Schütze meine Seele: Soul Screamers 4 (German Edition)
eine große, zischelnde Pfütze bildete. Ihre Augen glühten neongrün, und ihre Hände waren zu Klauen geworden, mit langen, an den Enden gebogenen Krallen.
Sabine sah von Invidia zu mir, zu Avari, dann zurück zu mir, und der innere Konflikt, der sich in ihr abspielte, war ihr förmlich ins Gesicht geschrieben. Sie wollte Emma nicht zu einem grauenhaften Schicksal verdammen. Aber ebenso wenig wollte sie Nash verlieren, und Avaris Vorschlag erschien ihr offenbar sehr viel besser zu sein als das, was Invidia ihr versprach.
Dann blickte sie zu Nash und sah, wie der Schmerz die Farben in seinen Augen aufwirbelte, und ich wusste, was sie sagen würde, noch bevor sie den Mund öffnete.
„Also schön, hier.“ Sie schubste Emma nach rechts von sich fort. Avari ließ Nash los und gab ihm einen Stoß, sodass er in die entgegengesetzte Richtung wankte.
Ich rannte auf Emma zu. Sie stolperte und fiel auf die Knie. Am anderen Ende des Raums krümmte Nash sich vor Schmerzen und taumelte beinahe zu Boden. Sabine lief zu ihm, die Arme ausgestreckt.
Und bevor eine von uns ihr Ziel erreicht hatte, hallte ein ohrenbetäubendes Grollen von den Wänden wider. Invidia kam auf mich zugestürmt, die Klauen hoch erhoben.
Ich schlug einen Haken nach links, und sie machte genau dieselbe Bewegung, zehn Meter entfernt, während sie wutentbrannt kreischte.
Avari entfesselte ein unmenschliches Brüllen aus seiner Kehle, erzürnt darüber, einen anderen Hellion seiner Beute so nah kommen zu sehen. Er stampfte mit dem rechten Fuß auf wie ein Riese, der die Erde erbeben lassen wollte. Peitschende Fäden aus Frost schossen unter der Sohle seines schwarzen Schuhs hervor und rasten auf Invidia zu. Sie erwischten sie genau in dem Moment, als sie nach mir greifen wollte. Ich wich erschrocken zurück.
Eine blaue Frostschicht umhüllte Invidias Haut, ihre Haare hörten auf zu tropfen und waren auf der Stelle zu einem starren Gebilde aus überlappenden Eiszapfen gefroren. Ihre Klauen streckten sich noch immer nach mir aus, nur Zentimeter von meinem Gesicht entfernt, in der Bewegung erstarrt.
„Kaylee!“ Es war Todd. Er stand im hinteren Teil des Raums, wild gestikulierend, um auf sich aufmerksam zu machen.
„Hol Emma und bring sie von hier weg!“, rief ich ihm zu. Er nickte. Avari versuchte sich Emma zu schnappen, doch Todd tauchte an ihrer Seite auf, und einen Augenblick später waren sie auch schon verschwunden.
Avari brüllte noch einmal und musterte mich dann aus zusammengekniffenen Augen. Rechts von mir knisterte und knirschte es – Invidia versuchte, sich aus ihrem eisigen Gefängnis zu befreien. Avari näherte sich mir, langsam, wie ein Jäger, der sich an seine Beute heranpirscht.
Ich schloss die Augen, um meinen Schrei heraufzubeschwören. Doch bevor auch nur ein einziger Ton über meine Lippen kam, rief Nash aus der anderen Ecke des Raums: „Hey, undwir? Willst du uns nicht mehr?“
Avari blieb stehen. Er blickte zu mir, dann zu Nash und Sabine, und ich erkannte den Ausdruck auf seinem Gesicht.
Gier. Pure, konzentrierte Habsucht. Er wollte uns alle. Aber selbst ein Hellion kann nicht an zwei Orten gleichzeitig sein, also musste er eine Entscheidung treffen.
Das Knacken brechenden Eises wurde lauter. Dann zerbarst es, zuerst an Invidias Armen, und blauweiße Eisstücke flogen umher. Ich trat instinktiv zu. Mein Fuß traf sie mitten in den Bauch, und sie taumelte rückwärts und fiel zu Boden. Als sie mit dem Kopf aufschlug, brachen drei ihrer Zähne aus dem Unterkiefer, und mehrere gefrorene Haar-Kegel knickten ab und schlitterten über den Boden auf Nash und Sabine zu.
„Sabine, spring endlich!“ Sie schaute kurz zu Avari, dann bückte sie sich und hob einen der vergifteten Eiszapfen auf. Schließlich nahm sie Nashs Arm.
„Nein, warte!“, schrie er, doch da sprang sie schon. Und er mit ihr.
Ich versuchte erneut, mich auf mein Wehklagen zu konzentrieren. Avari rannte auf mich zu, während sich Invidias Klaue um meinen Knöchel schloss. Ich versuchte sie abzuschütteln, doch sie ließ nicht locker. Ich schnappte mir einen der abgebrochenen Zähne und rammte ihn ihr ins linke Auge.
Sie schrie auf und schlug beide Klauen vor ihre Verletzung. Ich war frei und versuchte verzweifelt, den Schrei auszulösen. Aber er kam nicht. Ich hatte zu viel Angst, um an einen anderen Tod als meinen eigenen zu denken.
Dann legten sich plötzlich zwei starke, warme Arme von hinten um mich. „Hab dich“, flüsterte Todd mir ins
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