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Schuld währt ewig

Schuld währt ewig

Titel: Schuld währt ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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nicht auf morgen verschieben. Sicherheitshalber drehte er mit der ISO -Einstellung die Lichtempfindlichkeit der Kamera höher. So konnte er auch bei wenig Licht gute Aufnahmen machen.
    Kaum war er damit fertig, rührte sich im Haus gegenüber etwas. Die Lichter im Architekturbüro verlöschten. Einen Augenblick später wurde weiter unten in der Straße der SUV gestartet. Wenn er Glück hatte, würde der Fahrer die Abkürzung nehmen. Wer rücksichtslos parkte, fuhr auch so.
    Eugen öffnete das Fenster, griff nach der Kamera und machte sich bereit. Kälte drang ins Zimmer. Die Tür im Haus gegenüber wurde geöffnet. Flade trat heraus. Er hielt sein Handy ans Ohr gepresst und blieb einen Moment telefonierend auf dem Gehweg stehen.
    Der SUV blinkte und parkte aus. Eugen konzentrierte sich auf das Fahrzeug, fokussierte es im Sucher und folgte ihm. Im Gegensatz zu Flade war der Halter ein Energiesparer. Die Scheinwerfer blieben aus. Dunkel war es ja noch nicht. Bei Zwielicht war Beleuchtung nicht zwingend vorgeschrieben.
    Der Wagen fuhr am Fenster vorbei. Inzwischen überquerte Flade die Straße. Mit der einen Hand noch immer das Handy am Ohr, mit der anderen zog er die Wagenschlüssel aus der Manteltasche. Das Auto fuhr auf den Mann zu. So langsam sollte der mal vom Gas gehen, dachte Eugen. Instinktiv drückte er den Auslöser, da hörte er schon den dumpfen Aufprall. Adrenalin schoss durch seinen Körper. Der Zeigefinger blieb auf dem kleinen Knopf. In rascher Folge klickte es. Flade wurde auf die Straße geschleudert und Sekundenbruchteile später überrollt. Bremslichter leuchteten auf. Der SUV hielt an. Niemand stieg aus. Eugen fotografierte noch immer. Das Fahrzeug fuhr an, als sei nichts geschehen, und verschwand durch die Einbahnstraße. Stimmen wurden laut. Aus der Bäckerei kam eine Frau gelaufen. Ein Radfahrer stoppte. Jemand schrie, man solle einen Notarzt rufen. Eugen schloss das Fenster und zog die Gardinen vor. Nummer 1000 hatte er im Kasten. Seine Hände zitterten.
    Aus dem Kühlschrank holte er die Flasche Wein und schob das Kassler in die Mikrowelle.
    Was genau war eigentlich passiert?
    Während sein Essen aufgewärmt wurde, trank Eugen auf den Schreck einen Obstbrand und sah sich dann auf dem Display die Aufnahmen an.
    Der Wagen war nicht schnell gefahren. Seiner Schätzung nach etwa vierzig, vielleicht etwas mehr. So brachte man niemanden absichtlich um. Da gab man richtig Gas, wollte sicher sein, dass es auch klappte, und vor allem verschwand man schnellstens und machte am besten vorher die Nummernschilder unkenntlich.
    Flade hatte telefoniert, war also abgelenkt gewesen, und außerdem hatte er dunkle Kleidung getragen. Vermutlich hatte der Fahrer des SUV ihn in der Dämmerung übersehen und Flade hatte das Fahrzeug nicht bemerkt.
    Tragisch. Schrecklich. Ein furchtbares Unglück. Eugen trank noch einen Obstler.

3
    Gemeinsam mit Gina verließ Dühnfort das Polizeipräsidium. »Sollen wir erst zu Marcello gehen, oder willst du dich gleich ins Gewühl stürzen?«
    »Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.« Gina schmunzelte. »Ein Espresso ist doch ein gutes Ziel beim Marathon durch die Möbelhäuser.«
    »Ich dachte eher an Doping vor dem Start.«
    Gina erklärte sich kurzentschlossen zur Anti-Doping-Beauftragten, versprach aber, bei akuten Entzugserscheinungen seinerseits Milde walten zu lassen. »Neuerdings gibt es ja an jeder Straßenecke drei Coffeeshops.«
    Als sie die Fußgängerzone erreichten und aus dem Blickfeld ihres Arbeitsplatzes verschwanden, glitt seine Hand für einen Moment in ihre.
    Gina, die eigentlich Regina hieß, wie sie ihm neulich nach Abnehmen eines Schweigegelöbnisses anvertraut hatte, war nicht nur seine Kollegin, gute Freundin und vor allem seine Lebensretterin, die ihn aus dem eiskalten Starnberger See gezogen hatte. Seit beinahe vier Monaten waren sie auch ein Paar. Ein heimliches, dessen Beziehung außerdem keinen leichten Start gehabt hatte.
    Während einer Ermittlung im Sommer hatte Dühnfort bemerkt, dass er sich nach mehr sehnte als nur Ginas Freundschaft. Doch er hatte seinen Gefühlen nicht getraut und sich zurückgezogen, obwohl er wusste, was sie für ihn empfand. Ich wäre lieber mit dir gestorben, als ohne dich zu leben. So, nun weißt du das! Zornig hatte sie ihm diese Worte an den Kopf geworfen. Bei dieser Erinnerung musste er lächeln. Sicher die ungewöhnlichste Liebeserklärung, die er je erhalten hatte. Nun ja, viele waren es ohnehin nicht gewesen. Und das

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