Schuld war nur die Badewanne
plötzlich Hagelkörner auf die beiden herunterprasselten. Bei näherer Betrachtung entpuppten sie sich zwar als Reis, aber der war viel unangenehmer, weil beständiger. Schnee schmilzt bekanntlich.
»Seid ihr denn wahnsinnig geworden!«, brüllte Schorsch, der gar nichts abgekriegt hatte. »Wo soll ich denn einen Staubsauger hernehmen? Ich kann das Auto doch nicht in diesem Zustand abliefern!«
»Wieso Staubsauger?« Trudchen guckte böse. »Den Reis werdet ihr schön aufsammeln und verbrauchen. Vor dem Kochen muss er doch sowieso gewaschen werden!«
»Bin ich Aschenputtel?«, schimpfte Schorsch, die Körner vom Fahrersitz wischend. »Dazu haben wir doch sowieso keine Zeit mehr. Wer war überhaupt das Rindvieh, das auf diese idiotische Idee gekommen ist?«
»Kein Rindvieh, ein Nashorn!«, sagte Margit und hielt Nili in die Höhe.
»Man sollte dieses Vieh endgültig ersäufen!«
»Nützt nix, es kann schwimmen.« Extra für die Hochzeit hatte Nili lange Hosen bekommen sowie ein Jeanshemd in Babygröße 62 , hatte mit an der Tafel sitzen dürfen und äußerte jetzt den durch Margit ausgesprochenen Wunsch, das Brautpaar auf seinem Kurztrip zu begleiten.
»Wir haben lediglich ein Doppelzimmer gebucht und nicht auch noch den ganzen Swimmingpool!«, sagte Hannes, schmiss das lila Stofftier aus dem Wagen und forderte Schorsch auf, endlich loszufahren.
»Nicht, bevor ich nicht weiß, wie ich die Reisplantage aus dem Auto kriege!«
»Mit dem Staubsauger natürlich.« Steffi drückte ihn zurück auf den Sitz. »Wir lassen dir den Schlüssel zu unserer Wohnung da, dort findest du nicht nur einen Hoover, sondern auch noch dreißig Meter Verlängerungskabel! Die reichen bis zur Straße. Und jetzt tritt endlich aufs Gas, sonst verpassen wir doch noch den Zug!«
Wir winkten dem Wagen hinterher, bis er um die Ecke bog, dann sammelte Margit ihr Nilpferd aus dem Staub und stellte aufatmend fest: »Na also, meine Idee war doch gar nicht so schlecht!«
Sie sah uns, die wir verständnislos um sie herumstanden, lachend an. »Irgendwie mussten wir doch an den Wohnungsschlüssel herankommen! Da ist uns das mit dem Reis eingefallen.«
»Wer ist denn wir?«, fragte ich.
»Na, Schorsch und ich, und ich finde, er hat seine Rolle nur ein ganz kleines bisschen übertrieben.«
»Also war das alles eine abgekartete Sache? Was habt ihr denn überhaupt vor?«
»So genau wissen wir das noch nicht«, kicherte sie, »aber ungeschoren kommen uns die beiden nicht davon! Die Sache damals mit Nilis angeblicher Geburtstagsfeier ist nämlich noch nicht verjährt!«
Richtig, die Pizzaschachteln, die vielen leeren Sektflaschen und die getürkten Rechnungen.
Wie zu erwarten, waren die Meinungen über das geplante, jedoch noch nicht genau zu definierende Vorhaben geteilt. Trudchen war generell dagegen, Karl meinte, solange nichts kaputtginge, solle man die Freunde doch gewähren lassen, und das restliche Jungvolk beschloss sofort, sich an der Aktion zu beteiligen. Außer Sascha natürlich, der mit der Weisheit des fortgeschrittenen Alters auf seine anderthalb Köpfe kleinere Nastassja herabblickte und beruhigend meinte: »Lass sie doch! Sie werden bestimmt keine Gelegenheit haben, ähnliche Spielchen auch mit uns zu treiben.«
Nanu, was sollte denn das heißen? Es klang so merkwürdig prophetisch, so, als würde uns die nächste Hochzeit schon ins Haus stehen. Als sich die beiden verabschiedeten, weil sie noch vor dem einsetzenden Wochenendverkehr die Autobahn erreichen wollten, stellte Sascha ihren baldigen Besuch in Aussicht.
»Leider hatten wir kaum Gelegenheit zum Reden, und überhaupt solltet ihr Nastassja näher kennenlernen können. Und sie euch! Aber wenn es geht, nicht wieder alle auf einem Haufen!« Sprach’s, öffnete seiner immer noch reichlich schüchternen Begleiterin die Beifahrertür, war ihr beim Einsteigen behilflich, schloss die Tür wieder, setzte sich hinters Steuer, winkte noch einmal und schoss mit einem Kavalierstart davon.
»Flegel!«, sagte Rolf, den aufgewirbelten Staub von seinen Hosenbeinen reibend, bevor er mich zweifelnd ansah. »Was hältst du denn von seiner Blondine?«
»Woher soll ich das wissen? Ich habe ja kaum drei Sätze mit ihr gewechselt. Aber sie ist hübsch und bis über beide Ohren in Sascha verliebt. Sie himmelt ihn doch regelrecht an.«
»Siehst du, eine kluge Frau lernt eben beizeiten, ihren Mann zu bewundern!«
Es war genau zehn Minuten nach sieben Uhr morgens, als am darauffolgenden
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