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Schulaufgaben

Schulaufgaben

Titel: Schulaufgaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Allmendinger
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aufeinander abstimmen, dass aus einem schulpolitischen Flickenteppich eine Bildungspolitik aus einem Guss werden kann. Eine neue Form des kooperativen Föderalismus muss die Ziele anspruchsvoller stecken und braucht neue Instrumente, die über den heutigen kooperativen Föderalismus hinausgehen. Deutschland braucht eindeutig mehr und nicht weniger Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern in der Bildungspolitik.

    Bildungspolitik muss als Mehrebenenaufgabe verstanden werden. Impulse des Bundes könnten dringend benötigte Reformen im Bildungswesen anstoßen – dies zeigt nicht zuletzt das Ganztagsschulprogramm. Allerdings wird es nicht ausreichen, neue Zuständigkeiten für den Bund zu schaffen und die kooperativen Strukturen zu stärken. Damit allein lassen sich die Probleme nicht lösen. Bildungspolitische Maßnahmen müssen folgen. Für eine erfolgreiche Weiterentwicklung des deutschen Bildungssystems bedarf es nicht zuletzt konkreter bildungspolitischer Zielsetzungen und eines entschlossenen gemeinsamen Handelns.
     
    Erst spät in meinem Leben habe ich erfahren, wie häufig meine Großväter miteinander telefonierten. Zwei ältere und ganz verschiedene Männer, die zudem das Telefon nicht liebten, haben kooperiert. Große Flächenstaaten wie Kanada und Länder mit wenigen Millionen Einwohnern wie Finnland zeigen, dass eine Verständigung auf gemeinsame Bildungsziele auch bei großen sprachlichen, räumlichen und kulturellen Unterschieden möglich ist. Die Menschen danken es ihnen.

Unsere Schulaufgaben
    Im Sommer 2012 traf ich Alex, Erkan, Laura und Jenny wieder. Jeden allein, denn sie haben nichts mehr miteinander zu tun. Sie begegnen sich selten, und wenn, dann zufällig und nur kurz. Ihre Wege kreuzen sich kaum noch. Als ich ihnen einzeln gegenübersitze oder mit ihnen durch die Straßen der norddeutschen Stadt gehe, frage ich mich: Hätte ich mir vor fünfzehn, zehn oder fünf Jahren vorstellen können, wie sich die vier entwickeln würden? Hatte ich damals Frauen und Männer vor meinem inneren Auge, die den jungen Menschen gleichen, die jetzt neben mir hergehen?
    Natürlich waren diese Lebensverläufe in gewisser Weise vorhersehbar. Ich kannte die Statistiken und die Wahrscheinlichkeiten. Gleichzeitig hatte ich naiv darauf vertraut, dass diese Prognosen bei den vieren nicht zutreffen, dass sie die Ausnahmen von der Regel sein würden. Sie sind ja im Laufe der Zeit gewissermaßen auch meine Kinder geworden. Ich kenne sie, begleite sie, weiß um ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten. Doch ich hatte mir bei allen vieren ein falsches Bild von ihrer Zukunft gemacht.
     
    Aus Alex ist ein junger Mann geworden, der sicher auf beiden Beinen steht. Er blickt voller Selbstvertrauen und Gewissheit in die Zukunft. Demnächst wird er sein Abitur ablegen. Mich interessieren seine Pläne: »Weißt du schon, wie es dann weitergeht?« Alex lacht und kommt ins Erzählen: »Ich will Forscher werden, Neuroscience. Aber ich habe Chemie nicht als
Leistungsfach, nur Biologie. Jetzt muss ich erst den Bachelor machen, in Biologie oder Psychologie. Medizin ginge auch. Gerade schreibe ich meine Bewerbungen. Willst du mal sehen?« Er zieht Prospekte aus seiner Tasche: Cambridge, Bath, University College London, alles markiert, auch Berlin. »Ich war gerade an der Charité und habe mit einigen Wissenschaftlern vom Fach gesprochen.« Ich bin platt. Er redet, als stünde ihm die Welt weit offen und als wisse er das auch ganz genau.
    Niemals hätte ich das gedacht. Ohne den Schutz seines Elternhauses und der Lehrer wäre er im Alter von zehn Jahren nicht auf ein Gymnasium gekommen. Und falls doch, hätte er sich bis zum Abitur gequält oder die Schule vorher geschmissen. Er brauchte seine Zeit. Erst als Sechzehnjähriger wurde Alex zum Selbstläufer. Auf einer Schule im Ausland, die zunächst Geschwindigkeit und Druck herausnahm, ihn erst einmal kennenlernte. Die ihm auch andere Lernformen anbot und ihn mit einer ganz anderen Pädagogik unterrichtete. Alex traf auf viele helfende Hände. Jetzt arbeitet er von sich aus und leistet viel. Seine Beurteilung hat er sich verdient. Doch ohne Hilfe von Eltern und Schule hätte er nie die Möglichkeit gehabt, diese Fähigkeiten an sich zu entdecken.
     
    Als ich Erkan treffe, sprudelt er über vor Glück. Er erzählt von seiner wunderbaren Freundin, die er mir auch gleich vorstellt. Die beiden wollen heiraten und wünschen sich bald Kinder. Erkans Eltern sind stolz auf ihren Jungen. Nach einiger

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