Schulaufgaben
Bewusstsein müssen wir in die Fläche tragen und weiter stärken.
Wir müssen uns also darüber verständigen, was Schülerinnen und Schüler können sollten. Wir brauchen Rahmenpläne, Maßstäbe oder Standards, ganz gleich wie wir das Ergebnis nennen. Sind diese gemeinsamen Richtlinien gefunden, brauchen Schulen aber die Freiheit, Lehrerinnen und Lehrer selbst auszuwählen, Materialien und Unterrichtsformen selbst zu bestimmen. Je nach Standort benötigen die Schulen unterschiedlich viel Geld. Eine Brennpunktschule etwa muss viel stärker und intensiver mit den Schülerinnen und Schülern arbeiten als eine Schule in einem Stadtteil, wo sich eben auch die Eltern kümmern können. Autonomie ist eine große Herausforderung. Die Schulleiterinnen und Schulleiter müssen entsprechend ausgebildet sein. Wir brauchen hier richtige Organisationstalente, deren erster Blick den Schülerinnen und Schülern gilt. Auch das kann man lernen.
5. Zum Wohle unserer Jugend: Mehr Geld für die Bildung
Geld allein macht noch kein gutes Bildungssystem aus und sorgt nicht für gute Bildungsergebnisse. Das zeigen einfache Vergleiche: Im OECD-Durchschnitt liegen die Ausgaben pro Schüler im Primar- bis zum Tertiärbereich bei 9900 US-Dollar. 5 Finnland investiert durchschnittlich 9500, Deutschland 9100 US-Dollar. Beide Länder geben also weniger aus als andere. Der Abstand zwischen ihnen ist gering und erklärt sicher nicht die unterschiedlichen Bildungsergebnisse. Schaut man sich die Zahlen jedoch genauer an, wird deutlich, dass sich Deutschland vor allem in den frühen Schuljahren stark zurückhält, wo für die Kinder ein kompensatorisches Lernen am nötigsten ist. Sind die Kinder dann auf die verschiedenen
Schulformen verteilt, investiert unser Schulsystem mehr. Konkret: In den Primarschulen und in der Sekundarstufe I gibt Deutschland weniger als Finnland pro Schüler aus. Der Unterschied liegt bei 1200 beziehungsweise 3500 US-Dollar zugunsten der finnischen Schüler. In der Sekundarstufe II gibt Deutschland wesentlich mehr als Finnland aus: Der Unterschied liegt bei 3100 US-Dollar zugunsten der deutschen Schülerinnen und Schüler. 6 Sicher, in die Kosten fließen auch die jeweiligen Lehrergehälter mit ein, doch das ist Ausdruck einer Bildungspolitik, die historisch gewachsen ist, aber nicht mehr dem heutigen Erkenntnisstand entspricht.
Ein weiterer Punkt ist mir wichtig: die Verteilung finanzieller Mittel über und innerhalb der Bundesländer. Finanzschwache Bundesländer und Brennpunktschulen müssen mehr Geld und damit einen größeren Gestaltungsrahmen erhalten. Zum Wohle unserer Kinder brauchen wir einen solidarischen Föderalismus.
Wir müssen bis 2015 das selbst gesteckte Ziel erreichen, 10 Prozent des Bruttosozialprodukts in Bildung und Forschung zu investieren. Wir brauchen mehr Geld in unserem Bildungssystem. Wir müssen umsteuern und gerade die frühen Schuljahre stärker als bislang finanzieren. Sozialräumlich besonders geforderte Schulbezirke lassen sich mittlerweile sehr einfach identifizieren. Ihnen sollten wir nach Kräften helfen.
6. Gemeinsam sind wir stark:Alle Akteure miteinander vernetzen
Inhalte, Strukturen, Zeit, Kreativität und Geld – diese Schulaufgaben bilden ein einheitliches Programm. Mit ihm wird das Ziel verfolgt, eine Infrastruktur aufzubauen, welche mit gut qualifiziertem und gut bezahltem Personal unsere Kinder bildet. Eltern übernehmen dabei die wichtigste Rolle, Unterstützung
muss ihnen daher sicher sein. Die vielen Akteure und Einrichtungen im Bildungsverlauf der Kinder müssen miteinander vernetzt werden, sodass wir mit langem Atem und viel Zeit die Kinder unterstützen und ihnen helfen können. Hierzu benötigen wir die Zusammenarbeit ganz unterschiedlicher Institutionen und Professionen. So wird es gelingen, mehr Kinder als bisher besser zu bilden. Wir schenken ihnen dadurch mehr gemeinsame Zeit, ob in der Kita, im Kindergarten oder in der Schule. Reformpädagogische Ansätze werden greifen und dazu führen, dass unsere Gesellschaft allen eine Chance gibt und möglichst wenige Kinder zurücklässt. Die Umsetzung dieses Programms wird viel kosten. Doch der Ertrag ist hoch. Nicht nur, wenn wir ihn in der Währung von Glück und Zufriedenheit messen.
Die Bundesregierung hat bereits viele Qualifizierungsprogramme aufgelegt, auch solche, die eine Vernetzung über Raum und Zeit ausdrücklich fördern. Viele Stiftungen engagieren sich und arbeiten zusammen für eine bessere Bildung
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