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Schulaufgaben

Schulaufgaben

Titel: Schulaufgaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Allmendinger
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darf Kinder nicht zu früh trennen, braucht eine angemessene Pädagogik. Die Leistungen von Alex kamen erst, als man ihn selbstständig lernen ließ. In Projekten, in Gruppen und mit Lehrern, die er fragte, wenn er nicht weiterwusste.
    Die Geschichte von Erkan führt aus anderen Gründen zur gleichen Erkenntnis. Erkan rannte selbst los, hatte aber eine Sprache und einen familiären Hintergrund, die ihn ausbremsten. Die Lehrer waren sich unsicher, die Eltern wussten nicht recht. Die Schule muss Kinder länger zusammen lernen lassen. Vielfalt wollen und unterstützen. Und sich selbst bei der Beurteilung mehr Zeit geben.
    Jenny lehrt, dass wir Übergänge im Blick behalten müssen. Der Kindergarten half ihr, doch dann kam sie zurück in ihren Stadtteil. Von da an zählten nur noch ihre Clique und deren Anerkennung. Wir brauchen Bildungsketten: Schulen, Jugendämter, Jugendzentren und Jobcenter müssen viel enger zusammenarbeiten, Warnsignale früh erkennen und rechtzeitig reagieren. Alex und Erkan hätten Jenny wunderbar helfen können, sie einbezogen und mitgenommen, wenn sie gemeinsam in einer Schule gelernt hätten und nicht in unterschiedliche Stadtteile und Schulformen gebracht worden wären.
    Laura führt ein Leben am Rande. So hart es klingt: Sie hatte trotzdem Glück. Über viele Jahre musste ich beobachten, wie sehr das Leben von Menschen mit Einschränkungen am seidenen Faden des Zufalls hängt. Lauras Eltern haben sich um ihr Kind gekümmert. Das tun die meisten Eltern. Aber Lauras Eltern taten noch mehr: Sie haben sich durchgesetzt, Hilfen erstritten und Lauras Gesundheitszustand dadurch wesentlich verbessert. Das tun nicht alle Eltern. Es können auch nicht alle. Letztlich führten die kleinen Einschränkungen von Laura aber dazu, dass die ganze Familie sich laufend durchsetzen musste, dass sie ihre Netzwerke und Freunde verlor und selbst etwas ins Abseits rückte. Der Umbau unserer
Schulen zur besseren Integration von Kindern mit Einschränkungen ist dringend nötig. Die Vorarbeiten dazu laufen, bislang jedoch nur schleppend. 2
    Sechs Schulaufgaben lassen sich formulieren, die wir gemeinsam zum Wohle unserer Kinder lösen müssen. 3
    1. Wissen ist nicht alles: Fertigkeiten und Fähigkeiten entfalten
    »Non scholae, sed vitae discimus«, heißt es immer wieder. Nicht für die Schule, sondern fürs Leben lernen wir. Dabei hatte Seneca den Satz im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung anders formuliert. »Non vitae, sed scholae discimus«, schrieb er. Nicht fürs Leben, für die Schule lernen wir. Eine deutliche Kritik an der Schule schon damals. Wir dürfen und müssen heute für ein langes Leben lernen. Das tun wir in der Schule, jedoch nicht nur dort. Auch die Familie, der Freundeskreis, die Sportvereine, die Jugendgruppen und die Medien sind wichtige Orte. Auf keinen Fall darf es dabei eine zu scharfe Arbeitsteilung geben nach dem Motto: Die Schule ist für die kognitiven Kompetenzen zuständig, alle außerschulischen Lernorte übernehmen den großen Rest. 4 Leitwerte und Schlüsselkompetenzen kann man auch lehren und erlernen. In der Schule brauchen sie einen herausragenden Platz.
    Wir müssen die Unterrichtsformen ändern. Demokratie lehren und lernen, Werte, kulturelle und soziale Kompetenzen vermitteln und die Bereitschaft schulen, Verantwortung zu übernehmen. Unterrichtsinhalte dürfen wir nicht zu früh verengen. Über ein langes Leben hinweg müssen wir immer wieder auf ihnen aufbauen können. Wir müssen auch, aber nicht nur, bei der Aus- und Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern ansetzen. Es bedarf großen Könnens, aus Vielfalt großen Nutzen für alle zu ziehen. Es lohnt sich.
    2. Von Vielfalt profitieren: Länger miteinander lernen dürfen
    Nach Hunderten von Jahren läuft die »Pädagogik der Vielfalt« in Deutschland noch immer ins Leere. »In heterogenen Gruppen erfolgreich miteinander umgehen und miteinander handeln können«, so lautet eine von drei Schlüsselkompetenzen, die der OECD wichtig sind. Learning by doing , Lernen durch Handeln, heißt ein zentraler Grundsatz der Pädagogik. Wie soll das in einem gegliederten System geschehen, das auf Homogenität setzt? Wie sollen dort alle Schülerinnen und Schüler lernen, Menschen aus anderen sozialen und kulturellen Gruppen anerkennend und respektvoll zu begegnen? Wie sollen die Lehrerinnen und Lehrer ohne entsprechende Ausbildung diese Schlüsselkompetenzen vermitteln? Und wie sollen an den Rand sortierte Gruppen die

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