Schütze meine Seele: Soul Screamers 4 (German Edition)
schließlich keine Schuld. Anders sah es da schon mit den Begleitumständen aus. Zum Beispiel mir nicht zu erzählen, was vor sich ging, und schlimmer noch, nicht einmal den Versuch zu unternehmen, zu verhindern, dass es ein zweites Mal passierte. Und ein drittes. Und mich in Bezug auf seinen Dämonenatem-Konsum dreist anzulügen. Ach, und nicht zu vergessen, seine Suggestivkraft gegen mich einzusetzen.
Alec kannte praktisch jedes kleine Detail des ganzen Dramas – sogar die, von denen Emma und mein Dad aus gutem Grund keinen Schimmer hatten –, denn ich brauchte jemanden zum Reden, der wusste, wo und was in der Unterwelt aus dem Ruder lief. Der aber Nash nicht sofort zum Staatsfeind Nummer eins erklären würde, damit ich mich besser fühlte, ehe ichmir überhaupt selbst darüber klar geworden war, was ich jetzt nach all dem für ihn empfand oder auch nicht. Alec war der Einzige, der als verschwiegener Kummerkasten infrage kam. Zum Glück wurde mein Vertrauen in ihn nicht enttäuscht, sondern er machte seine Sache sogar ausgesprochen gut.
„Hm, ja. Ich kann mir ein Leben ohne ihn einfach nicht vorstellen, und ich will’s auch nicht.“ Nur über den Weg traute ich ihm nicht mehr, und egal was Nash mir bedeutete, solange ich das nicht wieder konnte, war es unmöglich für mich, ihm wirklich zu verzeihen. Ich seufzte und malte mit dem Finger einen senkrechten Streifen in die wie Eis aussehende Kondenswasserschicht, die sich außen an meinem Glas gebildet hatte. „Wahrscheinlich dachte ich, wenn wir beide drüber hinweg sind, finden wir wieder zueinander, und alles ist gut. Damit, dass aus heiterem Himmel seine Exfreundin in der Stadt auftaucht und mir dazwischenfunkt, hab ich irgendwie nicht gerechnet …“ Ich schluckte den Klumpen aus bitterer Eifersucht runter, der mir im Hals steckte. „Es hat wehgetan, sie zusammen zu sehen.“
Sie teilten eine Vergangenheit, von deren Existenz ich nicht einmal gewusst hatte. Eine Vergangenheit, die sie miteinander verband, die meinen Platz in Nashs Leben bedrohte und mir ein Gefühl der … Überflüssigkeit gab. Und dabei war es nicht nur um Sex gegangen. Sie hatten sich schon gekannt, bevor Todd starb. Also praktisch seit einer Ewigkeit. Ob Nash zu der Zeit sehr viel anders gewesen war als heute? Hätte ich ihn da auch sofort sympathisch gefunden? Oder ihn in die Schublade „Idiot“ gesteckt?
Hätte er damals zugelassen, dass ein Hellion von Sabine Besitz ergriff? Würde er es jetzt tun?
„Und dieser Traum, den ich hatte …“, begann ich, brachte es aber nicht über mich, die Bilder in Worte zu fassen. Vor aller Welt so erniedrigt und mit einem eiskalten Lächeln abserviertzu werden von jemandem, der behauptete, mich zu lieben – das war eine völlig neue Dimension von Horrorvorstellungen, und allein die Erinnerung daran ließ mich in eine Art innere Schockstarre verfallen.
„Todd hat erzählt, dass die beiden wie besessen voneinander waren. Und nun platzt sie wieder in sein Leben, und dazu kommt, dass es nie eine richtige Trennung zwischen ihnen gegeben hat. Sie wird wohl kaum so großmütig sein und einfach das Feld räumen, oder?“
Alec zuckte mit den Achseln. „Da bin ich überfragt. Ich habe keine nennenswerte Erfahrung mit Mädchen aus dieser Welt. Du bist die Erste, mit der ich seit den letzten sechsundzwanzig Jahren rede. Aber Besessenheit, damit kenne ich mich aus – Avaris unermüdliches Streben danach, sich deiner Seele zu bemächtigen, dürfte dir ein Begriff sein?“
„Ja, da klingelt was …“ Meine Finger schlossen sich krampfhaft um das Glas, und ich nahm einen großen Schluck, um schnell das bei dem Gedanken daran neu aufkeimende Entsetzen zu ertränken, das sich in meiner Magengegend regte.
„Na ja, Fakt ist, egal ob sie von ihm besessen ist oder ihn tatsächlich liebt – oder beides: Du hast sicher recht, und sie wird ihn dir nicht kampflos überlassen“, stellte Alec sachlich fest, als ich schließlich das Glas absetzte. „Aber das ist im Grunde genommen etwas Gutes.“
Ich blinzelte ungläubig. „In welchem Paralleluniversum gilt es als etwas Gutes, dass Nashs Ex ihn wiederhaben will und im Ernstfall wahrscheinlich über Leichen geht, um das zu erreichen? Genauer gesagt über meine?“
Gelassen lehnte sich Alec in die Sofakissen zurück. „Betrachte ihr Vorhaben als eine zweite Meinung zu der Frage, wie viel Aufwand er wert ist. Wenn sich die Mühe nicht lohnen würde, mit ihm zusammen zu sein, würde sie ihn dann nicht
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