Schütze meine Seele: Soul Screamers 4 (German Edition)
nächsten Moment, und ich ging auf direktem Weg zur Sporthalle, wo Nash meistens die letzte Stunde verbrachte, jetzt, wo die Football-Saison vorbei war.
Ich suchte die Tribüne ab, und hin und wieder ließ ich den Blick zu den verschiedenen Schülergruppen schweifen, die sich in der Halle aufhielten, einige unterhielten sich, andere trainierten Basketball. Doch Nash entdeckte mich, bevor ich ihn gefunden hatte. „Hey“, rief er, als er aus dem Umkleideraum der Jungen kam und auf mich zuging. „Was ist los?“, fragte er, als ich ihm bedeutete, mir in Richtung der schweren Eingangstür zu folgen, wo wir uns ungestört unterhalten konnten. „Emma hat gesagt, du bist auf einmal aus der Französischstunde verschwunden. Wie in ‚Spurlos verschwunden‘.“
„Ich hatte einen außerplanmäßigen Zwischenstopp in der Unterwelt, eine kleine Aufmerksamkeit unserer allseits geliebten Mara.“
„Verdammt, Kaylee, das tut mir so leid.“ Er fuhr sich frustriert mit der Hand durch die Haare. „Geht’s dir gut?“
Ich zuckte mit den Achseln und versuchte, ihn nicht merken zu lassen, wie stinkwütend ich tatsächlich war. Und wie viel Angst ich gehabt hatte. Als wäre es keine große Sache, dass seine Ex mich beinahe unter die Erde gebracht hatte. Mehrfach.
„Ein bisschen verklebt …“ Ich zupfte an dem langsam eintrocknenden Fleck auf der Rückseite meines T-Shirts. „Aber ansonsten so weit okay. Und, ehe du fragst, ja, es stimmt, ich habe sie verdächtigt, die Verursacherin von diesem ganzen Chaos hier an der Schule zu sein. Aber ehrlich gesagt finde ich es doch ein klein wenig übertrieben, dass sie mich deshalb gleich auf einen Ausflug schickt, der mit ein bisschen Pech mein letzter hätte sein können.“
„Ich rede mit ihr …“, versprach er und zog seinen Rucksackhöher auf die Schulter.
„Spar dir die Mühe, wir haben im Augenblick größere Probleme, um die wir uns kümmern müssen.“
„Welche?“
„Erkläre ich dir, sobald wir Sabine gefunden haben“, sagte ich. „Nur so viel: Ich habe mitbekommen, dass Avari und eine ziemlich unsympathisch aussehende Helliondame irgendwas vorhaben. Er hat sie Invidia genannt. Ich glaube, sie ist ein Hellion der Eifersucht.“
„Das klingt nicht gut“, sagte Nash, mit dem Rücken an die Wand gelehnt, und ich konnte praktisch seine Gedanken von seinem Gesicht ablesen, während er eins und eins zusammenzählte. „Also … diese Invidia hat ihm geholfen, den Blizz loszutreten?“
„Jupp.“ Ich blickte durch die verglaste Tür zum Flur hinaus. Wir mussten uns beeilen. Aber mitten in den menschenleeren Gängen ein Schwätzchen über Unterwelt-Angelegenheiten zu halten, würde uns nicht nur in Schwierigkeiten bringen, sondern womöglich auch in Gewahrsam. Bei den Geschehnissen in letzter Zeit ging Goody wahrscheinlich kein Risiko ein und ließ kurzerhand alle, die sich auch nur irgendwie merkwürdig verhielten, zur Sicherheit verhaften, wofür auch immer. Die von Schülerlärm erfüllte Sporthalle war eine viel bessere Wahl, wenn man unbemerkt bleiben wollte. „Ich glaube, die Energie, die Invidia beigesteuert und in unsere Welt eingespeist hat, hat sich hier in Form von heftigen Eifersuchtsgefühlen manifestiert.“
„Daher die ganzen Schlägereien und alles.“
„Genau. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie darauf aus waren, dass ich Sabine für all das verantwortlich mache.“
„Weil du eifersüchtig auf sie bist?“, fragte Nash mit einem verständnisvollen Nicken, bei dem sich mir die Nackenhaare aufstellten.
„Ich bin nicht eifersüchtig auf sie! Ich finde bloß, dass sie in deinem Bett nichts zu suchen hat, und schon gar nicht um zwei Uhr morgens.“ Okay, vielleicht war ich ein kleines bisschen neidisch wegen dieser speziellen Einzelheit.
Ich sah zu der riesigen Uhr, die über den hinteren Reihen der Tribüne hing, und mein Herz klopfte schneller. Ein Viertel der letzten Stunde war schon vorbei. Uns lief die Zeit davon. „Hör zu, du musst Sabine finden und dann mit ihr zu Todd und mir in den Hof kommen.“
„Kein Problem.“
Draußen im Flur trennten wir uns und schlugen verschiedene Wege ein. Er ging nach rechts, zu dem Klassenraum, in dem Sabine ihre sechste Stunde hatte, und ich in die entgegengesetzte Richtung. Ich steuerte meine Geschichtsklasse an, wobei ich mich auf den letzten Metern an der Wand entlangschlich, sodass ich durch die angelehnte Tür nach Emma sehen konnte, ohne von Coach Rundell gesehen zu werden, der
Weitere Kostenlose Bücher