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Schuld war nur die Badewanne

Schuld war nur die Badewanne

Titel: Schuld war nur die Badewanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Fernsehen gab es einen alten Bette-Davis-Film, den ich mir nie im Beisein der Mädchen ansehen dürfte (dürfen schon, aber nicht wollen, die heutige Jugend schluchzt bei E.T. und findet zarte Liebesszenen von vor vierzig Jahren lächerlich – bei mir ist es genau umgekehrt!), und dann hatte ich auch noch meinen uralten ausgeleierten Trainingsanzug an (jawohl, der heißt wirklich so, denn als ich ihn gekauft habe, nannte man Jogging noch »Dauerlauf«), in dem ich nach Ansicht meiner Töchter aussehe wie eine trächtige Kuh. »Was wollt ihr denn hier?«
    »Erst mal duschen«, sagte Nicki, »und dann schlafen. Passt dir das etwa nicht?«
    Natürlich passte mir das nicht. Hatte ich nicht auch mal das Recht, faul im Sessel zu liegen und gar nichts zu tun? Hund Otto, der sich schon in seiner Ecke zur Nachtruhe zusammengerollt hatte, war wieder munter geworden, freute sich laut bellend über den nicht mehr erwarteten Besuch und bezog schweifwedelnd Posten vor der Haustür. »Der Hund muss raus!«, sagte Katja.
    »Der muss nicht, der will bloß. Und zwar mit euch!«
    »Das denkt er sich auch nur! Wir haben heute ja wohl unser Laufpensum erfüllt.«
    »Im Gegensatz zu dir«, ergänzte Nicki. »Wenn ich dieses Stilleben hier so sehe …«
    Na schön, in meinem Sessel lag die Kuscheldecke, auf dem Tisch standen ein Glas Wein und ein Schälchen mit Erdnüssen, dazu mein kleidsames Outfit … »Tut mir leid, aber in dieser Aufmachung kann ich nicht mehr auf die Straße.«
    Die Antwort war ein süffisantes Grinsen. »Warum denn nicht? Draußen ist es stockdunkel, und wenn du einen Mantel drüberziehst, kannst du dich sogar in die Nähe von Straßenlaternen wagen.«
    Was blieb mir anderes übrig? Nach einem Blick in den Spiegel nahm ich mir allerdings vor, die Laternen zu meiden. »Jetzt sehe ich wirklich aus wie eine trächtige Kuh!«
    »Wie
eine???
«
     
    Bei Nicki dauerte es nicht mal drei Tage, dann war ihre Wohnung betriebsfertig. Freunde, die etwas Technisches studieren, sind mitunter recht nützlich, das merkte ich wieder mal, als ich zwecks Begutachtung des neuen Heims zum Nachmittagskaffee geladen war. Sämtliche Lampen hingen, alle elektrischen Geräte waren angeschlossen und funktionierten, sogar der Fernseher war schon neu programmiert worden. Erstaunlich! Im Laufe meiner Ehe bin ich ungefähr ein Dutzend Mal umgezogen und hinterher immer glücklich gewesen, wenn ich schon nach zwei Wochen auf Anhieb das Heftpflaster fand, weil Rolf endlich den Medizinschrank angedübelt hatte, oder wusste, wo ungefähr im Keller die Kiste mit den Gläsern stand. Die waren auch noch nicht ausgepackt, denn das Regal mit dem Barfach musste erst aufgebaut werden, und dazu wiederum brauchte Rolf den Werkzeugkoffer, den er bis dahin angeblich noch nicht gefunden hatte. Vielleicht auch nicht hatte finden wollen, denn seine handwerklichen Fähigkeiten stehen in umgekehrtem Verhältnis zu seiner technischen Ausrüstung. Jedenfalls waren die männlichen Nachbarn, die ich schließlich entnervt um Hilfe gebeten hatte, immer ganz begeistert gewesen.
    »Irgendwas fehlt doch noch!« Nach der ausgiebigen Besichtigung, die sogar die gemauerte Mülltonnengarage eingeschlossen hatte, hatten wir wieder im kombinierten Wohn-Arbeits-Zimmer Platz genommen. »Ich weiß nicht, was, aber sonst ist immer etwas da gewesen, das jetzt nicht mehr da ist.«
    »Du meinst sicher den Schreibtisch«, sagte meine Tochter, »den habe ich in Heidelberg gelassen. Jetzt brauche ich einen größeren, da hilft alles nichts. Wo soll ich sonst den Computer hinstellen?«
    »Wozu muss eine Lehrerin einen Computer haben?« Eine an sich berechtigte Frage, denn soviel ich weiß, gibt es noch keine Software, die selbständig Aufsätze korrigiert. Allerdings hätte ich diese Frage besser nicht stellen sollen, denn die nächste halbe Stunde verging mit der Aufzählung all dessen, was so ein PC kann. »Wann schaffst
du
dir endlich einen an?«
    »Nie!«, sagte ich sofort, und das hätte ich auch nicht machen sollen, denn nun zählte Nicki all das auf, was der Computer für
mich
tun könnte. Sie war gerade bei den
Shortcuts
angekommen, als es läutete. Gott sei Dank! Ich hatte noch nie etwas von
Shortcuts
gehört und auch kein Bedürfnis danach. Immerhin hatte ich vor einiger Zeit erst den Umstieg von der manuellen auf die elektrische Schreibmaschine bewältigt, und damit wollte ich es genug sein lassen. Selbst da gibt es eine ganze Menge Tasten, deren Funktion ich bisher nicht

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