fall. Es war ein x-beliebiger Name. Einer, den sie genauso gut durch das Zufallsprinzip im Telefonbuch hätte ausfindig machen können.
»Werde ich mich jemals wieder erinnern?«, fragte sie besorgt. Der Gedanke war einfach schrecklich.
Lena nickte ernst. »Davon bin ich überzeugt. Und das hier wird dir dabei helfen.« Sie hielt eine kleine bauchige Flasche mit unzähligen Pillen darin hoch, die grünlich schimmerten und nicht gerade gesund aussahen. Eher wie Kaubonbons. »Dieses Medikament fördert die Gedächtnisleistung und soll schon bei vielen Patienten geholfen haben, die ihre Erinnerungen vollständig verloren hatten.«
»Die hast du von Doktor Meierson?«
Lena nickte. »Die sind noch recht neu auf dem Markt, aber schon zugelassen, hat er mir versichert. Ich denke, wir können auf seinen Erfahrungsschatz vertrauen. Außerdem warst du immer eine Kämpferin. Wenn du dich an einer Sache festgebissen hattest, dann hast du nicht lockergelassen. Und diese Kämpferin steckt auch jetzt noch in dir.« Janine war Lena dankbar dafür, dass sie ihr Mut machte und an Wunder glaubte. Es stärkte sie. Und dennoch fingen ihre Augen unwillkürlich an zu brennen.
Lena ergriff ihre Hand, hielt sie fest und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »He, Süße. Ich bin für dich da. Du bist nicht allein, hörst du.«
Janine nickte und schluckte die aufsteigenden Tränen hinunter.
»Ich weiß, ich kann mir nur schwer vorstellen, was du gerade durchmachst. Und dennoch komme ich nun mit meinen klugen Ratschlägen daher, aber so bin ich, und so wirst du mich auch neu kennenlernen.« Sie zwinkerte. »Der Unfall war wohl sehr schlimm, und wir können von Glück sagen, dass es ›nur‹ dein Gedächtnis erwischt hat.«
Lena hatte sicher recht. Mein Gott, sie hätte ja auch tot sein können!
»Wie es zu dem Unfall kam, wird die Polizei mit Hilfe von Zeugen klären«, fuhr Lena fort. »Es gibt da wohl noch ein paar Unklarheiten.«
»Ich werde da leider nicht helfen können, denn ich erinnere mich nicht an einen Unfall.«
»Das erwartet auch niemand von dir.« Lena lächelte aufmunternd. »Wir gehen die Sache langsam an. Schritt für Schritt. Jeden Tag wirst du etwas Neues über dich erfahren. Und ich verspreche dir, es sind viele gute Dinge darunter.«
Sie musste trotz ihrer Lage lächeln. Allmählich war sie froh, diese ausgeflippte Freundin an ihrer Seite zu haben. Irgendwie gelang es Lena, ihr das Selbstvertrauen zurückzugeben und ein Gefühl, eine Sicherheit, dass sie die Situation schon irgendwie würde meistern können.
Ein halbes Jahr später …
Janine Keller kannte sich, ihre Biographie, ihre Geschichte. Doch das waren nur leblose Fakten. Eine Hülle. Ein Körper ohne Fleisch und Blut. Ihr Gedächtnis war nicht zurückgekehrt, und die Ärzte in den Berliner Spezialkliniken, die sie regelmäßig aufsuchte, machten ihr keine großen Hoffnungen, obwohl sie ihre Medikamente nahm.
Zumindest das Gefühl der Fremdheit des eigenen Selbsts klang mit jedem weiteren Tag mehr ab. Das machte ihr Mut. Sie hatte wieder ihre alte Wohnung bezogen. Ein merkwürdiges Gefühl war das gewesen, diese fremden Räume zu betreten, die bunten Farben an den Wänden zu sehen, die der alten Janine offenbar zugesagt hatten, der neuen aber nicht wirklich gefielen. Auch dafür hatte Lena eine Lösung parat gehabt. In einer Wochenendaktion strichen sie deshalb die Wände neu, und zwar in Farben, die sich die neue Janine ausgesucht hatte.
»Schließlich sollst du dich hier wohl fühlen«, hatte Lena gesagt.
Mindestens zweimal die Woche trafen sich die beiden Frauen.
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